Betreiben das Einhorn künftig als gleichberechtigte GmbH-Partner: Alexander Munz (links) und Jan Decker. Foto: A. Becher
Von Nicola Scharpf
AUENWALD/OPPENWEILER. Seit vielen Jahren gehören der Name Munz und das Waldhorn in Däfern zusammen. Vor 16 Jahren hat der vielfach ausgezeichnete Koch Alexander Munz damit begonnen, den Landgasthof zu dem zu machen, was er heute ist: ein hübsch in ländlicher Idylle gelegenes Restaurant, in dem die Gäste liebevolle Gastfreundschaft, Behaglichkeit und gute Esskultur genießen können – sowohl zu besonderen Anlässen als auch für das tägliche Speisen. Die Freunde von Munz internationaler Küche mit schwäbischen Einflüssen honorieren es und kommen immer wieder. Auch die Restaurantkritiker honorieren es und zeichnen das Waldhorn immer wieder aus, ob mit Kochmützen, Pfannen, gekreuzten Bestecken, Diamanten oder wie die Titel symbolisiert werden. Vergangene Woche erst hat der Guide Michelin dem Waldhorn erneut einen Bib Gourmand verliehen – zum 15. Mal in Folge. Der Bib Gourmand steht für Restaurants, in denen sorgsam zubereitete Gerichte in guter Qualität zu einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis angeboten werden. „Das ist genau der Weg, wo wir hinwollen“, sagt Alexander Munz. „Wir wollen diese Richtung weiterhin einschlagen.“
Alexander Munz kocht aber nicht, um Titel zu sammeln. Sein oberstes Ziel ist, zufriedene Gäste zu haben. Er hofft, dass viele von ihnen ihm die Treue halten und künftig das Einhorn in Oppenweiler ansteuern, Munz’ neue Wirkungsstätte. Bis Mitte Mai ist er mit seinem Team noch im Waldhorn und empfängt seine Gäste auf die Art und Weise, wie es die Coronavorgaben zulassen. Von Mitte Juni an wollen Munz und seine Mitarbeiter, die allesamt mitwechseln, die Gäste im Einhorn begrüßen. Dort laufen derzeit Renovierungsarbeiten, zum Beispiel wird die Küche umgebaut und um eine Patisserie erweitert.
Munz sagt, er habe sich die Entscheidung ganz sicher nicht leicht gemacht. „Es ist keine Entscheidung gegen das Waldhorn. Zwischen die Eigentümerfamilie Rogatti und uns passt kein Blatt Papier“, stellt er die sehr gute Zusammenarbeit heraus. Vielmehr sei der Wechsel ins Einhorn, das innen und außen rund 20 Prozent mehr Sitzplätze hat, für ihn der logische, nächste Schritt, da es mit seiner Weinbar und dem angegliederten Hotel andere Möglichkeiten biete. Außerdem will sich der 50-Jährige eine Zukunftsperspektive schaffen, sich breiter aufstellen: Er wird das Einhorn als GmbH führen zusammen mit seinem neuen, gleichberechtigten Partner Jan Decker, der seine Kochausbildung im Landhaus Heubach, Winnenden-Birkmannsweiler, absolviert und von 2011 bis 2014 bei Munz in der Waldhorn-Küche gearbeitet hat, derzeit im Einzelhandel tätig ist, aber den Weg zurück in die Gastronomie gehen will. Deckers Frau ist Hotelfachfrau und Ute Wagner-Munz möchte als Konditormeisterin der Patisserie im Einhorn einen neuen Stellenwert verleihen.
Der imposante Fachwerkbau an der Ortsdurchfahrt von Oppenweiler stand seit Jahresanfang leer, nachdem die Pächter Toni und Mirela Wahl das Einhorn kurzfristig gen Lamm in Aspach verlassen hatten. Einhorn-Eigentümer Franz Hafner ist begeistert, dass er Alexander Munz gewinnen konnte: „Ich wüsste nicht, wer besser zu uns passt.“ Der Gründer von Murrelektronik strebt mit seinem neuen Pächter eine langfristige Zusammenarbeit an. „Langfristigkeit und Nachhaltigkeit liegen uns am Herzen.“ Das, was Franz Hafner nun abgeschlossen hat, die Wahl eines geeigneten Pächters für seinen gastronomischen Betrieb, hat Anja Rogatti noch vor sich. Die Geschäftsführerin der Rogatti Bewegungstechnik GmbH aus Däfern hat erst damit begonnen, sich nach einem Nachfolger für Munz umzusehen. „Wir wollen wieder jemand ähnliches haben wie das Pächterehepaar Munz“, ist ihr Wunsch. „Es ist nicht so einfach, aber wir sind dran. Wir haben Zeit und wir lassen uns die Zeit.“ Sowohl für die private Mittagspause als auch für geschäftliche Essen ist Anja Rogatti gern zu Gast im Waldhorn. Sie sagt, traurig zu sein: „16 Jahre ist eine lange Zeit. Wir wussten, dass Alexander Munz etwas mit Hotel haben wollte, das wir ihm nicht bieten konnten.“
Über Konzeptionelles in der neuen Wirkungsstätte gibt Alexander Munz noch keine Auskunft. Dafür sei es zu früh. Eine große Frage, die noch viel Ungewissheit birgt, wird laut Munz die nach den Folgen der Pandemie sein: „Wie hat sich das Konsumverhalten durch Corona geändert?“ Viele Gäste halten ihm bislang die Treue und nutzen den Abholservice des Waldhorns. Durch die räumliche Nähe hofft er, dass ihm seine Stammgäste auch im Einhorn erhalten bleiben. Bereits jetzt habe er Gäste aus Oppenweiler. „Die haben es dann näher.“ Noch gültige Gutscheine vom Waldhorn können Gäste in der neuen Wirkungsstätte einlösen.