SV Unterweissach Tennis bekommt neues Vereinsheim

Seit dem vergangenen Jahr hat der Weissacher Fußballverein ein neues Vereinsheim, nun unterstützt die Gemeinde auch den SVU Tennis bei einem Neubau. Etwa 800000 Euro soll das Projekt kosten, davon wird die Gemeinde rund 560000 Euro tragen. Nicht alle Räte heißen das gut.

SV Unterweissach Tennis bekommt neues Vereinsheim

Das mittlerweile stark sanierungsbedürftige Vereinsheim wurde 1986 als Fertighaus erworben. Archivfoto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Applaus brandete in der Unterweissacher Gemeindehalle auf, nachdem der Gemeinderat entschieden hatte: Das Vereinsheim des Sportvereins Unterweissach Tennis (SVU) wird, mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde, neu gebaut. Zahlreiche Tennisspielerinnen und Tennisspieler waren gekommen, um bei der Entscheidung dabei zu sein und um den ersten Vorsitzenden Sven Gürtler, den Kassenwart Michael Hahn und Horst Schlehner vom Bauausschuss seelisch und moralisch zu unterstützen. Die drei Männer hatten in der jüngsten Gemeinderatssitzung noch einmal dafür geworben, das stark in die Jahre gekommene Vereinsheim nicht nur sanieren zu lassen, sondern eine neue Heimat für den SVU Tennis mit seinen rund 220 Mitgliedern zu erschaffen.

Die Unterstützung der Gemeinde wäre für beide Varianten notwendig gewesen. Denn allein kann der Verein die Kosten nicht tragen. Dass das 1986 als Fertighaus erworbene Vereinsheim mittlerweile stark sanierungsbedürftig ist, das steht für alle Beteiligten außer Frage. Unter anderem müssten die Ölheizung und die Abwasserleitungen überholt werden, das Dach hat undichte Stellen, die Wärmedämmung ist unzureichend, es schimmelt.

Für das Projekt Neubau hatten sich Sven Gürtler, Michael Hahn und Horst Schlehner bereits bei einer Sitzung des Gemeinderats im vergangenen November starkgemacht. Bei der folgenden Diskussion hatten einige Räte mit Blick auf die Zukunft den Neubau befürwortet, andere hatten sich angesichts der hohen Kosten – die Gesamtkosten für den Neubau werden auf über 800000 Euro geschätzt – eher für eine Sanierung ausgesprochen. Diese hätte rund 480000 Euro an Kosten verursacht. Eine Entscheidung wurde im November aber nicht getroffen. Stattdessen trug die Gemeindeverwaltung dem Verein auf zu überprüfen, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt, welche Eigenleistung vom Verein selbst erbracht werden kann und wie hoch der Betrag ist, den die Gemeinde noch übernehmen müsste.

Diese Zahlen waren in der Tagesordnung der jüngsten Sitzung enthalten. Demnach wird der SVU Tennis zehn Prozent der geschätzten Gesamtkosten von 803250 Euro übernehmen, also 80320 Euro. Vom Württembergischen Landessportbund (WLSB) wird mit einem Zuschuss von fünf Prozent, 40170 Euro, gerechnet. 15 weitere Prozent möchte der Verein über ein Darlehen in Höhe von 120490 Euro finanzieren. Die restlichen 70 Prozent, 562270 Euro, soll die Gemeinde stemmen. Passieren sollte das der Vorlage zufolge über ein weiteres Darlehen, das ebenfalls vom Verein aufgenommen werden sollte. Statt mehr als eine halbe Million Euro auf einmal würde die Gemeinde somit zirka 25000 Euro jährlich als Vereinsförderung an den SVU Tennis überweisen, um den Kredit abzubezahlen.

Um der Bank Sicherheit zu garantieren, sei eine Kreditausfallbürgschaft durch die Gemeinde für den Anteil des Darlehens notwendig, der vom Verein allein finanziert wird (15 Prozent der Kosten). Als weitere Absicherung müsse ein Erbbaurechtsvertrag über das Grundstück der Gemeinde, auf dem sich das Vereinsheim befindet, geschlossen werden. „Sollte die Finanzierung platzen, würde das Grundstück an die Bank übergehen“, so Kämmerer Alexander Holz.

Die Gemeindeverwaltung plädierte – auch aufgrund etwaiger Mehrkosten, die bei der Sanierung entstehen könnten – für den Neubau. 70 Prozent der Baukosten seien auch dem SV Unterweissach Fußball für sein Vereinsheim bewilligt worden. SVU-Tennis-Vorstand Sven Gürtler argumentierte mit dem Thema Sicherheit. „Wir würden mit einer Sanierung ein hohes Risiko eingehen“, sagte er. „Brauchen wir dann in zehn Jahren wieder Geld von der Gemeinde?“ Es sei „fünf vor zwölf“, das Projekt anzugehen, fügte Kassenwart Michael Hahn hinzu. Seit der Novembersitzung sei das Zinsniveau für einen zehnjährigen Kredit um gut einen Prozentpunkt gestiegen: „Wir gehen gerade so an die Grenzen, das Projekt zu realisieren.“ Horst Schlehner brachte noch einen weiteren Grund für einen Neubau hervor. Dieser solle auch von den Weissacher Vereinen und Institutionen der Gemeinde, die keine eigenen Räumlichkeiten haben, bei Bedarf und nach Absprache kostenlos genutzt und von den Bürgern gemietet werden können.

Gemeinderat Markus Gentner (Liste Weissacher Bürger, LWB) erkundigte sich danach, wer dafür zu stehen komme, falls es zu höheren Baukosten kommen sollte. Diese müsste der Verein stemmen, erklärte Kämmerer Holz. Die Kosten für die Gemeinde seien gedeckelt.

Ein Neubau sei das einzig Richtige, sagte Carl Höfer (CDU/FWV): „Bei einer Sanierung würde der Verein auch finanziell ans Limit gehen und dann wissen wir nicht, wie es in zehn Jahren aussieht.“ Er setzte sich außerdem dafür ein, dass nicht der Verein, sondern die Gemeinde das Darlehen aufnehmen solle, da diese es zu günstigeren Konditionen bekomme. Hochgerechnet auf 30 Jahre Laufzeit würden so knapp 100000 Euro gespart. „Natürlich hätten wir dadurch auf einmal 500000 Euro mehr Schulden. Aber das Geld würden wir sowieso ausgeben – der einzige Unterschied wäre, dass es nicht im Haushalt drinsteht, wenn wir es so wie in der Vorlage machen.“ Die Zuschauer stimmten dem mit Applaus zu.

„Das, was ich jetzt sage, wird keinen Beifall auslösen“, meldete sich Thomas Obermüller (LWB) nach Höfer zu Wort. Er habe das Projekt von Anfang an kritisch gesehen: „Meiner Wahrnehmung nach sind die fetten Jahre bei uns vorbei – auch wenn die Gründe vielleicht nicht in der Gemeinde liegen.“ Er tue sich „wirklich schwer, da g’schwind zuzustimmen“, mehr als eine halbe Million Euro auszugeben. Das Tennisheim halte er für „nice to have“: „Wir haben in der Gemeinde Räume für Vereine.“ Das Geld gehe zudem an eine einzelne Gruppe, die Ausgaben müsse jedoch die ganze Gemeinde tragen. Das sei nicht gerecht in der heutigen Situation.

Der Vorschlag von Carl Höfer wurde in die Beschlussvorlage aufgenommen. Bei der folgenden Abstimmung stimmte das Gros der Räte für den Neubau. Markus Gentner und Jan Hutzenlaub (LWB) enthielten sich. Obermüller stimmte dagegen. Bei der gesonderten Abstimmung über den Erbbaurechtsvertrag, den die Gemeinde mit dem Verein abschließen soll, enthielt sich Obermüller, alle anderen stimmten dafür.