Tango statt Tartanbahn

Von der Langstrecke aufs Parkett: Sabrina Mockenhaupt aus Metzingen über ihre Erfahrungen bei der Show „Let’s Dance“

Von Ewald Walker

Fernsehen - High Heels statt Turnschuhe: Die ehemalige Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt tanzt bei der RTL-Show „Let’s Dance“ – und hat die Zuschauer im Rücken.

Tango statt Tartanbahn

Reutlingen Es ist eine filmreife Szene: Hoch über den Dächern von Reutlingen tanzen die erfolgreiche Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt und ihr Partner Erich Klann in der Abendsonne Salsa. Sie trainieren für die RTL-Tanzshow „Let’s Dance“. Hier treten Prominente gemeinsam mit Tanzprofis gegeneinander an. Mockenhaupts Gegner in der zwölften Staffel sind unter anderem TV-Moderator Oliver Pocher, Handball-Weltmeister Pascal Hens und Barbara Becker, die Ex-Frau von Tennislegende Boris Becker.

High Heels statt Laufschuhe, Abendkleid statt Sportdress, Hüftschwünge statt geradeaus laufen: Läuferin Sabrina Mockenhaupt (38) hat sich auf ein neues Terrain gewagt. Die 45-fache deutsche Meisterin und Olympiateilnehmerin, die bislang auf Straße, Kunststoffbahn und im Gelände zu Hause war, tanzt nun freitagabends bei RTL Cha-Cha-Cha und Tango auf dem Parkett. „Tanzen ist eine Entdeckungsreise in das Innerste meines Körpers“, beschreibt Mockenhaupt ihre neuen Erfahrungen. Als Läuferin war sie Individualistin, als Tänzerin ist sie Teil eines Teams.

Am Anfang tat sich der 1,55 Meter kleine und 46 Kilo leichte Tanzfloh etwas schwer. Fehlende Eleganz, steife Bewegungen und zu wenig Hüftschwung wurde da kritisiert und gar eine Sexy-Debatte inszeniert. Das Publikum will geschmeidige Körper sehen, Eleganz und Sex-Appeal. Mockenhaupts Tanzpartner Erich Klann (31), Tanzlehrer mit eigenem Studio in Paderborn, ist ihre Versicherung auf dem Parkett. Bereits dreimal hat Klann die Show gewonnen, unter anderem mit der ehemaligen Weltklasse-Sportgymnastin Magdalena Brzeska aus Schmiden. Es gibt keine bessere Plattform als „Let’s Dance“, sagt der Profi. „Es ist eine Ehre für mich, mit Erich tanzen zu dürfen“, zeigt sich „Mocki“ in ihrem Siegerländer Dialekt demütig.

Nach der zweiten Sendung beklagte sie sich über die ungerechte Bewertung. Während in ihrer Sportkarriere die Stoppuhr das objektive Maß der Dinge war, muss sie sich jetzt der subjektiven Bewertung einer Jury aussetzten. Und die war bislang noch nicht von ihr überzeugt. Doch entscheidend für das Weiterkommen in die nächste Runde ist auch die Zuschauerabstimmung. Und da haben Mockenhaupt und Klann ein dickes Polster aus den sozialen Medien einzubringen: sie mit über 40 000 Followern, er mit über 80 000.

Tanzen macht viel Spaß, ist aber harte Arbeit. Vor der dritten Folge stand das Paar von Sonntag bis Mittwoch täglich neun Stunden auf der Tanzfläche in einem Reutlinger Studio. Am vergangenen Donnerstag ging es von den Dächern Reutlingens ins Kölner Studio zur Generalprobe.

Das Vertrauen auf den Partner bei den Schrittfolgen, Hebe- und Drehfiguren ist die Basis für erfolgreiches Tanzen. „Wir wollen unsere Tanzleistungen entwickeln“, gibt Klann seiner Partnerin Zeit, „ihre Laufleistungen wurde auch nicht von heute auf morgen geformt.“ Im letzten Sommer hat Mockenhaupt ihre Laufkarriere beendet und zog nach Metzingen, wo sie im Sommer heiraten wird. Tanzen ist für Sa­brina Mockenhaupt eine „Auszeit in ihrer sportlichen Entwicklung“. Nach ihrer Tanzepisode will sie zurück in den Sport. Möglicherweise als Trainerin.

„Let’s Dance“ ist für sie eine „Episode zum Genießen“. Dank ihres Selbstbewusstseins aus dem Sport und des großen Zuschauerzuspruchs schaffte das ungleiche Paar Mockenhaupt/Klann auch mit dem Salsa den Sprung in die nächste Runde. Vor der letzten Show hatte sie angekündigt: „Wir diskutieren nicht mehr über unsere Ausstrahlung, wir sind sexy.“ Am Sonntagmorgen trainierte sie in einem Kölner Studio für die nächste Show. Wirbelwind „Mocki“ ist jedoch realistisch: bis zum das Finale im Juni wird sie kaum durchtanzen, „in dieser völlig neuen Welt“.