„Tee ist ein super Magnet für Menschen“

Heute ist internationaler Tag des Tees. Für viele Menschen ist das Getränk ein beiläufiger Alltagsbegleiter, andere setzen sich etwas genauer mit den verschiedenen Sorten oder auch Heilwirkungen auseinander. Zwei Fachhändlerinnen aus der Region und eine Heilpraktikerin erzählen.

„Tee ist ein super Magnet für Menschen“

Zum Teetrinken gehört für viele auch ein hübsches Teeservice.

Von Anja La Roche

Weissach im Tal/Leutenbach. „Mich begeistert schon der Geruch, wenn ich reinkomme“, schwärmt Silke Müller-Zimmermann über den Tee in ihrem Laden in Unterweissach. „Da kommt man schon in eine gute Grundstimmung.“ Über 200 Sorten bietet sie im „Weissacher Teekesselchen“ an. Dabei ist ihr Laden nicht nur Verkaufsfläche, sondern lädt die Kunden ein, den Tee zu erleben. Kostenfrei können die Besucher in einer gemütlichen Sitzecke das heiße Getränk probieren, dabei die Ruhe genießen und ins Gespräch kommen. Das „Teekesselchen“ soll ein Ort der Begegnung sein. Und dafür eigne sich das schmackhafte Wasser wunderbar. „Tee ist ein super Magnet für Menschen.“

Heute ist der internationale Tag des Tees. Und passenderweise fällt er in eine Jahreszeit, in der das heiße Getränk noch beliebter wird unter den Deutschen: Das kalte Wetter und die Erkältungswellen kurbeln seinen Konsum an. Tee wird in Weissach schon seit über 20 Jahren verkauft, berichtet die Händlerin, zuerst unter dem Namen „Balis Teeschenke“ und seit neuneinhalb Jahren im „Teekesselchen“ der Weissacherin. Der Verkaufsschlager sei bei ihr der „Morgentau“, ein Grüntee mit Mango-Zitrus-Geschmack. Zweiter Favorit sei eine für Nichtkenner schon eher ausgefallene Mischung namens „Knusperhäuschen“, ein Früchtetee mit Popcorn und gebrannten Mandeln. Aber auch Sorten aus Kräutern, Ingwer und Rooibos seien beliebt. Eher selten verkauft Müller-Zimmermann hingegen den „Pu Erh“, einen Schwarztee aus China, der sehr erdig schmecke.

Über 300 Sorten bietet Regina Feiling

Ein weiterer Teeladen ist nicht weit entfernt und damit ebenso eine Anlaufstelle für viele Backnanger. In Leutenbach betreibt Regina Feiling schon seit 26 Jahren „Ina’s Teekännchen“. Alle Saisontees miteingerechnet bietet sie über 300 Sorten an. Schon als Jugendliche habe sie mit ihrer Freundin gerne Tee getrunken und das dann auch richtig zelebriert. „Ich liebe Grüntee“, erzählt Feiling. Gerade habe es ihr der „Uchiyama“ aus Japan angetan.

Über die Jahre hinweg hat die Leutenbacherin schon so einige Trends der Branche miterlebt. „Bei Kräutertees ist die Nachfrage sehr gestiegen“, sagt sie. Während es früher nur die klassischen Sorten gegeben habe, locken jetzt verschiedene Rezepte aus Altindien. Das sind ayurvedische Mischungen mit Gewürzen wie Kardamom und Zimt. Beliebt seien auch Kräutertees mit Fruchtanteil sowie säurearme Früchtetees wie der „Tropenhimmel“, in welchem Papaya und Mango enthalten sind. Hohe Nachfrage gebe es auch immer bei den roten Kindertees, berichtet die Verkäuferin. „Kinder wollen einfach eine rote Farbe.“

Feiling hat sich als langjährige Händlerin einiges Wissen über das beliebte Getränk angeeignet. Wichtig ist ihr, sich als Fachhändlerin von den Produkten aus dem Discounter abzugrenzen. Denn es gebe durchaus qualitative Abstufungen. So sollte die Zusammensetzung der Mischungen ausgewogen sein. Und die beigefügten Aromen sollten natürlich sein. „Da gibt es einen horrenden Unterschied“, betont die Händlerin. In der Discounterware würden zum Teil billige Aromen verwendet, die einen stechenden Geruch hätten oder in der Tasse ihren Geschmack verlieren würden. „Die Aromen sind eine Wissenschaft für sich.“

Besonders beim klassischen Grün- und Schwarztee – beim Schwarztee handelt es sich übrigens um fermentierte Grünteeblätter – scheinen die Ansprüche der Leute weit auseinanderzugehen. Das macht sich auch beim Preis bemerkbar. Während in „Ina’s Teekännchen“ der normale Schwarztee ab 4,40 Euro pro 100 Gramm erhältlich ist, seien es bei höherwertigen Tees 20, beim Grüntee 30 Euro. Bei Schwarzteefans bekannt ist der Darjeeling, eine Sorte aus einem indischen Distrikt im Himalaya, dessen Name er trägt. „Der Darjeeling ist als der Champagner unter den Tees bekannt“, sagt Feiling.

Der Fachhandel lockt mit Spezialitäten

Feinschmecker würden teilweise sogar auf den sogenannten Flugtee warten, bei dem die erste Sorte im Frühjahr gepflückt, fermentiert und direkt eingeflogen wird – also besonders frische Ware. Eine weitere Spezialität will Feiling nicht vorenthalten: einen Tee namens „Milky Oolong“, der über Milchdampf halb fermentiert wird und damit nicht mehr Grüntee und noch nicht Schwarztee ist. Aber auch bei anderen Sorten fällt ihr eine ausgefallenere Variante ein, für die sich ein Besuch im Teeladen lohnen könnte: ein Jasmintee namens „Dragonpearls“, bei dem die Blüte der Jasminpflanze in die Blätter eingerollt wird.

Neben den Sorten, die dem besonderen Genuss dienen, bietet Feiling in ihrem Shop auch Arzneitees an. Das sind neben üblichen Heilkräutertees medizinisch geprüfte Mischungen, welche sie nur aufgrund ihres entsprechenden Sachkundenachweises an ihre Kunden verkaufen darf. Zum Tag des Tees nicht unerwähnt bleiben darf nämlich der bewusste Einsatz des Heißgetränks, um Krankheiten vorzubeugen oder sogar bestimmte Symptome zu behandeln. Maren Unger aus Oppenweiler, die als Heilpraktikerin in Waiblingen arbeitet, beschäftigt sich umfassend mit dem Thema. Schon über Generationen sei das Wissen über Heilkräuter weitergereicht worden. „In meiner Praxis binde ich das in die Behandlung mit ein, außer jemandem schmeckt Tee nicht“, erklärt Unger. „Ich entscheide individuell, welche Pflanzen die Person unterstützen können.“

In der kalten Jahreszeit empfiehlt sie vielen Kunden beispielsweise vorbeugend einen Nieren- und Blasentee, der aber auch im Falle eines Infekts die Genesung unterstützen kann. Viele weitere Heilkräuter könnten auf diese Weise angewendet werden. Thymian wirke etwa antibakteriell, entzündungshemmend, blutstillend, schleim- und krampflösend und könne bei Bronchitis, Heiserkeit, Husten, Blähungen, Rheuma oder Hautausschlägen helfen. „Natürlich kommt es da auf die Schwere der Krankheit an“, betont Unger. Die Grenze der Behandlung mit Heilkräutern sei schnell erreicht.

Je frischer die Pflanze, desto besser

Viele Heilwirkungen werden auch dem Spitzwegerich zugeschrieben. „Den kann man einfach auf der Wiese pflücken“, empfiehlt die gelernte Heilpraktikerin. Generell gelte: Je frischer, desto besser. „Frische Kräuter haben meistens die größte Dichte an Wirkstoffen.“ Aber ist es dann nicht besser, die Heilkräuter direkt zu sich zu nehmen statt als Tee? „Das ist eine gute Idee“, antwortet sie. „Durchaus verliert man beim Trocknen wertvolle Stoffe.“ Aber die getrockneten Kräuter seien eben eine gute Möglichkeit, die Pflanzen haltbar zu machen. Und um auf die Mission von Silke Müller-Zimmermann zurückzukommen: Über eine Kanne Tee lässt es sich doch wesentlich besser entspannen und plaudern, als bei einer Schüssel Spitzwegerich.

„Tee ist ein super Magnet für Menschen“

Teeverkäuferin Silke Müller-Zimmermann (links) trinkt mit Edith Bodenstein einen Tee in ihrem Laden in Unterweissach. Fotos: Alexander Becher

Hintergrundinfos zu Tee

Allgemeine Definition Die allgemeine Definition von Tee meint jegliche Getränke, bei denen bestimmte Pflanzenteile mit heißem Wasser aufgegossen werden. Bei bestimmten Sorten gibt es aber auch kalte Aufgüsse.

Engere Definition Im engeren Sinne sind mit Tee nur diejenigen Getränke gemeint, die aus Teepflanzen hergestellt werden. Damit gemeint ist der Grün- und Schwarztee, der vor allem in China, Japan und Nordindien angebaut wird.

Tee in Deutschland Vor rund 4700 Jahren wurde Tee erstmals in China erwähnt. Anfang des 17. Jahrhunderts ist das Getränk nach Europa gekommen, wo es sich nach und nach etablierte.