Täglich gießen gegen die Trockenheit

Die anhaltende Hitze stellt das Team des Baubetriebshofs der Stadt Backnang vor eine große Herausforderung. Zwei Mitarbeiter und ein externer Dienstleister sind täglich unterwegs, um Beete, Grünflächen und Bäume vor dem Austrocknen zu bewahren.

Täglich gießen gegen die Trockenheit

Philipp Friese vom Baubetriebshof gießt seit fünf Wochen täglich die städtischen Grünflächen. Fotos: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Backnang. Seit fünf Wochen ist Philipp Friese, Mitarbeiter des Baubetriebshofs in Backnang, bereits frühmorgens unterwegs. Auf seinem Wagen steht ein 600 Liter Wasser fassender Tank. Mit einer Pumpe und einem Wasserschlauch bekämpft er die Spuren, welche die anhaltende Trockenheit an Bäumen, Grünflächen und Blumenbeeten hinterlässt.

Insgesamt 15 Mitarbeiter des Baubetriebshofs sind für die Pflege der Grünflächen verantwortlich, denn zur reinen Bewässerung kommen auch noch Aufgaben wie Rasenmähen, das Zurückschneiden von Hecken und Straßenbegrenzungen sowie das Instandhalten von Grünstreifen und 64 Spielplätzen. „Es sind viele einzelne kleine Flächen zu versorgen, in der Summe ergibt das ganz schön viel Arbeit“, sagt Rafael Bidlingmaier, der Leiter des Baubetriebshofs. Denn neben der Kernstadt Backnang gibt es noch fünf Stadtteile, die ebenfalls versorgt werden wollen.

Und wenn die aktuell anhaltende Trockenperiode es fordert, fahren zwei Mitarbeiter eben jeden Tag zum Gießen raus, ebenso wie zusätzlich eine externe Firma.

Planung und Pflege gehen Hand in Hand

Für die Konzeption und Planung der Anlagen ist das städtische Tiefbauamt zuständig. Amtsleiter Lars Kaltenleitner verrät, wie bei der Planung vorgegangen wird. „Wir überlegen, mit welchen Umwelteinflüssen die Pflanzen am jeweiligen Standort klarkommen müssen, und danach wird die Bepflanzung entschieden.“ Das ist natürlich vor allem an Straßenrändern ein wichtiges Kriterium. Er arbeitet eng mit dem ihm unterstellten Baubetriebshof zusammen, der dann für Pflege und Instandhaltung der Flächen verantwortlich ist.

Die hübschen Blumenbeete in der Innenstadt benötigen alle zwei Tage, die älteren Bäume einmal pro Woche Wasser, junge Bäume werden etwas öfter gegossen. Sie seien bei lang anhaltender Trockenheit anfälliger für Krankheiten und Schädlingsbefall, das war vor einigen Jahren ein großes Problem, wie Lars Kaltenleitner erklärt. Zudem können vertrocknete Bäume beim nächsten Sturm einfach umknicken und stellen eine Gefahr für ihre Umgebung dar. Auch dieses Szenario soll durch die Bewässerung verhindert werden.

Philipp Friese kennt sich durch seine Ausbildung in einer Baumschule gut mit hölzernen Gewächsen aus, im Team gibt es aber auch Fachleute für Zierpflanzen und Landschaftsgärtner. „Das Wissen ergänzt sich und man lernt immer wieder dazu.“

Und auch beim Gießen gibt es einiges zu beachten. Wenn der Boden zu trocken ist, verteilt sich das Wasser nur großflächig, dringt aber nicht tief genug bis zu den Wurzeln ein, verrät Rafael Bidlingmaier. Darum soll die erste Gießrunde den Boden so weit befeuchten, dass das Wasser der zweiten Runde den Baum auch wirklich an den Wurzeln erreicht und sich nicht einfach großflächig verteilt. Ungefähr 200 Liter Wasser benötigt der Baum, bis er in der nächsten Woche wieder gewässert wird. Wie schätzt man da beim Gießen die richtige Menge? „Ich zähle im Kopf ein bisschen mit, wenn ich wegen des hohen Grases den Gießrand der Bäume nicht sehe“, sagt Philipp Friese. „Und in meinen Tank passen insgesamt 600 Liter, das gibt auch einen Anhaltspunkt, je nachdem, wie viele Bäume gegossen werden müssen.“ Wenn der Tank leer ist, füllt ihn der 29-Jährige an einer der städtischen Leitungen wieder auf. So vergießt er zwischen zehn und 15 Tanks pro Tag.

Zum Teil kommt das genutzte Wasser jedoch auch aus der Kläranlage, erklärt Baubetriebshofleiter Rafael Bidlingmaier. „Das wird gereinigt und landet dann im 4 000-Liter-Tank einer Fremdfirma, die auch für die Bewässerung der Bäume zuständig ist.“
Zudem findet man inzwischen testweise an einigen Bäumen Baumbewässerungssäcke, in die zwischen 50 und 75 Liter Wasser hineinpassen und die den Baum dann stetig per Tröpfchenbewässerung benetzen sollen. In Maubach wird ausprobiert, ob das auch bei jungen Bäumen mit größerem Wasserbedarf für ausreichende Bewässerung sorgt.

Artenvielfalt bewahren

Automatische Gießsysteme könnten den Job der Grünpfleger ebenfalls erleichtern. Auf großen Flächen sind sie zwar eher nicht praktikabel, da Leitungen zum Teil auch unterirdisch verlegt werden müssen, doch die Hecke auf der Bleichwiese wird so bewässert und auch beim Stadtbalkon oberhalb des Backnanger Marktplatzes wurden Leitungen im Boden installiert. „Das hat sich dort auch wegen der Hanglage angeboten“, sagt Rafael Bidlingmaier. Könnte man bei Neubepflanzungen nicht mehr auf Klimaverträglichkeit achten und mehr Pflanzen setzen, die nicht so viel Wasser benötigen? Ganz verschwinden sollen die blühenden Pflanzen nicht, denn sie benötigen zwar meist relativ viel Wasser, um zu blühen, sind jedoch für allerlei Getier auch sehr wichtig. Doch während die Beetschiffe in der Innenstadt dreimal im Jahr neu bepflanzt werden und hauptsächlich schön aussehen sollen, versucht die Stadt Backnang mit Blühwiesen, Insekten auch weiterhin einen Lebensraum zu bieten, sagt der Leiter des Baubetriebshofs Rafael Bidlingmaier. Auf diesen Wiesen wachsen mehrjährige Wildblumen und einheimische Kräuter. Sie werden nur zweimal im Jahr gemäht, damit die Samen sich nach der Blütezeit wieder aussäen und sich so selbst vermehren können. So soll einer Vielzahl von Insekten und Bienen Nahrung und Unterschlupf geboten werden.

Auf einer bepflanzten Versuchsfläche vor dem Bauhof wird auch genau beobachtet, wie viele Bienen sich dort tummeln und was sie besonders anzieht. Das bedeutet laut Rafael Bidlingmaier zwar einen erhöhten Aufwand, man erhofft sich dadurch jedoch auch neue Erkenntnisse.

Seit mittlerweile elf Jahren ist Grünpfleger Philipp Friese schon in Backnang unterwegs und schätzt an seinem Job besonders die vielfältigen Aufgaben. Das Gießen ist nach fünf Wochen auch eintönig geworden und ihm fehlt der Kontakt zu seinen Kollegen. „Jetzt bin ich den ganzen Tag alleine unterwegs und stehe meistens in der prallen Sonne.“ Darum freut er sich auch wieder auf eine Zeit nach der Hitze.