Vespertouren und digitale Schnitzeljagd im Naturpark

Der Verein Naturpark Schwäbischer Wald stellt seine Pläne und Projekte fürs laufende Jahr vor. Im Fokus stehen kulinarische Angebote.

Vespertouren und digitale Schnitzeljagd im Naturpark

Verschiedene Actionbounds führen durch den Naturpark Schwäbischer Wald. Das „Abenteuer Waldfee“ führt auch zum Eingang des Wetzsteinstollens. Bald sollen noch mehr dazukommen. Archivfoto: Alexander Becher

Von Wolfgang Gleich

Murrhardt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner als Vorsitzender des Vereins Naturpark Schwäbischer Wald, sein Welzheimer Amtskollege Thomas Bernlöhr, Naturpark-Geschäftsführer Karl-Dieter Diemer und die Mitarbeiterinnen der Naturpark-Geschäftsstelle die aktuellen Projekte des Naturparks sowie der Arbeitsgemeinschaft der Naturparke Baden-Württemberg vor. Dabei spielen Speis’ und Trank, die bekanntlich auch Leib und Seele zusammenhalten, eine gewichtige Rolle. Nicht erst seit dem Ukrainekrieg und der durch ihn verursachten Versorgungsengpässe, sondern seit Jahren seien die regionale Lebensmittelerzeugung und deren Direktvermarktung Thema im Naturpark, betonte Mößner.

Da sind zunächst einmal die „Naturpark-Vespertouren“. Sie werden am 15. Mai erstmals angeboten. Dabei können die Naturpark-Besucher gleichzeitig die Vielfalt der Natur entdecken und regional erzeugte Köstlichkeiten genießen. „Mit den Vespertouren werden im Naturpark wirtschaftende Betriebe unterstützt“, stellte Sabine Rücker von der Naturpark-Geschäftsstelle das von ihr geleitete Projekt vor. „Dadurch werden regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut und langfristig erhalten. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln und die damit verbundene Landschaftspflege wird den Besuchern auf diesem Weg nahegebracht. Hierbei werden regional hergestellte Produkte vermarktet, mit kurzen Transportwegen werden Klima und Umwelt geschont, und mit jedem Kauf die bäuerlichen Strukturen unterstützt.“

Die an der Aktion beteiligten Betriebe stellen ein Vesperangebot mit eigenen und regionalen Erzeugnissen zusammen. Als Draufgabe gibt es einen Vorschlag für eine Wandertour, die bei dem jeweiligen Betrieb oder in der näheren Umgebung startet und wieder endet. Diese Wandervorschläge und viele weitere können auch bei Q-vadis, der neuen digitalen Datenbank des Naturparks, heruntergeladen werden.

Für den 15. Mai, dem ersten von insgesamt vier Terminen dieser Aktion, kann das Vesper direkt beim Weingut Koppenhöfer in Löwenstein-Rittelhof, im Gasthof Siller in Spiegelberg-Vorderbüchelberg, im Geigersberger Hof in Auenwald-Oberbrüden oder in der Landmetzgerei Ziesel in Kaisersbach-Schillinghof bestellt werden, mindestens fünf Tage im Voraus. Am Wandertag selbst kann dann das Vesperpaket von 10 bis 13 Uhr abgeholt werden. Weitere Termine für die Vespertouren sind Sonntag, 19. Juni, 18. September und 16. Oktober.

Ums gesunde regionale Essen geht es auch in der Naturpark-Kochschule, ein 2019 im Naturpark Südschwarzwald initiiertes Programm. Dessen Leitidee ist es, Kinder und Familien über gemeinsames Kochen für gesunde Ernährung und für die Verwendung regionaler Lebensmittel zu sensibilisieren. Man stehe gerade mit den Landtagsfraktionen in intensivem Austausch, berichtete Mößner, damit die notwendigen finanziellen Mittel für die Anschaffung und den Betrieb von als mobile Kochschulen eingerichteten Bussen sowie die Anstellung von pädagogisch und fachlich ausgebildetem Personal zur Verfügung gestellt werden.

Der Naturpark soll mit einer Kochschule auf Rädern ausgestattet werden

Die Kochschulen könnten zudem als Foren dienen, um gerade auch einkommensschwachen Familien Möglichkeiten für gesunde und nachhaltige Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln aufzuzeigen. Angedacht sei, jeden der sieben Naturparke Baden-Württemberg mit einer derartigen Küche auf Rädern auszustatten. Deren Kooperationspartner wären die zertifizierten Naturpark-Schulen, von denen es mittlerweile 54 gibt.

Nach dem Vorbild dieser Schulen soll darüber hinaus ein Netz an Naturpark-Kindergärten aufgebaut werden, wofür die Arbeitsgemeinschaft Naturparke aktuell ein Konzept erarbeitet. Ziel ist es, im Rahmen von Projekten und Exkursionen Kindern bereits im Alter von unter sechs Jahren ihr direktes Lebensumfeld näher zu bringen und die jeweilige Naturparkregion vorzustellen. Auf diese Weise soll die Verbundenheit mit der Heimat gestärkt werden. Die ersten fünf Naturpark-Kindergärten im Bereich des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald bestehen bereits in Backnang, Murrhardt, Rosengarten, Abtsgmünd und Althütte.

Angestrebt werde ferner in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg der Ausbau des Netzes der Naturpark-Bounds – der interaktiven Smartphone-Schnitzeljagd – und der barrierefreien Wanderwege. Für Letzteres stehe man in engem Austausch mit dem Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter, der Aktion Mensch sowie dem Kreisjugendring Rems-Murr. Die Arbeitsgemeinschaft Naturparke mache sich stark dafür, nach bayrischem Vorbild das Amt des hauptamtlichen Parkrangers einzuführen. Die Parkbesucher seien oftmals der Natur und dem Leben im ländlichen Raum derart entfremdet, dass es hilfreich sei, sie anzuleiten, zu betreuen und ihnen die in Wald, Flur und Natur geltenden Spielregeln nahezubringen.