Vorsicht vor falschen Liebesschwüren

Die Polizei warnt vor der Betrugsmasche Romance Scamming, mit der sich Kriminelle via Internet an arglosen Opfern bereichern.

Vorsicht vor falschen Liebesschwüren

Die Polizei warnt vor Betrügern, die ihren Opfern mit falschen Liebesschwüren via Internet Geld aus der Tasche leiern. Foto: Fotolia_VRD

BACKNANG (pol). Die kalte Jahreszeit ist auch die Zeit, in der sich Singles verstärkt nach einem Partner sehnen. Da aufgrund des Lockdowns nur begrenzt Möglichkeiten bestehen, neue Kontakte zu knüpfen, ist laut Polizei davon auszugehen, dass dazu vermehrt die sozialen Netzwerke oder Online-Partnerbörsen genutzt werden. Hier sei allerdings Vorsicht geboten, warnen die Ordnungshüter. Auf derartigen Seiten treiben sich auch Betrüger herum. Ihr Ziel: mit den Opfern eine emotionale Bindung zu den Betrügern aufbauen und diese anschließend unter einem Vorwand um finanzielle Unterstützung bitten – angeblich damit ein Treffen in der Realität stattfinden kann. Ist das Geld erst mal überwiesen, bricht der Kontakt ab. Das Treffen findet natürlich nie statt. Um diesen Betrug, sogenanntes Love oder Romance Scamming, zu verhindern, muss die Vorgehensweise der Täter beleuchtet werden.

Ein aktueller Fall: Eine Frau aus dem Rems-Murr-Kreis wurde vergangenes Jahr zum Opfer der Liebesbetrüger. Im April nahm ein Mann über Facebook Kontakt zu der 56-Jährigen auf. Er gab sich als amerikanischer Militärarzt aus und gab vor, sich aktuell in einem Auslandseinsatz in Kabul zu befinden. Anschließend weckte er mit Geschichten über seine vor drei Jahren verstorbene Frau und andere Schicksalsschlägen das Interesse des Opfers. In der Folge kam es zu täglichen Chats. Der angebliche Amerikaner gewann das Vertrauen der Frau, hatte für alles schlüssige Erklärungen. Weiter beteuerte er immer wieder, dass er ein ehrlicher und treuer Mann sei und überschüttete die Dame mit Liebesbekundungen. Er erzählte von seiner zehnjährigen Tochter, die sich kurz darauf bei der 56-Jährigen meldete und diese als Stiefmutter in der Familie begrüßte. Der vermeintliche Militärarzt stellte seinem Opfer in Aussicht, dass er bald nach Deutschland komme, da sein Auslandseinsatz in absehbarer Zeit beendet sei. Dann könnten sich die beiden endlich persönlich treffen.

Der Geliebte gab vor, dass sein Vermögen auf einem Festgeldkonto angelegt sei und er aus dem Ausland nicht darüber verfügen könne. Damit ein Treffen zustande kommen könne, müsse die Frau ihm finanziell aushelfen. Da der Wunsch nach einem Treffen größer als die Zweifel der Frau war, stimmte sie zu und überwies dem Mann das Geld für ein Flugticket. Als sie auf dem Flughafen auf ihren Liebsten wartete, folgte jedoch die Enttäuschung. Der Mann erschien nicht in Deutschland. Abends meldete er sich, dass er einen Unfall auf dem Weg zum Flughafen gehabt habe und mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liege. Er bat die Frau wiederholt um Geld, um die Krankenhausrechnungen bezahlen zu können, und sicherte ihr zu, das Geld zurückzuzahlen, sobald er in Deutschland sei. In der Hoffnung auf ein baldiges Treffen überwies die Frau wiederholt Geldbeträge auf verschiedene ausländische Konten. Insgesamt flossen etwa 100000 Euro. Dies schien für die Frau verkraftbar, da der Mann ihr versprach, in Deutschland mit seinem großen Privatvermögen eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Erst bei einem Gespräch mit der Mitarbeiterin einer Bankfiliale wurde die Frau auf den Betrug aufmerksam gemacht. Der Schock war groß.

Die Betrüger kommunizieren in der Regel in perfektem Deutsch oder Englisch, oftmals nutzen sie dafür auch fortschrittliche Übersetzungssoftware. Sie geben sich in vielen Fällen als attraktive und beruflich erfolgreiche Männer oder Frauen aus. Außerdem täuschen sie vor, sich im Auslandseinsatz oder europäischen Ausland zu befinden. Tatsächlich kann eine Vielzahl der Love Scammer nach Westafrika zurückverfolgt werden. Die Betrüger überhäufen ihre Opfer mit Komplimenten und Liebesbekundungen. Sehr schnell sprechen sie von einer gemeinsamen Zukunft oder von Heirat, mit dem Ziel, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen. Im Jahr 2019 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen 17 Fälle angezeigt, in denen die Betrüger mit der falschen Liebe erfolgreich waren. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist.

Viele Opfer zeigen den Betrug nicht bei der Polizei an, vermutlich aus Scham und Kränkung. Neben den materiellen Schäden sind auch die psychischen Belastungen und Folgen solcher Taten nicht zu unterschätzen. Da die emotionalen Bindungen der Opfer so stark ausgeprägt sind, gelingt es oftmals nicht, den Kontakt zu den Betrügern abzubrechen. Die Opfer werden rückfällig und kommunizieren erneut mit den vermeintlichen Seelenverwandten. Auch wenn es vielleicht zu keinem finanziellen Schaden mehr kommt, leiden die Opfer noch lange Zeit unter den emotionalen Folgen.

„Um zu verhindern, dass die Betrüger mit dem falschen Liebesspiel weiterhin erfolgreich sind, bitten wir Sie, auf Partnerbörsen und Chatportalen vorsichtig zu sein“, appelliert die Polizei an die Bürger. Es sollte immer daran gedacht werden, dass die Person „am anderen Ende der Leitung“ vielleicht nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Daher mahnt die Polizei: „Überweisen Sie kein Geld an Personen, die Sie nicht persönlich kennen. Nehmen Sie im Zweifelsfall Kontakt zur Polizei auf.“

Weitere Informationen finden sich online unter www.polizei-beratung.de.