Das Drachenboot „Wellentänzerin“ lehrte die Besatzungen der Konkurrenz nicht nur mit Wasserpistolen das Fürchten, sondern räumte auch den Kreativpreis ab. Foto: Alexander Becher
Von Kai Wieland
Backnang. Die Juze-Murr-Regatta ist zweifellos ein Durchhaltewettbewerb: Um 18.30 Uhr, als das Floß der BKZ-Redaktion bereits im Sprinter verstaut wird, sind von 83 gestarteten Booten der Marke Eigenbau gerade einmal 40 am Juze eingetroffen. Erst um 20.19 Uhr, mehr als sieben Stunden nach dem Start (13 Uhr) in Oppenweiler-Zell, geht mit der Startnummer 18, einem schwimmenden Überraschungsei, das letzte Gefährt an Land. Die beiden gut gelaunten Matrosen sahnen damit immerhin sogleich den Captain-Morgan-Preis ab, der besondere Verdienste der Crew honoriert.
Ein überraschtes Gewinnerteam
Das Siegerboot der „Müll-Angler“ mit der Startnummer 19 ist zu diesem Zeitpunkt längst getrocknet und eingelagert: Gerade einmal rekordverdächtige zwei Stunden und zwölf Minuten benötigten Diana Karg mit Sohn Phil und Nadine Schieber mit Luca aus Sulzbach an der Murr-Schleißweiler für die Strecke. Dabei lag ihr Hauptaugenmerk – der Name lässt es erahnen – gar nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf dem Sammeln von Müll.
„Wir hatten gar nicht vor zu gewinnen“, erklärte Diana Karg fast entschuldigend. „Die Jungs sammeln auch zu Hause in Sulzbach oft Müll. So entstand die Idee, auch an der Murr-Regatta teilzunehmen.“ Beinahe paradox erscheint es da, dass die Müll-Angler zwar das mit großem Abstand schnellste Boot waren und bereits das Wehr an der Bleichwiese mit einer halben Stunde Vorsprung erreichten, den Preis für den meisten gesammelten Müll hingegen verpassten. In dieser Kategorie musste sich das Quartett dem konkurrierenden Boot „McLaren“ mit der Startnummer 71 geschlagen geben, das drei Müllsäcke voller Plastik, Elektroschrott und Altmetall ablieferte und dafür ein Kräuterbeet gewann.
Für den prestigeträchtigen Kreativpreis gab es in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe heißer Anwärter. Das Rennen machte die „Wellentänzerin“ mit der Startnummer 34, welche einen Drachen darstellte, der aus dem Maul sogar Wasser speien konnte. Die beiden Männer und die zwei Mädchen aus Backnang freuten sich über den Erfolg.
Auch die Veranstalter sind zufrieden
Für die Sicherheit bei der Veranstaltung sorgten 68 Mitglieder der DLRG aus dem gesamten Kreis. Sie waren an allen Wehren, vom Finanzamt über die Bleichwiese bis hin zum Willy-Brandt-Platz, postiert und halfen den teilnehmenden Teams, ihre teilweise schweren Boote über die Steine und durch die Stromschnellen zu manövrieren.
„Eine einzelne Ortsgruppe hätte gar nicht die Manpower, um so etwas zu stemmen“, sagte ein DLRG-Helfer aus Schorndorf, der am Wehr an der Bleichwiese im Einsatz war. Größere Vorfälle habe es glücklicherweise nicht gegeben. „Aber besser wir sind vor Ort und es passiert nichts als andersherum“, betonte er. „Megazufrieden“ zeigten sich auch die Veranstalter vom Juze, sowohl über die Teilnehmerzahl als auch über den Verlauf.