Seit dem 1. Januar dieses Jahres sind sie eins. Die beiden evangelischen Kirchengemeinden Spiegelberg und Sulzbach. In einem längeren Konsultationsprozess haben die Verantwortlichen die Fusion beschlossen. Eine Neuerung im Kirchenbezirk Backnang, dem Rückgang der Gemeindeglieder und der Anpassung der Strukturen geschuldet. In der Spiegelberger Kirche wurde nun der Fusionsgottesdienst gefeiert.
Ein eigens gebildeter Projektchor begleitet neben Orgel und Posaunenchor den Fusionsgottesdienst in Spiegelberg. Foto: A. Becher
Von Hans-Christoph Werner
SPIEGELBERG. Die das Ortsbild prägende Kirche nimmt sich in ihrem Inneren wie eine große Halle aus. Je sechs Meter sind die schweren Holzbänke lang, je zwölf stehen zur Rechten und zur Linken eines Mittelgangs. Reichlich Platz also für eine Festgemeinde. Und die Kirche füllt sich fast bis auf den letzten Platz. Hinter dem breiten, festtischartigen Altar der eindrucksvolle Wandbehang. Ein Weg ist dargestellt, durch mehrere Torbögen hindurch ins Licht. Ein Bild für den Weg der beiden Kirchengemeinden?
Auch musikalisch wird alles aufgeboten. Neben der Orgel begleitet der Posaunenchor Sulzbach/Spiegelberg den Gemeindegesang, ein eigens gebildeter Projektchor hat Gesangsstücke vorbereitet. Auf einem mehrseitigen Liedblatt sind alle Lieder aufgeführt. Vorne drauf in einer regenbogenfarbenen Steilkurve die Bilder der beiden Kirchengebäude und der Schriftzug „Evangelische Kirchengemeinde Sulzbach-Spiegelberg“. Das neue Logo? Entspannt wirken die am Gottesdienst Beteiligten: Pfarrerin Brigitte Fried, Pfarrerin Elke Gebhardt, Pfarrer Christof Mosebach und Dekan Wilfried Braun. Auch die beiden Vorsitzenden der Kirchengemeinderatsgremien, Carina Müller und Andreas Mehnert, haben Teile der Liturgie übernommen. Letztere korrigiert einfühlsam Pfarrerin Fried: vor dem Psalm kommt das erste Lied.
Um die Fusion symbolisch darzustellen, sind im Altarraum zwei mannshohe Halbbögen aufgestellt. Die beiden Pfarrersleut übernehmen es an passender Stelle des Gottesdiensts, die beiden Bögen zusammenzuschieben. Pfarrer Mosebach will die beiden aufeinandertreffenden Bögen oben arretieren. Aber dies gestaltet sich schwierig. So ist das eben mit Fusionen. Links und rechts der Bögen sollen einmal Rosen emporranken und den Gemeindegliedern die Fusion bildlich vor Augen führen. Der Spiegelberger Bürgermeister Uwe Bossert spricht auch im Namen von Bürgermeister Dieter Zahn ein Grußwort. Geschickt greift er auf, dass sein Mikrofon vor dem eben vollendeten Kunstwerk platziert ist. „Ich bin der Erste, der unter dem Bogen steht.“ Er greift den Titel eines früheren Zeitungsberichts auf. Möge die Fusion ein „Gewinn für beide“ sein.
Während eines Lieds hatten Gottesdienstbesucher die Möglichkeit, Wünsche und Erwartungen bezüglich der Fusion niederzuschreiben. So ist an einer Pinnwand nach dem Gottesdienst zu lesen: „viel Geduld“, „Toleranz auf beiden Seiten“, „aufeinander zugehen“, „Kräfte bündeln und dadurch Vielfalt stärken“.
Margarete Weller aus Sulzbach, früher Großerlach, hat die Fusion der Kirchengemeinden Großerlach und Grab bereits erlebt. Und ist von daher guter Zuversicht, dass dies jetzt auch gelingt. Monika Hegenbarth aus Spiegelberg verweist darauf, dass der Weltgebetstag der Frauen seit zwei Jahren gemeinsam gefeiert wird. Das ist für sie ein Hoffnungszeichen. Edeltraud Kuhnle aus Sulzbach war als Kirchengemeinderätin am Fusionsprozess beteiligt. Sie hat den „Wunsch, dass alle auf Augenhöhe miteinander ringen und umgehen, und dass alles zu Gottes Ehre dient“. Nach wie vor wird sonntags in der fusionierten Gemeinde an zwei Orten Gottesdienst angeboten. Rosemarie und Alfons Schwinger haben die Hoffnung, dass „die Sulzbacher gern in die Spiegelberger Kirche kommen, da diese doch so groß und schön sei“. Andreas Mehnert, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats Sulzbach, kann von den Fusionsgesprächen berichten, dass sich die beiden Kirchengemeinderatsgremien bereits gut verstehen. Seine Hoffnung ist, dass die Gemeinden da nachziehen.
Dekan Wilfried Braun tritt, nachdem er in seiner Festpredigt die Einheit der weltweiten Gemeinde betont hat, nochmals vor die Festgemeinde, hat er doch das Geschenk des Kirchenbezirks zu überbringen. Im Juli dieses Jahres wird das Fusionsgemeindefest in Sulzbach gefeiert. Wenn es die vereinigten Kirchengemeinden fertigbringen, mindestens 20 selbstständige Kreise aus ihren Reihen an der Gestaltung des Festes zu beteiligen, sponsert der Kirchenbezirk die Getränke für das Fest. Ob da demnächst der Champagner bestellt wird?