„Unsere Strategie heißt: Mehr als nur Bank“

Die Volksbank Backnang blickt auf eine gute Entwicklung im vergangenen Jahr zurück. Die Menschen in der Region haben erneut viel gespart. Zunehmend interessieren sie sich für Wertpapiere. Durch den Krieg in der Ukraine werden Energie- und Rohstoffpreise weiter ansteigen.

„Unsere Strategie heißt: Mehr als nur Bank“

Jürgen Beerkircher, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Backnang, freut sich, dass die Modernisierung der Hauptstelle in der Innenstadt bei den Kunden gut ankommt. Foto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

Backnang. Beim Blick auf 2021 steht die Neueröffnung der Hauptstelle in Backnang für Jürgen Beerkircher mit an vorderster Stelle. „Das war ein Höhepunkt des vergangenen Jahres“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Backnang. Die modernen und einladenden Räume sowie der auf die andere Gebäudeseite verlegte SB-Bereich mit Geldautomaten würden von den Kunden gut angenommen werden. Ende März/ Anfang April folgt dann die Einweihung des neuen Cafés, das das Backhaus Mildenberger derzeit im alten SB-Bereich der Volksbank einrichtet.

Auch das Beratungszentrum der Volksbank in Sulzbach an der Murr wurde neu gestaltet. „Hier bieten wir Raum für Serviceleistungen auf dem neuesten Stand und für persönliche Beratung“, so Beerkircher. Das markante Gebäude der Regionaldirektion Murrhardt mit den acht Ecken in der Nägelestraße wird ebenfalls bald sein Gesicht verändern. „Der Grundriss des Oktogons wird bleiben, aber die großen Glasfronten werden verschwinden“, kündigt der Vorstandsvorsitzende an. Im Erdgeschoss wird die Volksbank weiterhin eigene Räume behalten, beispielsweise für Beratungsgespräche. Aber oben drüber kann man künftig wohnen. Es wird ein weiteres Stockwerk aufgesetzt, sodass letztlich in drei Wohngeschossen 17 Wohnungen entstehen. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein.

„Unsere Strategie heißt: Mehr als nur Bank“, sagt Beerkircher und macht mit dieser Aussage deutlich, dass die Volksbank Backnang mehr und mehr banknahe und auch bankfremde Dienstleistungen anbieten will. Beispiel Immobilienbereich. Nach der Umgestaltung und Neubebauung des Rombold-Areals in Unterweissach, wo neue Wohnungen für 500 Bürger entstanden sind, steigt das Backnanger Geldinstitut jetzt auch in Oberstenfeld groß ein. Die Volksbank hat bereits das elf Hektar große ehemalige Werzalit-Areal gekauft und wird dieses zusammen mit ihrem Tochterunternehmen Levkas GmbH und der Stadt Oberstenfeld in den kommenden drei Jahren städtebaulich entwickeln. „Wir sind mitten in der Planung. Dort wird es Platz für 1300 neue Einwohner geben“, sagt Beerkircher.

Mit ihrem Tochterunternehmen Murrtal Werte ist die Volksbank bereits an mehreren Projekten in der Region beteiligt und schafft vielerorts Wohnraum, zum Beispiel mit einem Mehrfamilienhaus und Reihenhäusern in Auenwald sowie als Projektpartner bei den Kronenhöfen in der Backnanger Innenstadt. Allein hier entstehen derzeit 44 neue Wohnungen (wir berichteten). „Die Nachfrage nach Immobilien war 2021 ungebrochen hoch. Was gebaut wurde, war auch gleich verkauft“, so Beerkirchers Fazit.

Mit dem Kerngeschäft seines Hauses ist der Vorstandsvorsitzende zufrieden. Trotz der Erschwernisse durch die Coronapandemie blickt die Genossenschaftsbank auf Zuwächse im Kundengeschäft zurück. Es wurde weiter viel auf Giro- und Tagesgeldkonten gespart. Die Einlagen der Mitglieder und Kunden der Volksbank Backnang haben sich 2021 entsprechend um 7,1 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,62 Milliarden) erhöht. Aber auch alternative Anlageformen fanden Anklang. „Viele haben im vergangenen Jahr unsere Beratungsangebote wahrgenommen und das Sparen mit Aktien und Fonds für sich entdeckt“, sagt Beerkircher. Die Erträge aus dem Wertpapiergeschäft stiegen dementsprechend um 17 Prozent. Zwar befänden sich derzeit die Aktienmärkte wegen des Kriegs in der Ukraine auf Talfahrt, aber der Volksbank-Chef warnt vor Panikverkäufen: „Da verbrennt man Geld.“ Das Kreditgeschäft der Volksbank hat sich ebenfalls positiv entwickelt: mit einem Plus von 7,1 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,55 Milliarden). Gründe für das Wachstum waren der weiter anhaltende Bauboom in der Region und ein Zuwachs bei der Vermittlung von Förderdarlehen an die KfW-Bank in Höhe von 9,7 Prozent.

Alle Geldanlagen und Kredite der Volksbank und ihrer Partner aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe – dazu zählen der Fondsanbieter Union Investment oder die Bausparkasse Schwäbisch Hall – ergeben zusammen 4,55 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,14 Milliarden). Die Bilanzsumme erhöhte sich um 6,5 Prozent auf 2,38 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,24 Milliarden).

Verstärkt hat sich der Trend zu digitalen Lösungen. „Beim Rückblick fällt auf, dass mehr kontaktlose Zugangswege zur Bank genutzt wurden, also über Telefon, E-Mails, Online-Banking oder die bankeigenen Apps. Auch unsere Videoberatung wurde gut nachgefragt“, berichtet Beerkircher.

Das Betriebsergebnis konnte durch gestiegene Erträge und Produktivität annähernd auf Vorjahresniveau gehalten werden. Auch deshalb, weil die Zahl der Beschäftigten innerhalb der vergangenen vier Jahre um rund 15 Prozent verringert wurde, indem frei werdende Stellen durch Abgänge nicht mehr neu besetzt wurden.

Bezüglich des Kriegs in der Ukraine sagte Beerkircher, dass nur wenige Kunden dadurch belastet seien. Einige Automobilzulieferer hätten möglicherweise Probleme, weil sie auch aus der Ukraine Teile bezogen hätten. Was ihm Kopfzerbrechen macht, sind die Themen Rohstoffentwicklung und Energie. „Gas und Kohle werden noch teurer, dadurch steigt die Inflation weiter an und die Kaufkraft der Privathaushalte wird weiter sinken“, meint der Vorsitzende.

Zum Jahresende 2021 hatte die Volksbank Backnang genau 45699 Mitglieder. Im vergangenen Jahr hat die Volksbank Backnang die Aktion „Deine Bank&Dein Baum“ gestartet. Jetzt wird, in Absprache mit dem Forstamt, für jedes neue Mitglied ein Baum im Aspacher Forst gepflanzt.

Bilanz der Volks- und Raiffeisenbanken im Rems-Murr-Kreis

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken des Landkreises Rems-Murr haben das Jahr 2021 mit sehr zufriedenstellenden Ergebnissen abgeschlossen. Die Kundinnen und Kunden haben erneut viel gespart, aber auch höhere Investitionen getätigt und dafür mehr Kredite aufgenommen.

Das betreute Kundeneinlagenvolumen legte um 1,4 Milliarden Euro (+9,1 Prozent) auf 16,9 Milliarden zu. Damit blieb die Sparquote in der Region auch im zweiten Jahr der Coronapandemie überdurchschnittlich hoch.

Deutlich stärker als im Vorjahr haben Unternehmen und Konsumenten Kredite nachgefragt. Das betreute Kundenkreditvolumen legte um mehr als 6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zu. Die Bilanzsumme der Genossenschaftsbanken wuchs um 925 Millionen auf 13,9 Milliarden Euro (+7,1 Prozent).

Die hohe Nachfrage nach Wertpapieren und damit wachsenden Provisionseinnahmen gekoppelt mit einer strikten Kostendisziplin haben dazu geführt, dass das Betriebsergebnis vor Bewertung sich um 12 Prozent auf 101 Millionen Euro verbessert hat. Nach Bewertung und Steuern bleibt ein Jahresüberschuss von 42 Millionen Euro und damit 6,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Banken der Kreisvereinigung werden abermals eine Dividende auszahlen. Über die Höhe werden die Vertreterversammlungen der einzelnen Banken beschließen.

Aktuell werden mit 1260 Beschäftigten (Vollzeitstellen) an rund 150 Standorten knapp 420000 Privat- und Firmenkunden mit Liquidität und Finanzdienstleistungen versorgt. Als genossenschaftliche Institute gehören die Banken ihren rund 260000 Mitgliedern im Kreisgebiet. Zur Kreisvereinigung gehören folgende Kreditinstitute: Volksbank Backnang, Volksbank Stuttgart, Volksbank Welzheim, Winterbacher Bank, Volksbank am Württemberg.