Ungezwungenes Kennenlernen: Etwa 25 Bürgerinnen und Bürger sind ans ehemalige Waaghäusle in Dauernberg gekommen, um sich mit Max Schäfer (vorne rechts) über Themen, die das Dorf und die Gemeinde Spiegelberg betreffen, auszutauschen. Foto: Alexander Becher
Von Nicola Scharpf
Spiegelberg. Max Schäfer sagt, dass er sich wohlfühlt in Spiegelberg, dass er die Leute kennt, dass die Mentalität der Bürger seiner eigenen entspricht. „Ich hätte mich nirgendwo anders beworben“, beantwortet der 34-Jährige, der mit der Übernahme des Hauptamts im Spiegelberger Rathaus vor bald sieben Jahren seine erste Stelle nach seinem Studienabschluss antrat, die Frage eines Bürgers, weshalb er der neue Bürgermeister werden will. „Ich wurde hier sozusagen sozialisiert.“ Er habe einige Jahre gehabt, um die Gemeinde kennenzulernen. „Vieles klappt per Handschlag oder telefonisch. Es braucht kaum Bescheide. Es liegt mir arg am Herzen, dass Spiegelberg eine bürgernahe Verwaltung bleibt.“
Seit Montagabend steht fest, dass der Name Max Schäfer der einzige auf dem Stimmzettel sein wird, wenn die Spiegelberger aufgerufen sind, am 24. September ihren neuen Bürgermeister zu wählen. Dass er keinen Mitbewerber um das Amt hat, findet der gebürtige Leonberger „ernüchternd“, Bürgermeister in Spiegelberg ist für ihn „ein attraktiver Job“. Es seien bereits viele Briefwahlanträge eingegangen, was für eine hohe Wahlbeteiligung spreche. „Es wäre eine feine Sache, wenn alle zur Wahlurne gehen würden.“ Schäfer hat zwar beste Chancen. An seinem Wahlkampf ändere dieses Bewusstsein aber nichts. Er wolle nicht nur die Wahl gewinnen, sondern die Bürgerschaft hinter sich wissen.
Im Halbkreis stehen die
Dauernberger auf der Dorfstraße
Also hat der Parteilose Wahlkampf-Folder in alle Briefkästen geworfen und er geht vor Ort: Jedem Teilort stattet er mindestens einen Besuch ab. „Ich bin angewiesen darauf, dass ich Ihr Vertrauen bekomme“, wendet sich Schäfer an die Dauernberger Bevölkerung. Etwa 25 Bürgerinnen und Bürger sind zum Kennenlerntermin beim alten Waaghäusle gekommen. Bierbänke stehen für sie bereit. Die meisten bevorzugen es aber, auf der Dorfstraße im weiten Halbkreis um Max Schäfer zu stehen, der den rustikalen Stehtisch aus Holzbrettern als seinen Platz gewählt hat. Am Vorabend war Wahlkampftermin in der Gaststätte Löwen in Spiegelberg-Jux, noch ein paar Tage früher fand die Begegnung mit Bürgern im Alten Simpl in Spiegelberg statt, mit jeweils 30 bis 40 Interessierten. So freut sich Schäfer in Dauernberg über „die starke Vertretung wie in vielen Ortsteilen üblich“.
Es gehe um die nächsten acht Jahre: „Wo gehen wir hin? Was erwartet uns?“ Schäfer lädt die Zuhörenden ein, Fragen zu stellen und ihn bei Bedarf zu unterbrechen. Dieser Aufforderung folgt zunächst niemand, als Schäfer seine Schwerpunkte benennt und ausführt: Die Wasserversorgung werde die Gemeinde weiterhin beschäftigen. Überhaupt spiele die Versorgungssicherheit in verschiedenen Bereichen eine Rolle – angefangen beim Thema Kläranlage über die Ganztagsversorgung in der Kinderbetreuung bis hin zur Nahversorgung. Auch das Schaffen von Wohnraum und die Digitalisierung der Verwaltung seien große Themen. „Ganz heiß: Ich sehe keine topsanierten Häuser“, lässt er den Blick schweifen. „Die kommunale Wärmeplanung, wen wird sie einholen?“, fragt Schäfer in die Runde, erkundigt sich mit Verweis auf das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum nach dem Sanierungswillen der Dauernberger und führt den starken Sanierungsbedarf des Rathauses an: „Kommen Sie rein, schauen Sie sich die Risse an. Energetisch heizen wir zum Dach raus. Und auf der Toilette ist noch ein Aschenbecher montiert. Wann durfte man zum letzten Mal in öffentlichen Gebäuden rauchen?“
Mal charmant abgesagt, mal aufgeschlossen gezeigt
Ein paar Takte später bekommt er die Gegenfrage aus der Bürgerschaft nach gemeindlichen Fördermöglichkeiten für Fotovoltaik. „Wir leben von Umlagen und plündern alle Fördertöpfe. Das Plündern von Fördertöpfen ist unsere Spezialität in Spiegelberg“, erteilt Schäfer dem Bürgeranliegen charmant eine Absage. Bei anderen Anliegen zeigt er sich aufgeschlossen – zum Beispiel, so der Hinweis eines Bürgers, dass in puncto Kläranlage etwas getan werden müsse. Ebenso bei der Sanierung von Straßen, wo – abgesehen von der Spiegelberger Ortsdurchfahrt – nur geflickt worden sei. Den Vereinen und Gewerbetreibenden sichert er seine Unterstützung zu. Auch das dominierende Dauernberger Thema, das mit dem Bebauungsplan „Sicherung der Verkehrsflächen“ zusammenhängt und an diesem kühlen Abend am Waaghäusle bei Saftschorle und Flaschenbier rege diskutiert wird, wolle er bald nach der Wahl angehen. „Ich will das Problem nicht verwalten, sondern lösen.“ Ein neuer Bürgermeister bedeute einen neuen Start.