Tierischer Besuch im Turmschulhaus

Turmfalkenpaar hat sich im zweiten Obergeschoss der Galerie der Stadt Backnang niedergelassen und zieht dort vier Jungvögel groß

Schellende Vogellaute sind zu hören:Der Nachwuchs des Turmfalkenpaares, das ein Nest im Backnanger Turmschulhaus gebaut hat, ist ein aufgeweckter Haufen. Mittlerweile futtern die vier Jungvögel nicht nur, sondern wagen auch schon erste Flugversuche.

Tierischer Besuch im Turmschulhaus

Die Turmfalken fühlen sich unterm Dach der Galerie der Stadt Backnang wohl. Fotos: A. Becher

Von Philip Kearney

BACKNANG. Eines der rund 50000 in Deutschland lebenden Turmfalkenpaare hat seine Heimat in der Backnanger Innenstadt gefunden. Der Greifvogel, der hoch gelegene Brutplätze sucht, ist im Turmschulhaus fündig geworden. Seit etwa einem Monat freuen sich die Mitarbeiter in der Galerie der Stadt Backnang über den tierischen Besuch. Die Falken haben sich im zweiten Obergeschoss niedergelassen und dort ihr Nest gebaut. Das Resultat: vier gesunde Jungvögel, was laut Celia Haller-Klingler sehr selten ist. Die in der Galerie der Stadt arbeitende Kunsthistorikerin sagt, dass ihre Arbeit durch die Jungfalken nicht beeinträchtigt wird. „Der Nachwuchs ist durch die Eltern wohlgenährt“, so Haller-Klingler, die immer wieder beobachtet, wie die Falkeneltern nach der Jagd mit Beute – meistens Mäusen – zum Nest zurückkehren. Die Turmfalken profitieren dabei vom sogenannten Mäusejahr, einem Jahr, bei dem das Vorkommen an Mäusen besonders hoch ist.

Mittlerweile ist der Nachwuchs flügge und hat bereits erste Flugversuche gestartet. Um zu verhindern, dass die jungen Vögel dabei in Gefahr geraten, hat Haller-Klingler die Fluchttreppe vorsichtshalber gesperrt. Denn im jetzigen, noch flugunfähigen Zustand wären die Jungfalken leichte Beute für ihre Jäger.

Vögel kehren oft an

frühere Nistplätze zurück

Aufgrund seiner Vorliebe für hoch gelegene Nistplätze gilt der Turmfalke als einer der wenigen Gewinner der Urbanisierung in der Vogelwelt. Gerhard Elser, Vorsitzender des Naturschutzbundes Backnang, sieht das allerdings etwas anders: „Früher war dies noch der Fall, da es damals noch etliche Gebäudenischen gab, die den Turmfalken als Nistplatz dienten.“ Da solche Nischen jedoch immer seltener werden, gebe es auch immer weniger Plätze, an denen man Nisthilfen anbringen kann. Trotzdem würden die Turmfalken in Backnang noch ausreichend Nistplätze finden, zum Beispiel bei der Stiftskirche. Genaue Zahlen über das Vorkommen der Turmfalken liegen Elser nicht vor.

Turmfalken gelten allgemein als standorttreu und kehren oft zu ihrem ehemaligen Nistplatz oder zumindest in dessen Umkreis zurück. Die Population des Turmfalken hänge vor allem von zwei Faktoren ab: von der Nahrungssituation und der Anzahl an geeigneten Nistplätzen. Für die Nahrungssuche sei Backnang kein optimales Jagdgebiet, da sich der Standvogel hauptsächlich von Mäusen, kleinen Vögeln und Insekten ernähre. Diese sind hauptsächlich auf großen freien Flächen anzutreffen, welche es in der Stadt Backnang nur begrenzt gibt.

Für die Städtische Galerie haben die Falken einen netten Nebeneffekt: „Sie halten die Tauben fern“, so Celia Haller-Klingler. Die Kunsthistorikern hofft deshalb darauf, dass sich auch im kommenden Jahr wieder ein Turmfalkenpaar im Turmschulhaus einnisten wird.

Tierischer Besuch im Turmschulhaus

Einer der Jungfalken wagt seine ersten Flugversuche.