Weitere Schritte zum Umbau des Weissacher Feuerwehrgerätehauses

Für den An- und Umbau des Weissacher Feuerwehrgerätehauses muss ein Kanalsammler verlegt werden. Das verursacht Mehrkosten in Höhe von knapp 280000 Euro. Darüber hinaus ist nun ein Architekturbüro mit der Umsetzung der Baukonzeption beauftragt worden.

Weitere Schritte zum Umbau des Weissacher Feuerwehrgerätehauses

Das zentrale Gerätehaus der Weissacher Feuerwehr im Aichholzhof ist 1984 bezogen worden und bedarf einer Überholung. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Der An- und Umbau des Feuerwehrgerätehauses hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Weissach im Tal gleich zwei Tagesordnungspunkte eingenommen. Zuerst ging es um einen Kanalsammler, der verlegt werden muss, bevor die Bauarbeiten beginnen. Anschließend sollten die Architekturleistungen für die Umsetzung der Baukonzeption vergeben werden. Beides haben die Gemeinderäte und -rätinnen einstimmig beschlossen.

Den Kanalsammler zu verlegen sei zwingend notwendig, sagte Bürgermeister Daniel Bogner. „Egal wie die Bauausführung später aussieht. Ich denke, das ist eine relativ klare Angelegenheit.“

Kosten liegen bei rund 477000 Euro

Die Kosten für die Verlegung liegen bei insgesamt rund 477000 Euro, wobei knapp 425000 Euro auf die Tiefbau- und Entwässerungsarbeiten entfallen, rund 52000 Euro auf Ingenieurleistungen. Die Kosten waren bereits in der ursprünglichen Schätzung des Büros Dietl Architekten+Ingenieure vom Oktober 2021 enthalten, zu dem Zeitpunkt allerdings nur mit rund 200000 Euro, berichtete Bauamtsleiter Markus Stadelmann. Die Mehrkosten liegen also insgesamt bei rund 280000 Euro.

Bauingenieurin Susanne Wenzel vom Backnanger Ingenieurbüro Frank, das die Planung übernehmen soll, erläuterte, dass der Sammler Abwasser aus Allmersbach im Tal, Heutensbach, Oberweissach, Hohnweiler und Lippoldsweiler in die Kläranlage führe. Ihn zu überbauen stelle ein Risiko dar. Der Sammler habe eine Tiefenlage von sieben Metern, der Untergrund sei nicht einfach, die Abwasserhaltung sei aufwendig zu betreiben – „so kommen die hohen Kosten zustande“, sagte Wenzel. Der neue Kanalsammler werde um die Halle herumführen. Der alte werde mit flüssigem Boden verfüllt, „das Rohr bleibt im Boden“.

Gemeinderat Thomas Heller (UBL) missfiel die Teuerung. Bei dem Projekt sei die Gemeinde bei drei Millionen gestartet, mittlerweile lägen die Gesamtkosten bei 4,2 Millionen Euro. „Wenn ich an die ganzen anderen Projekte denke (Anm. d. Red.: etwa den barrierefreien Umbau des Rathauses), haben wir das Geld eigentlich nicht zur Verfügung“, sagte er. „Deshalb kann ich das momentan nicht mittragen.“

Gemeinderäte bitten darum, auf Einsparmöglichkeiten zu achten

Die Kostensteigerung sei natürlich bedauernswert, entgegnete Bogner, doch der An- und Umbau des Feuerwehrgerätehauses gehöre zu den Kernprojekten der Gemeinde. „Das ist eine Pflichtaufgabe, von der wir sprechen. Und egal, wie wir’s machen – den Kanal müssen wir verlegen.“ Auch Dietmar Schönberger (SPD) hielt die Ertüchtigung des Feuerwehrgerätehauses für eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, schloss sich seinem Vorredner aber in dem Punkt an, dass die Verwaltung, wo immer möglich, nach Einsparpotenzialen suchen solle. Es handele sich schließlich um Steuergelder. Thomas Obermüller (LWB) bat ebenfalls darum, in allen Bereichen zu schauen, wo Abstriche möglich seien. „Es gibt einen Unterschied zwischen notwendig, genug und Luxus“, fügte er an. Er nehme die Anregung an, mit Argusaugen und Augenmaß zu prüfen, wo gespart werden könne, versprach Bogner. Bei der Verlegung des Kanalsammlers und den dazugehörigen Ingenieurarbeiten sei das aber nicht möglich, „hier kann man nicht zwischen einer Standardausführung und einer Luxusausführung unterscheiden“. Diesem Tenor schloss sich Markus Gentner (CDU/FWV) an. Ein barrierefreies Rathaus und ein zeitgemäßes Feuerwehrgerätehaus seien für ihn kein Luxus, sagte er. „Was hinterlassen wir der folgenden Generation? Dann doch lieber Schulden als eine marode Infrastruktur. Das sind Pflichtaufgaben.“

Das Gremium stimmte einstimmig dafür, das Ingenieurbüro Frank mit den Ingenieurleistungen zu beauftragen sowie die Tiefbau- und Entwässerungsarbeiten an die Firma Klöpfer GmbH&Co. KG aus Winnenden zu vergeben, die das günstigste Angebot abgegeben hatte. Thomas Heller und Thomas Obermüller enthielten sich.

Internationales Planungsbüro beauftragt

Anschließend ging es um die Vergabe der Architektenleistungen für die Leistungsphasen fünf bis neun. Diese mussten aufgrund des EU-Schwellenwerts europaweit ausgeschrieben werden. Bis dahin war das ortsansässige Architekturbüro Dietl Architekten+Ingenieure zuständig gewesen. Für die Gemeinde Weissach im Tal war es das erste europaweite Vergabeverfahren. Die Verwaltung wurde dabei von der Stuttgarter Kanzlei Menold Bezler Rechtsanwälte Steuerberater Wirtschaftsprüfer Partnerschaft mbB unterstützt.

Entsprechend der Vorgaben wurden die Architektenleistungen im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb ausgeschrieben. Von eingangs vier Anträgen blieb am Ende des Verfahrens ein Unternehmen übrig, das form- und fristgerecht ein Angebot abgegeben hatte: die Firma Lithium Designers GmbH aus Frankfurt am Main. Von ihr liege grundsätzlich ein zuschlagsfähiges Angebot vor, sagte Markus Schildknecht, Fachanwalt für Vergaberecht von der Stuttgarter Kanzlei.

Bei dem Unternehmen handele es sich um ein internationales Büro, das entsprechende Referenzen vorweisen könne, erklärte Bogner. Auch kommunale Projekte habe sich die Verwaltung zeigen lassen. Werde das Angebot nicht angenommen, müsste die Gemeinde noch einmal komplett neu ins Rennen gehen, sagte er.

Da die Kosten für die Architektenleistungen vor dem Beschluss, das Büro damit zu beauftragen, nicht öffentlich bekannt gegeben werden durften, wurde die öffentliche Sitzung unterbrochen. Nachdem die Räte und Rätinnen sich etwa 20 Minuten beratschlagt hatten, stimmten sie geschlossen dafür, der Frankfurter Firma den Auftrag zu erteilen. Die Kosten durfte Bürgermeister Bogner sodann auch preisgeben, sie liegen bei rund 238000 Euro für das Gebäude und rund 37000 Euro für die Außenanlagen.