„Verkehrsfluss hat sich verbessert“

Deutliches und positives Fazit zwei Wochen nach Verkehrsfreigabe des vierstreifigen B-14-Ausbaus bis Backnang-Waldrems

Seit zwei Wochen rollt der Verkehr auf der B14 zwischen Backnang-Waldrems und Nellmersbach vierspurig. Und es scheint, als habe sich die Situation verbessert. So zumindest die überwiegende Einschätzung vieler Autofahrer. Zur Wahrheit gehören aber auch die Stimmen, die den Stau nur einen Kilometer weiter nördlich verlagert sehen. Das Regierungspräsidium kündigt indes eine weitere Verbesserung an: die Zufahrt zum Gewerbegebiet über die Illerstraße.

„Verkehrsfluss hat sich verbessert“

Der Knoten Waldrems hat noch Verbesserungspotenzial. Derzeit verengt sich die Bundesstraße in Richtung Norden, aus zwei Fahrbahnen wird eine. Die Überlegung, die rechte Spur als Rechtsabbiegespur bis zur Ampel zu verlängern, lehnt das Regierungspräsidium aus Sicherheitsgründen ab. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Zwei Wochen vierspurige B14: Zeit für eine erste Bilanz. Was hat sich verändert? Bedeutet die Fertigstellung des ein Kilometer langen Streckenabschnitts eine deutliche Verbesserung? Oder hat sich der Stau nur wenige Meter verlagert? Gibt es weitere Optimierungsmöglichkeiten? Die überwiegende Meinung lautet: Es staut sich weniger. So urteilt etwa das Regierungspräsidium (RP) in einer Pressemitteilung: „Aus subjektiver Sicht hat sich der Verkehrsfluss auf der B14 schon deutlich verbessert. Allerdings ist der Zeitraum seit der Eröffnung für eine solche Aussage sehr kurz, da sich die Verkehrsströme auch auf die neue Situation einstellen müssen.“

Es gibt aber auch eine Minderheit, die überzeugt ist, alles ist beim Alten geblieben. Die ersten beiden Antworten zu einem Aufruf der BKZ über Facebook, eigene Erfahrungen zu schildern, sind typisch für die unterschiedliche Einschätzung. Facebook-User Nico Pascal spricht von einer „deutlichen Verbesserung“ bei der Fahrt von Leutenbach nach Waldrems. Martin Farning hat genau die gegenteilige Erfahrung gemacht: „Es hat sich gar nichts verbessert. Der Stau hat sich minimal nach vorne verlagert. Außerdem drängeln sich nun Dutzende Fahrer frech über die linke Spur vorbei, während man auf der rechten Spur komplett steht.“

Micha Oesterle unterscheidet zwischen den Fahrtrichtungen. Morgens in Richtung Stuttgart kann er keine Veränderung feststellen: „Warum auch? Man steht immer noch an der Waldremser Ampel.“ In Richtung Backnang sieht es hingegen etwas besser aus, „da die Nellmersbacher vor dem Stau abbiegen können“. Positiv überrascht ist auch Patrick Heller, „ich hatte erwartet, dass sich das ganze Problem nur verlagert, aber scheinbar fahren doch relativ viele in Nellmersbach ab“. Natürlich sei es auch von Vorteil, „dass man nun nur noch einmal einfädeln muss“. Auch Guido Vent ist bisher aus Richtung Stuttgart kommend deutlich schneller unterwegs: „Der Stau ist dramatisch kürzer. Andersrum hat sich nix geändert.“ Marc Ullmann erinnert daran, dass er früher hin und wieder schon kurz nach dem Leutenbachtunnel stand. „Jetzt kann ich teilweise bis zur Kreuzung Waldrems durchfahren.“

Für Oesterle würde sich die Situation in Waldrems noch weiter verbessern, wenn aus der rechten Fahrspur die Abbiegespur Richtung Waldrems/Heiningen geworden wäre und aus der linken die Geradeausspur Richtung Backnang: „Im Moment muss wieder jeder einfädeln, um keine 30 Meter weiter wieder eine eigene Spur zu haben.“ Janika Waidelich glaubt sogar, dass es mit zwei Spuren gar keinen Stau mehr gäbe. Ähnlich sieht es Volker Schäfer: „Ich verstehe nicht, warum nicht zwei Spuren bis zur Ampel vorgezogen wurden. Die rechte Spur für die, die ins Täle wollen, die linke für die, die in Richtung Backnang wollen. Platz genug wäre da. Es würde schon was bringen, wenn die Barken auf der Abbiegespur endlich abgebaut würden.“

Das Regierungspräsidium lehnt die Vorschläge, zweispurig bis zur Ampel vorzufahren, aus Sicherheitsgründen ab. Bei zwei Spuren könnten Verkehrsteilnehmer auf der rechten Spur zu spät bemerken, dass sie auf die linke Spur wechseln müssen, um nach Backnang zu kommen. Vor allem bei Lkw-Fahrern oder Ortsunkundigen könnte es zu gefährlichen Situationen kommen. Das RP kündigt jedoch an, die Rechtsabbiegespur noch zu verlängern. Zudem werden die Experten die Lage vor Ort beobachten und bei Schwierigkeiten reagieren.

„Es nervt gewaltig, dass

jeder durch Waldrems abkürzt“

Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper bezeichnet einen Kilometer mehr Vierspurigkeit per se schon als Verbesserung. „Allerdings hat sich der Stau nach meiner Wahrnehmung bisher nur um einen Kilometer verlagert. Dies wird sich wohl erst dann ändern, wenn die Abbiegespur Richtung Waldrems/Heiningen sowie in Richtung Weissacher Tal verlängert ist.“ Für Michael Schüle hat sich „absolut nichts verändert“. Aber ihn „nervt es gewaltig, dass jeder durch Waldrems abkürzt und nicht regulär über die B14 fährt“. Er habe das Gefühl, die Gemeindevertreter würden dies ignorieren, „obwohl die Anwohner drunter leiden“. Ein Vorwurf, den Armin Dobler nicht unkommentiert stehen lässt. „Als Stadtrat kann ich Ihnen versichern: Das ist ein immer wiederkehrendes Thema im Backnanger Gemeinderat. Aber Fakt ist auch: Es ist kaum möglich, den Bewohnern des Weissacher Tals die Durchfahrt zu verwehren. Eine Idee, um die Verkehrsbelastung zumindest morgens zu reduzieren, wäre eine Pförtnerampel vor Heiningen.“ Garry Kingeter outet sich als einer dieser „bösen Buben“. Er kommt aus Weissach und fährt über Waldrems zur Arbeit: „Dies ist nun mal die kürzeste Strecke. Eine blöde Situation.“ Thorsten Schneider glaubt zu wissen, weshalb viele aus dem Weissacher Tal die Ortsdurchfahrten von Waldrems und Heiningen nutzen: „Wenn morgens von Waldrems 15 Autos am Stück auf die B14 Richtung Stuttgart gelassen werden, ist dies natürlich attraktiver, als über die Heinrich-Hertz-Straße zu fahren. Dort gehört eine attraktivere Ampelschaltung her, dann staut es sich im Industriegebiet, und nicht von Waldrems bis zum Heininger Wurstkreisel.“ Marc Blessing fragt sich, warum er als Weissacher einmal komplett außen herumfahren solle? Die Ortsdurchfahrten seien öffentliche Straßen. „Vielmehr hätte bei der Planung bedacht werden müssen, dass Weissach plus Umland einen eigenen Anschluss bekommt, der zum Beispiel zum Heininger Kreisel führt. Es sind ja nicht nur die Weissacher, sondern auch alle, die dahinter liegen, die diese Abkürzung fahren. Wenn die später mal alle über den Anschluss Spritnase auf-/abfahren müssen, dann wird es dort ähnlich aussehen wie derzeit in Winnenden.“

Reiner Bohmwetsch zielt auf einen anderen Aspekt ab: „Wenn man dann endlich auch mal die Linksabbiegerspur ins Industriegebiet Waldrems freigeben würde, dann wäre das nun bereits vorhandene Potenzial auch mal ausgenutzt.“ Dieser Wunsch wird demnächst erfüllt. Das Regierungspräsidium Stuttgart benötigt aber dafür noch etwas Zeit. Gestern teilte das RP auf Anfrage mit: „Bevor die Zufahrt zum Gewerbegebiet über die Illerstraße erfolgen kann, müssen noch kleinere bauliche Arbeiten am Knotenpunkt Waldrems durchgeführt werden. Diese Arbeiten umfassen unter anderem das Entfernen und Aufbringen von Fahrbahnmarkierungen sowie die Koordinierung der beiden Ampelanlagen an den Knotenpunkten Waldrems und Illerstraße.“ Spielt die Witterung mit, so beginnen diese Restarbeiten laut RP Anfang Dezember: Der B-14-Bauabschnitt Nellmersbach/Waldrems soll bis Jahresende abgeschlossen werden, „das umfasst dann auch die Freigabe der Illerstraße“.

Kommentar
Keine ziemlich besten Nachbarn

Von Matthias Nothstein

Der jetzige, erfreuliche Zwischenschritt lenkt etwas ab von einem ganz anderen Problem: vom Verkehr in den Ortsdurchfahrten von Waldrems und Heiningen. Selbst ohne den Ausbau des Knotens Waldrems und der ampelfreien Auf- und Abfahrt plädieren heute schon alle dafür, die Abkürzung ins Weissacher Tal durch die südlichen Stadtteile einfacher und schneller erreichen zu können. Alle, außer den Anwohnern natürlich. Alle, die die Abkürzung selber nutzen wollen und alle, die froh sind, je weniger sich auf Geradeausspur in Richtung Backnang tummeln. Es ist keine gute Idee, darauf zu hoffen, dass die Verkehrsteilnehmer aus dem Weissacher Tal und dem Hinterland künftig einfach so als verständnisvolle, nette Nachbarn die Heinrich-Hertz-Straße nutzen werden. Wenn es ums schnelle Fortkommen geht, ist sich jeder selbst der Nächste.

m.nothstein@bkz.de