Wie viele Geschlechter gibt es? Klar, werden manche jetzt sagen: Frau und Mann. Doch so einfach ist das nicht. Was ist mit Trans*-Menschen? Welche Rolle spielen neben der Biologie Diversity und Gender? Was unterscheidet die sexuelle Identität von der Orientierung? Und was versteht man Abrosexualiät? Ein Überblick.
Abseits des biologischen Geschlechts sind sexuelle Orientierungen und Identitäten nicht in Stein gemeißelt. Menschen können sich ihrem biologischen Geschlecht entsprechend oder davon verschieden erleben und dies zum Ausdruck bringen.
Von Markus Brauer
Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität, Polysexualität, Pansexualität, Omnisexualität, Asexualität, Autosexualität, Androsexualität, Gynosexualität, Skoliosexualität, Greysexualität: Die sexuelle Orientierung von Menschen ist vielfältig, vielschichtig – und ein fundamentaler Bestandteil ihrer Persönlichkeit.
Eizelle vs Samenzelle
Wie viele Geschlechter gibt es? Das hängt davon ab, wie man Geschlecht genau definiert. Die Biologie ist da sehr eindeutig: Sie fixiert das Geschlecht an seine Rolle in der Fortpflanzung. Ihre Definition hängt von der Keimzellenproduktion ab: Produziert ein Individuum im Rahmen der geschlechtlichen oder sexuellen Fortpflanzung Ei- oder Samenzellen? Wer Samenzellen produziert, ist männlich. Wer Eizellen produziert, ist weiblich. So einfach ist das. Oder doch nicht?
Gender vs Sex
Diversity vs Diskriminierung
Wie die Landeszentrale weiter erklärt, wird seit der rechtlichen Einführung der dritten Geschlechtsoption divers im Jahr 2018, auch über eine mehrgeschlechtliche Schreibweise diskutiert, die nicht nur das männliche und weibliche Geschlecht einschließt, sondern auch andere Geschlechtsidentitäten.
Diskussionen über eine geschlechtergerechte Sprache gibt es hierzulande aber seit den 1970er Jahren. Befürworter sehen Gendern als Ausdruck der Gleichstellung, Kritiker empfinden es als Sprachverhunzung und Bevormundung.
Sozial vs biologisch
Sexuelle Identität vs sexuelle Orientierung
Zu welchem Geschlecht oder zu welchen Geschlechtern fühlt sich jemand hingezogen? Um diese Frage geht es bei der sexuellen Orientierung, die durch die sexuelle Beziehung zu einer anderen Person bestimmt ist.
Frauen vs Männer
Frauen halten mehr von der Sichtbarkeit von Geschlechtervielfalt und der Debatte darüber als Männer, wie einer Umfrage (2024) des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag des Partnervermittlers Parship hervorgeht. Ein deutlich größerer Anteil bei Frauen als bei Männern befürwortet demnach, Geschlechtervielfalt abzubilden und einen Diskurs über das Thema in der Gesellschaft zu führen.
Die Mehrheit der Männer ist davon überzeugt, dass es nur zwei Geschlechter – Mann und Frau – gebe. 60 Prozent der Männer schlossen sich der Aussage an, aber nur rund 44 Prozent der Frauen. Befragt wurden 1010 Menschen aus Deutschland im Alter von 18 bis 69 Jahren.
Variabel vs konstant
Eine wichtige sexuelle Orientierung fehlt noch in unserer Auflistung: Abrosexualität.
Abrosexualität unterscheidet sich damit grundlegend von anderen sexuellen Identitäten. Im Gegensatz zu festen sexuellen Orientierungen wie Heterosexualität, Homosexualität oder Bisexualität, bei denen die sexuelle Anziehung ein Leben lang konstant bleibt, erlebt eine abrosexuelle Person unterschiedlich ausgeprägte Veränderungen in ihren sexuellen Vorlieben. Diese Variationen können sowohl in kurzen als auch in längeren Zeitabständen auftreten.