Neuer Wohnraum wird auch im Rems-Murr-Kreis von vielen herbeigesehnt. Auf dem Backnanger Feucht-Areal entstehen derzeit beispielsweise über 100 neue Wohnungen. Foto: Alexander Becher
Von Lorena Greppo
Rems-Murr. Die Ergebnisse des ersten Wohnmarktberichts der Kreissparkasse Waiblingen dürften vor allem für Wohnungssuchende wenig überraschend sein: „Die aktuelle Lage am Immobilienmarkt im Rems-Murr- Kreis ist weiterhin durch eine hohe Nachfrage und ein knappes Immobilienangebot geprägt“, wird Vorstandsmitglied Vincenzo Giuliano in der Zusammenfassung zitiert. Weil der Landkreis ein Zuzugsgebiet ist, rechnen die Verantwortlichen außerdem mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Wohnraum. „Daher hat sich die Kreissparkasse Waiblingen entschieden, einen Wohnmarktbericht aufzulegen, der der Bevölkerung dabei hilft, Preise zu vergleichen und eine gute Entscheidung zu treffen“, erklärt eine Pressesprecherin. Potenzielle Käufer und Verkäufer finden darin einen detaillierten Überblick über die regionalen Immobilienpreise und deren Entwicklung. Gleichzeitig wolle die KSK aufzeigen, dass sie über eine hohe Expertise als Immobilienmakler verfügt.
Potenziellen Kunden Hoffnung macht eine weitere Erkenntnis der Erhebung: Zwar gebe es weiterhin einige sogenannte Preistreiber. Der Preisanstieg der vergangenen Jahre verlangsame sich aber. Dafür gibt es verschiedene Faktoren. „Die Baustoffe Holz, Beton, Isoliermaterial, Ziegel scheinen ihren Preishöchststand erreicht zu haben“, teilt eine Pressesprecherin der Kreissparkasse Waiblingen mit. Und: „Auch die Grundstückspreise haben sich auf einem sehr hohen Niveau eingependelt.“ Als Preistreiber haben die Experten unter anderem die Ausstattung der Wohnungen – etwa mit Aufzug oder barrierefrei – identifiziert wie auch die hohen energetischen Anforderungen oder geltenden Brandschutzbestimmungen.
Nicht überall im Rems-Murr-Kreis ist die Situation gleich angespannt. „Preis- und Nachfrageunterschiede wirken sich vor allem im vorderen Remstal durch die Nähe zu Stuttgart aus.“ Daraus ergebe sich ein Süd-Nord-Gefälle. In der Landeshauptstadt selbst seien die Immobilienpreise allerdings im Vergleich aufgrund der höheren Grundstückspreise sowie der noch höheren Nachfrage noch einmal deutlich teurer als im Rems-Murr-Kreis.
Am günstigsten mieten die Bewohnerinnen und Bewohner des Verbreitungsgebiets unserer Zeitung Wohnungen in Murrhardt. Hier liegt der mittlere Quadratmeterpreis bei 8,15 Euro. In den vergangenen zwölf Monaten wurde hier eine Preisentwicklung von plus 2,5 Prozent verzeichnet. Auch die Kaufpreise sind mit einem Mittelwert von 2265 Euro pro Quadratmeter vergleichsweise niedrig. Hier verzeichnet der Wohnmarktbericht einen Anstieg von 7,9 Prozent innerhalb eines Jahres.
Den höchsten Wert bei Mietpreisen im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung verzeichnet der Bericht übrigens nicht etwa in Backnang (9,95 Euro pro Quadratmeter), sondern in den Bereichen Aspach, Burgstetten und Kirchberg an der Murr (10,30 Euro pro Quadratmeter). Hierzu wird allerdings ausgeführt: „Beim Durchschnittspreis der Mieten kann es bei Gemeinden geringe Verwerfungen zu angrenzenden Städten geben. Dies ist dann der Fall, wenn sich in einer Gemeinde der Schwerpunkt der Wohnflächen in den teureren Mietsegmenten befindet, während der Schwerpunkt in der Stadt eher in den günstigeren Mietsegmenten liegt.“ Die stärkste Preisentwicklung im Altkreis Backnang wurde im Weissacher Tal festgestellt. Hier haben sich die Mietpreise in den vergangenen zwölf Monaten um 4,4 Prozent erhöht, die Kaufpreise für Wohnungen sogar um 10,2 Prozent.
Noch teurer wird das Wohnen im Süden des Landkreises. Im Remstal liegt der durchschnittliche Mietpreis in allen Teilbereichen über elf Euro pro Quadratmeter, mit Fellbach an der Spitze (11,95 Euro). Der Kaufpreis liegt dort im Mittel bei 3950 Euro pro Quadratmeter.
Noch eine weitere aktuelle Informationsquelle zur Orientierung auf dem Wohnungsmarkt steht im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung zur Verfügung: Zum Monatsbeginn hat die Stadt Backnang in Kooperation mit den Umlandgemeinden auch den neuen Mietspiegel veröffentlicht. Hierbei handelt es sich, anders als vor drei Jahren, um eine Fortschreibung. Das heißt, es wurden nicht noch einmal neue Datensätze erhoben. Vor drei Jahren waren 8200 Haushalte angeschrieben worden, 405 Datensätze kamen am Ende in die Auswertung. Berücksichtigt wurden nur Mietverträge, die innerhalb der letzten vier Jahre geschlossen wurden. Denn viele Vermieter erhöhen die Miete erst bei einem Mieterwechsel. Für die Fortschreibung wurde ein mittlerer Wert aus der Entwicklung der durchschnittlichen Nettokaltmiete des Landes Baden-Württemberg und der Steigerungsrate des Stuttgarter Mietspiegels mit insgesamt 6,71 Prozent beschlossen. Die durchschnittliche Nettomiete unabhängig von allen Wohnwertmerkmalen beträgt in der Stadt Backnang demnach 7,82 Euro pro Quadratmeter. Ortsübliche Betriebskosten sind darin nicht enthalten. Vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei 7,33 Euro.
Dass die Ergebnisse des KSK-Wohnmarktberichts von diesem Wert abweichen, erklärt die Pressesprecherin wie folgt: „Zur Erstellung des Wohnmarktberichtes werden die derzeit in den diversen Portalen eingestellten Mietangebote, recherchierte Objekte und Abschlussdaten der vergangenen 24 Monate herangezogen. Das heißt: Es handelt sich eher um aktuelle Mietabschlüsse und nicht um Durchschnittsmieten bereits laufender Mietverträge.“ Künftig soll der Bericht einmal pro Jahr erscheinen.
Wohnmarktbericht „Mit unserem Wohnmarktbericht wollen wir den Menschen im Rems-Murr-Kreis helfen, Preise zu vergleichen und eine gute Entscheidungsgrundlage für den Kauf oder Verkauf einer Immobilie zu schaffen“, so Vincenzo Giuliano, seit Januar 2022 Mitglied des Vorstands der Kreissparkasse Waiblingen. Der Wohnmarktbericht Rems-Murr-Kreis 2022 bietet eine aktuelle Orientierung über Kauf- und Mietpreise nach unterschiedlichen Wohnlagen. Der vollständige Wohnmarktbericht ist unter folgendem Link abrufbar: kskwn.de/wohnmarktbericht
Mietspiegel Die Stadt Backnang und die Nachbargemeinden Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Kirchberg an der Murr, Oppenweiler, Sulzbach an der Murr und Weissach im Tal haben dieses Jahr den Mietspiegel aufgrund der geänderten Marktgegebenheiten fortgeschrieben. Die Gemeinde Althütte hat sich bei der Fortschreibung neu beteiligt. Der neue Mietspiegel ist ab sofort gültig und unter www.backnang.de/Mietspiegel abrufbar. Auf der Homepage steht auch ein Online-Rechner zur kostenfreien Anwendung zur Verfügung.