Verschmierte Mauer ist wieder sauber

Spezialfirma benötigt fünf Tage, um das Kunstharz zu beseitigen, das von einem Unbekannten auf der gesamten Länge der städtischen Hochwasserschutzmauer aufgebracht worden ist. Die Kosten für die Allgemeinheit belaufen sich auf ungefähr 10000 Euro.

Verschmierte Mauer ist wieder sauber

Die Beseitigung des Harzes war keine Kleinigkeit. Die Experten des Malerbetriebs Widmer tüftelten lange an der richtigen Methode. Foto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Seit Montag glänzt die Mauer zwischen dem Parkplatz hinterm Müller und der Murr wieder. Die Schmierereien, die von einem Unbekannten aufgebracht worden waren, konnten nach mühevoller Arbeit wieder entfernt werden. Übernommen wurde das von der Widmer&Felten GbR aus Allmersbach im Tal. Thilo Widmer, der Inhaber des Malerfachbetriebs, erläutert den Aufwand: „Wir haben am Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Montag gearbeitet und waren immer mit drei beziehungsweise vier Personen und teuren Geräten vor Ort.“ Und Reiner Gauger, der Pressesprecher der Stadt Backnang, ergänzt: „Die Kosten betragen ungefähr 10000 Euro. Solange der Verursacher nicht gefunden wird, trägt die Stadt Backnang die Kosten.“

Die Mauer war wie berichtet vor einigen Wochen auf der gesamten Länge von etwa 70 Metern von einem Unbekannten mit einem lange Zeit unbekannten Material verschmiert worden. Werner Felten, Mitgeschäftsführer der GbR und seit Jahren Experte bei allen Fragen zum Thema Beton, rätselt selbst über die Masse: „Keiner weiß, was es ist, vermutlich ein Epoxid-Kunstharz.“ Fakt ist jedoch, dass die Beseitigung der Masse selbst die Experten vor große Probleme stellte, vor allem deshalb, weil das Material mit einer Dicke von bis zu einem Zentimeter auf den Deckplatten der Mauer aufgebracht war. Felten: „Anfangs dachten wir, wir bekommen das einfach weggestrahlt. Aber da haben wir uns getäuscht. Wir haben alles versucht mit Schleifen oder Kratzen.“ Den Durchbruch schaffte dann ein Reinigungsgel, das das Material weicher gemacht hat. So konnte ein Teil abgekratzt werden. Der Rest wurde, nachdem er wieder getrocknet war, mit feinem Sand (Körnung 0,0035 Millimeter) abgestrahlt. Felten ist überzeugt: „Derjenige, der das gemacht hat, der hat sich richtig Gedanken gemacht, wie er der Stadt am meisten schaden kann, das war nicht irgendein Schmierfink. Und er hat sich das was kosten lassen. Für die Fläche hat er etwa fünf bis zehn Kilo Harz benötigt, das kostet zwischen 200 und 500 Euro.“

Felten ist auch der Ansicht, dass wohl nur wenige andere Firmen den Auftrag so schonend für den Beton hätten erledigen können wie seine. Auch sei es eine glückliche Fügung gewesen, dass nur die hochwertigen Decksteine beschmiert waren, sie hielten die Behandlung relativ gut aus. „Wären die einfachen Betonwände darunter betroffen gewesen, hätte das Entfernen des Harzes auch den Beton beschädigt.“

Nun ist der Malerfachbetrieb Technokompetenz Widmer nicht nur Experte beim Reinigen, sondern auch beim Schützen. Und so wurde nun auch ein Easy-to-Clean-Verschmutzungsschutz auf der Mauer aufgebracht. Felten: „Wasser, Kaffee, Öl oder Pommesfett oder Ketchup perlt künftig einfach ab und die Mauer bleibt sauber.“ Allerdings, so ergänzt Widmer, „einen Graffitischutz wollte die Stadt nicht auftragen lassen, das war ihr wohl zu teuer.“

Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich nennt den Vorfall „in mehrfacher Hinsicht extrem ärgerlich“. Neben dem völlig unnötigen hohen Sachschaden, der von der Allgemeinheit zu tragen ist, „wurde durch diese sinnlose Aktion“ ein erheblicher Arbeitsaufwand verursacht. Die Mauer, für viele ein beliebter Treffpunkt, war für längere Zeit nicht zum Verweilen nutzbar. Friedrich: „Wir haben vor diesem Hintergrund Anzeige gegen unbekannt erstattet und bitten die Bevölkerung um Unterstützung bei der Aufklärung des Sachverhalts. Sollte es gelingen, den Verursacher zu ermitteln, werden wir alle Kosten geltend machen, denn eine solche ,Selbstjustiz‘ ist weder akzeptabel noch tolerabel.“ Auch künftig sollten Polizei und Vollzugsdienst alle Anstrengungen unternehmen, damit Sachbeschädigungen und Vandalismus auf ein vermeidbares Minimum begrenzt werden.

Parkplatz fünf Tage dicht

Kosten Die Beseitigung der Schmiererei hat Kosten von etwa 10000 Euro verursacht.

Parkplatz Während der Reinigungsarbeiten war der Parkplatz fünf Tage lang gesperrt. Die Parkplatznutzer wurden informiert.

Spezialfirma Das Kompetenzzentrum Widmer arbeitet bundesweit im Bereich Oberflächenschutz, Salzschutz für Beton, Graffiti-Entfernung, Betonschäden korrigieren. So bringen die Mitarbeiter zum Beispiel in einem Tunnel der A7 in Hamburg aktuell eine Spezialbeschichtung auf, die den Beton vor dem Streu- und Meeressalz schützt. Aber auch in Backnang ist die Firma immer wieder im Einsatz. Etwa wenn es darum geht, dass der Beton der Hochwasserschutzmauern kein Wasser aufnimmt.