Viel Lob und zwei Urkunden für Rosa

Bäckereifachverkäuferin Rosa Sciotta-Cilla ist wegen ihrer Herzlichkeit stadtbekannt – Zwei Stammkunden zeichnen sie dafür aus

Ihr Italienisch und ihre Herzlichkeit sind stadtbekannt – Bäckereifachverkäuferin Rosa Sciotta-Cilla serviert den Espresso stets mit einem netten Blick und einem netten Wort. Zwei Stammkunden haben sie jetzt dafür mit eigens entworfenen Urkunden ausgezeichnet.

Viel Lob und zwei Urkunden für Rosa

Halten Rosa Sciotta-Cilla für die freundlichste Bäckereifachverkäuferin der Stadt, die darüber hinaus den besten Espresso in Backnang macht: Bernd Ludwig (rechts) und Andreas Wagner finden, das muss anerkannt werden, und überreichen der Italienerin zwei Urkunden. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG.Wenn Rosa hinter der Bäckereitheke steht, geht er rein; wenn nicht, dann geht er weiter. Ein Blick durchs Fenster der Bäckerei Bread Man in der Grabenstraße verrät Bernd Ludwig, ob sich die Einkehr zur Mittagspause lohnt. „Andere gehen zum Doktor, ich gehe zu Rosa. Wenn man hier rausgeht, geht es einem besser.“ Der Ingenieur lebt seit fünf Jahren in Backnang und hat in dieser Zeit nirgendwo anders in der Stadt eine freundlichere Bäckereifachverkäuferin und eine bessere Espressomacherin gefunden als Rosa Sciotta-Cilla.

Bernd Ludwig und sein Kollege Andreas Wagner finden: Das muss honoriert werden. So haben sie am heimischen Computer zwei Urkunden entworfen – eine für die Freundlichkeit und eine für die Qualität des Espressos – und ausgedruckt und einer sichtlich gerührten Rosa überreicht. Zwei Rahmen sollen noch folgen. Schließlich sollen die Zertifikate auch was hermachen, wenn Rosa sie im Bread Man an die Wand hängt. „Wir verleihen keine Backnanger Ehrenbürgerschaft“, witzelt Bernd Ludwig.

„Auszeichnung der Menschlichkeit und Laudatio auf die Freundlichkeit“

„Das ist eine Auszeichnung der Menschlichkeit, eine Laudatio auf die Freundlichkeit.“ Servicewüste? „Das ist hier anders“, sagt Ludwig. Zum Espresso gibt es einen netten Blick, ein nettes Wort. „Das kann man nicht bezahlen und auch nicht lernen“, ist Rosa überzeugt. „Ich bin mit Leidenschaft und Herz dabei. Ich komme hier in den Laden und bin zu Hause.“ Die Leiterin der Mildenberger Bread-Man-Filiale ist immer wieder überrascht, was sie in Menschen auslösen und welche Bedeutung sie für Menschen haben kann.

Als Sechsjährige ist Rosa 1979 aus Apulien nach Backnang gekommen. Das Italienische sprudelt bis heute einfach so unbewusst aus ihr heraus. „Ich sage immer, das ist nicht Italienisch, sondern Hochschwäbisch.“ Ist beispielsweise die Cimbali-Siebträgermaschine mal defekt, wettert Rosa auf Italienisch. Den Wünschen von Signora Kundin und Signore Kunde begegnet sie mit einem herzlichen „Grazie“, „Prego“, „Ciao ragazzi“ oder Ähnlichem und schiebt die deutsche Übersetzung meist gleich hinterher. „Rosa hat der Filiale ein Gesicht gegeben“, findet Bernd Ludwig. Sie sei die Seele des Bread Man.

Beim Affogato ertrinkt eine Kugel Vanilleeis im Espresso

Rosa ihrerseits sagt, die Kaffeemaschine des renommierten Herstellers La Cimbali und nicht der Backofen sei das Herz dieser Bäckereifiliale. Dass bester Kaffee entstehen kann, liegt laut Rosa sowohl an der Maschine als auch an demjenigen, der sie bedient. Für Bernd Ludwig und Andreas Wagner kredenzt die Meisterin an der Maschine häufig das Dessert „Affogato“: Eine Kugel Vanilleeis wird dabei in eine kleine Tasse gegeben und dann mit heißem Espresso übergossen. Die Eiskugel ertrinkt (auf Italienisch „affogare“) dadurch im Espresso. Anderen wiederum, die einen Extraschub Kaffeekraft nötig haben, bereitet Rosa ihre Spezial-Chefmischung zu.

Seit es Bread Man gibt, ist Rosa dort Filialleiterin. „Mein Chef tut mich nirgendwo anders mehr hin“, ist sie überzeugt. Er hat einmal zu ihr gesagt, würde es einen zweiten Bread Man geben, müsste es auch eine zweite Rosa geben.