Weniger Unfälle, dafür schwerere

Verkehrsstatistik für 2018 weist einen Höchststand an Verkehrstoten im Fünfjahresvergleich auf – Viele Vorfahrtsverletzungen

Weniger Unfälle, dafür schwerere

Zwar gab es im Bereich des PP Aalen 2018 mehr tödliche Unfälle mit Pkws, dafür aber weniger mit Motorradfahrern.Archivfoto: G. Habermann

Von Lorena Greppo

BACKNANG/AALEN. Nachdem die Zahl der Unfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen in den Vorjahren stetig gestiegen war, konnten die Beamten 2018 erstmals wieder einen leichten Rückgang verzeichnen. 25501 Verkehrsunfälle ereigneten sich (2017: 25633). „Eine moderate Veränderung“, nannte es Polizeipräsident Roland Eisele. Im Rems-Murr-Kreis hingegen hat die Zahl der Unfälle weiter zugenommen, sie stieg von 12052 auf 12206. Auch kann der leichte Rückgang der Fallzahlen die Polizei wohl kaum zufriedenstellen, denn die Schwere der Unfälle nahm 2018 zu. Im Rems-Murr-Kreis kamen bei 1214 Unfällen Personen zu Schaden, das entspricht einem Anstieg von 9,4 Prozent. Im Landkreis Schwäbisch Hall ist die Entwicklung sogar noch etwas dramatischer, dort sind es 11 Prozent mehr im Vergleich zu 2017. Nur im Ostalbkreis ist diesbezüglich ein leichter Rückgang von 0,9 Prozent verzeichnet worden.

Damit nicht genug: Auch die Zahl der tödlichen Unfälle im Zuständigkeitsbereich des PP Aalen war 2018 höher als im Vorjahr. Die Zahl von 48 tödlichen Unfällen und 52 Verkehrstoten sei jeweils ein Höchststand im Fünfjahresvergleich, erklärt Kriminaldirektor Ottmar Kroll. „Den stärksten Anstieg verzeichnet der Rems-Murr-Kreis mit einer Zunahme von 8 auf 18 Fälle, um 10 Getötete auf 20.“ Auf eine interessante Entwicklung machte Eisele aufmerksam: „Zwar haben wir mehr tödliche Unfälle mit Pkws, dafür weniger mit Motorradfahrern.“ Elf Motorradfahrer kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben, das sind immerhin sieben weniger als im Jahr zuvor.

Die Ursachen der vielen Unfälle sind verschieden, meistens lägen mehrere Ursachen vor, so Kroll „Ausnahmsweise steht nicht die Geschwindigkeit an der Spitze der Unfallursachen“, fügt er hinzu. Diesen Platz nahm 2018 die Vorfahrtsverletzung mit 15 Prozent ein. Kurz dahinter folgt aber schon die Geschwindigkeit mit 14 Prozent und auch Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren spielte in 13 Prozent aller Unfälle eine Rolle. Anders sieht die Sache aus, wenn man allein die tödlichen Unfälle anschaut: Hier war in 65 Prozent aller Fälle die überhöhte Geschwindigkeit die Hauptunfallursache.

Um die Unfälle mit Personenschaden zu reduzieren, führt die Polizei immer wieder Schwerpunktkontrollen durch. Bei 281 Kontrollen (2017 waren es 208) wurden insgesamt 18594 Verstöße festgestellt (2017: 14269). Damit erhöhte sich die Anzahl der Verstöße deutlich. 5994-mal wurden Fahrer mit dem Handy in der Hand erwischt (2017: 4378), wegen fehlender Kindersicherung wurden 639 Fälle zur Anzeige gebracht (2017: 466). Ein Verstoß gegen die Helmpflicht wurde in 139 (2017: 65) Fällen registriert .

Zugenommen hat auch die Zahl der Unfallfluchten – von 5265 Fällen 2017 kommt das PP Aalen auf 5445 Fälle 2018. „Sie kommen an ihr Fahrzeug und stellen fest, da sind Lackschäden, da ist etwas eingedellt, möglicherweise ist auch an der Stoßstange ein Schaden“, beschreibt Kroll häufige Situationen. „Das ist ärgerlich, diese Fälle stellen auch beileibe kein Kavaliersdelikt dar“, macht er klar. Die Aufklärungsquote in diesen Fällen liegt bei 38,6 Prozent. Warum sie so niedrig ist, kann Kroll auch erklären: „Nur in wenigen Fällen plagt den Verursacher das schlechte Gewissen und er meldet sich bei der Polizei.“ Die Ermittlungsarbeit der Beamten hingegen sei mühsam. An jedem Standort gebe es mehrere Beamte, die sich dem annahmen. Sie seien vielmals darauf spezialisiert, beispielsweise Lackspuren zu erkennen. Manchmal müssten sie aber pro Fall 50 bis 60 Fahrzeughalter überprüfen – ein unheimlicher Aufwand.