Birgit Zor und ihre Familie machen regelmäßig Urlaub auf dem Campingplatz am Waldsee in Fornsbach. Foto: Stefan Bossow
Von Lorena Greppo
Rems-Murr. Beim Stichwort Urlaub hat man zuerst wahrscheinlich karibische Strände, berühmte Sehenswürdigkeiten oder Bergwelten vor Augen. Die wenigsten werden dabei direkt an den Rems-Murr-Kreis denken. Dabei gibt es auch hier Tourismus und zwar gar nicht so wenig. Doch wer sind die Gäste, die sich auf den Weg in hiesige Gefilde machen? Wir haben an verschiedenen Orten nachgehakt.
Auf dem Campingplatz am Fornsbacher Waldsee wirft Birgit Zor einen Blick auf den wolkenverhangenen Himmel. Urlaubsgefühle kommen an diesem verregneten Vormittag eher nicht auf. Die Stuttgarterin nimmt es gelassen, ein Bad im Waldsee ist dennoch fest eingeplant: „Solange das Wasser noch 16 Grad hat, gehe ich schwimmen.“ Ihr Sohn wolle Stand-up-Paddling machen. Im Sommer sei der See ein Highlight, schwärmt sie. Sie und ihre Familie kehren regelmäßig nach Fornsbach zurück – obwohl ihr Mann kein besonderer Freund des Campings sei, verrät sie. Viele andere Camper, die es ebenso machen, kennt sie daher schon. Uwe Kays zum Beispiel, der gerade mit seinem Hund Lucky vorbeikommt. Auch der Ludwigshafener zählt sich zu den Dauercampern.
Viel zu unternehmen: Von Wonnemar bis Schwaben-Park
Langweilig wird es ihnen nie, versichern beide. „In der Umgebung kann man viel unternehmen“, sagt Uwe Kays. Mit den Kindern sei er schon im Wonnemar gewesen oder im Schwaben-Park. Am Tag zuvor habe man einen Ausflug zum Limesturm in Großerlach-Grab gemacht, allerdings sei dieser verschlossen gewesen. Birgit Zor unternimmt mit ihrer Familie Wanderungen oder macht Ausflüge nach Murrhardt oder Gaildorf. „Ich bin ein Landei, kein Stadtkind“, sagt die Stuttgarterin. Sie ist in der Gegend groß geworden. Im Alter von sieben Jahren kam sie zum ersten Mal an den Fornsbacher Campingplatz. Inzwischen sind die Aufenthalte für sie Wochenendurlaube in der Natur. Selbst im Winter, am liebsten bei Schnee, fahren die Zors nach Fornsbach. Und auch Uwe Kays versichert: „Im Herbst komme ich noch mal für eine Woche. Im Winter vielleicht auch.“
Gäste aus Hall und aus Australien – die Bandbreite ist groß
Campingplatzbetreiberin Stefanie Zeh kennt viele ihrer Gäste daher schon recht gut. „Zu uns kommen oft Menschen aus dem Umkreis, zum Beispiel aus Schwäbisch Hall“, sagt sie. Viele von ihnen kommen jedes Jahr wieder, denn: „Es spricht sich rum, dass man hier gut Urlaub machen kann.“ Man sei auf dem Campingplatz wie in einer anderen Welt. Es ist ruhig, rundherum ist Wald, eine Wanderung kann direkt an der Türschwelle des Campers beginnen. Und natürlich lockt auch der Waldsee. Viele Gäste kämen übers Wochenende, sagt Stefanie Zeh, andere bleiben auch länger. Ein Gast aus Aspach habe beispielsweise für drei Wochen gebucht.
Aber es kommen auch Gäste mit längerem Anfahrtsweg –etwa aus Berlin, aber auch aus den Niederlanden, Österreich, oder zuletzt sogar aus Australien. Vor allem im Sommer sei der Campingplatz gut nachgefragt, im Winter hingegen werde es ruhiger. Die Feiertage um Weihnachten und Silvester wiederum seien beliebt.
Und wie seht es abseits des Campings aus? Dagmar Gruber vermietet seit etwa zweieinhalb Jahren eine Wohnung in ihrem ehemaligen Bauernhof in Backnang-Germannsweiler, malerisch gelegen zwischen Pferdekoppeln, Feldern und Streuobstwiesen. Ihre Familie hatte ihr von dem Vorhaben abgeraten, doch der Erfolg gibt ihr recht: „Es hat ein paar Monate Anlaufzeit gebraucht, aber inzwischen sind wir fast durchgängig ausgelastet“, berichtet sie.
Dass eine Einzelperson die Wohnung mietet, sei die Ausnahme, sagt Dagmar Gruber. „Meistens sind es Paare, für gewöhnlich mittleren Alters“, so ihre Erfahrung. Und: „Es gibt fast niemanden unter meinen Gästen, der kommt, ohne irgendeinen Bezug zur Gegend zu haben.“ Die Backnangerin kann sich nur an wenige solcher Begebenheiten erinnern. „Einmal war ein junges Paar hier, die wollten einfach mal eine ganz andere Gegend sehen“, sagt sie. Das Paar sei dann von der Ferienwohnung aus mithilfe der App Komoot losgewandert. Ein anderes Mal seien Gäste gekommen, die die Landeshauptstadt Stuttgart erkunden wollten und Backnang als Ausgangspunkt ihrer Unternehmungen gewählt haben.
Meist seien es Paare, die ihre Kinder besuchen. Wenn diese der Arbeit wegen in den Rems-Murr-Kreis gezogen sind, kommen die Eltern ab und zu in die Gegend. Vorgekommen sei es auch schon, dass Backnanger bei ihr geklingelt haben, weil sie einen Geburtstag planten und ihre Besucher in der Umgebung unterbringen wollten. Ebenso zu ihren Gästen zählt die Backnangerin aber auch Personen, die früher selbst in der Gegend gewohnt haben und nun ihrem Partner oder ihren Kindern die alte Heimat zeigen möchten. Das seien dann auch wirklich Urlauber.
Mehr Nachfrage nach Ferienhäusern, in denen Hunde willkommen sind
Etwas anders ist die Lage bei Sueli und Jochen Spieth und ihrem Ferienhäusle Sägewerk in Kirchberg an der Murr. Die beiden haben das alte Fachwerkanwesen vor gut zehn Jahren gekauft. Weil sie nicht wollten, dass eines der drei zugehörigen Häuser leer steht, verwandelten sie es in ein Feriendomizil. Von ihren Gästen, sagt Sueli Spieth, komme der Großteil, um wirklich Urlaub zu machen. Ein kleinerer Teil besuche Verwandte oder Freunde. „Die meisten kommen aus Deutschland, aber da sind alle Regionen dabei“, führt sie aus. Im Schnitt bleiben ihre Gäste eine Woche, auch verzeichnen sie vor allem Paare, manchmal Familien, selten Einzelpersonen. Eine Besonderheit des Ferienhäusles ist, dass hier auch Hunde willkommen sind. „Das wird immer mehr gefragt. Da gibt es noch wenig Auswahl und wir haben einen großen Garten, das bietet sich an“, sagt Sueli Spieth.
Und was möchten die Urlauber hier erleben? „Natur und Entspannung stehen ganz oben“, sagt Sueli Spieth. Manche Besucherinnen und Besucher machen auch mal Ausflüge nach Stuttgart, Backnang oder Marbach am Neckar. Die Spieths haben in der Ferienwohnung einen Ordner mit Ausflugstipps ausgelegt, wo Interessierte nachschlagen können. Was sich darin findet? „Verschiedene Wanderwege, zum Beispiel der Naturlehrpfad in Kirchberg, dann die Badeseen im Umkreis und Highlights wie die Felsengärten in Hessigheim.“
Viele Wald- und Wiesenwege zu erkunden
Zu den Gästen der Spieths zählen etwa Anke und Thomas Hübner-Jordan aus Rottweil am Neckar. Sie haben im März für vier Nächte in der Unterkunft in Kirchberg an der Murr verbracht, „anlässlich meines 60. Geburtstages“, erklärt Thomas Hübner-Jordan. Das Paar hatte seine neunjährige Hündin dabei – ein Grund, der ausschlaggebend dafür war, dass sie diese Unterkunft wählten. „Wir wollten mit Hund eine nicht allzu weite Autofahrt in Kauf nehmen. Kirchberg ist nur zirka 120 Kilometer von Rottweil entfernt, also machbar.“ Dass das Häusle im Sägewerk über einen Garten verfügt, der komplett eingezäunt ist, habe sie außerdem überzeugt. Bezüglich seiner Ausflugsziele hat das Paar die verschiedenen Prospekte in der Unterkunft zurate gezogen, außerdem natürlich über Google nachgeschaut. Letzten Endes haben die Hübner-Jordans viele längere Spaziergänge beziehungsweise Wanderungen unternommen. „In der Umgebung gab es schöne Wald- und Wiesenwege“, finden sie. Ein Wermutstropfen sei aber gewesen, dass alle Lokale sowie eine der beiden Bäckereien im Ort während ihres Aufenthalts geschlossen waren. „Das war sehr schade, denn wir wollten auch mal im Ort essen gehen“, erklärt Thomas Hübner-Jordan. Die Umgebung im Allgemeinen habe ihnen aber sehr gut gefallen.