Vollmond-Kirtan-Singen

„Das Singen von Mantras (Kirtan) ist eine wunderschöne, freudvolle Methode zur Erweiterung des Bewusstseins.“ So steht’s in einem kleinen Büchlein, das die Teilnehmer am Anfang ausgehändigt bekommen. Zunächst lädt Yogi Bhaskara, der die Sitzung im Yoga-Vidya-Zentrum leitet, zur stillen Meditation ein.

Kirtan-Singen, erfährt die Reporterin in der Bundeshauptstadt später, ist einer von vielen Bestandteilen der Yoga-Lehre im ursprünglichen hinduistischen Sinne, also als Weg zur Selbsterkenntnis. Hatha-Yoga – die gymnastischen Übungen, die man auch hierzulande kennt – spielten in Indien kaum eine Rolle.

Stattdessen geht es an diesem Abend in Berlin um Bakti-Yoga, also um das Yoga der Hingabe. „Wir sind alle eins“, sagt Bhaskara, „diese Einheit kann man erfahren.“ Und zwar durch Singen. Die Kirtan-Texte sind in Sanskrit geschrieben und für den Durchschnittsdeutschen damit so verständlich wie Chinesisch.

„Om Namo Narayanaya. Om Shri Durgayai Namah“ – so etwa lauten die ersten Zeilen des „Namah Kirtan“, das für den Frieden der Welt gesungen wird. Man findet es auf Seite 17 des kleinen Büchleins. Weil eh keiner den Text versteht, könne der Kopf beim Singen frei werden. „Man sieht dann nur noch das Programm, das im Kopf abläuft. Und das ist dann sehr lustig“, sagt Bhaskara und grinst.

Was für andere funktionieren mag, bleibt an diesem Abend ohne Effekt. Die Reporterin ist zu verwirrt. Im Buch die Texte mitlesen? Oder lieber wie ein planloser Depp einfach mitsummen? Loslassen ohne Drogen ist eine Herausforderung. Dieses Mal stellt sich leider bis zum Ende keine rechte Entspannung ein.