Nach dem Tod von Papst Franziskus

Wer wählt den Papst – und wie läuft die Wahl ab?

Nach dem Tod von Papst Franziskus steht die katholische Kirche vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Im geheimen Konklave wählen die Kardinäle einen neuen Papst. Doch wie läuft diese Wahl ab – und wer darf überhaupt mitbestimmen?

Wer wählt den Papst – und wie läuft die Wahl ab?

Die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche wählen den Papst.

Von Katrin Jokic

Papst Franziskus ist tot. Der Argentinier, der als erster Nicht-Europäer seit über einem Jahrtausend auf dem Stuhl Petri saß, verstarb im Alter von 88 Jahren am Ostermontag 2025. Mit seinem Tod beginnt die sogenannte Sedisvakanz – die Zeit des „leeren Stuhls“. Das bedeutet: Die katholische Kirche hat vorübergehend kein geistliches Oberhaupt.

In dieser Phase bereitet sich der Vatikan auf die Wahl eines neuen Papstes vor – eine Wahl, die streng abgeschirmt, nach festen Regeln und unter weltweiter Beobachtung erfolgt.

Wer darf den Papst wählen?

Nur ein kleiner, exklusiver Kreis ist zur Wahl des Papstes berechtigt: die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche unter 80 Jahren. Aktuell sind das 135 Männer aus der ganzen Welt. Sie bilden das sogenannte Konklave. Die Altersgrenze wurde 1970 eingeführt, um sicherzustellen, dass nur aktive und handlungsfähige Kirchenführer über das höchste Amt entscheiden. Obwohl laut Kirchenrecht eigentlich nur 120 Kardinäle wahlberechtigt sein sollen, wurde diese Zahl in den vergangenen Jahren mehrfach überschritten.

Aus Deutschland werden drei Kardinäle teilnehmen: Reinhard Marx (München und Freising), Rainer Maria Woelki (Köln) und Gerhard Ludwig Müller (ehemals Regensburg). Als Favoriten für das höchste Amt gelten sie jedoch nicht.

Wann wird der neue Papst gewählt?

Das Konklave beginnt nicht sofort nach dem Tod des Papstes. Laut Kirchenrecht muss die Papstwahl frühestens am 15. und spätestens am 20. Tag nach dem Tod beginnen. Die Kardinäle benötigen Zeit für die Anreise und für die offiziellen Trauerfeierlichkeiten, darunter die neuntägige Totenmesse „Novendiale“. Im aktuellen Fall dürfte die Wahl also zwischen dem 6. und 11. Mai 2025 starten.

Wie läuft die Papstwahl ab?

Die Papstwahl ist ein streng geregelter und tief symbolischer Vorgang. Zentrale Bühne des Geschehens ist die Sixtinische Kapelle im Vatikan – weltberühmt für Michelangelos Deckenfresken, aber in diesen Tagen Ort der vielleicht geheimnisvollsten Wahl der Welt.

Zunächst ziehen die Kardinäle unter Gebet und feierlichen Riten in die Kapelle ein. Sie leisten einen Eid auf absolute Verschwiegenheit. Danach schließt der Zeremonienmeister die Türen mit den Worten „Extra omnes“ – „Alle hinaus“. Ab jetzt sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschirmt. Auch Handys und andere elektronische Geräte sind tabu.

Bei den Wahlgängen schreibt jeder Kardinal auf einen Zettel den Namen seines favorisierten Kandidaten und legt diesen in eine Urne. Die Stimmen werden öffentlich gezählt. Ein Kandidat muss eine Zweidrittelmehrheit erreichen, um gewählt zu werden. Schafft das keiner, folgt der nächste Wahlgang. Am ersten Tag gibt es einen Wahlgang, an den Folgetagen je zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag.

Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt. Die Farbe des Rauchs verrät der Weltöffentlichkeit das Ergebnis: schwarzer Rauch bedeutet „kein Ergebnis“, weißer Rauch „Habemus Papam“ – wir haben einen Papst.

Wie lange dauert die Wahl?

Es gibt kein festgelegtes Zeitlimit. Die Dauer hängt davon ab, wie schnell sich die Kardinäle auf einen Kandidaten einigen können. In der Vergangenheit zog sich die Wahl manchmal über Monate – im Mittelalter sogar über zwei Jahre. Heute ist das Verfahren meist zügiger: Die Wahl von Papst Benedikt XVI. 2005 dauerte zwei Tage, bei Franziskus waren es sogar nur 26 Stunden und fünf Wahlgänge.

Falls nach mehreren Tagen kein Ergebnis erzielt wird, dürfen die Kardinäle kurze Pausen einlegen. Nach 34 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl zwischen den beiden führenden Kandidaten möglich – sie selbst dürfen dann allerdings nicht mehr abstimmen.

Wo findet die Papstwahl statt?

Die Wahl selbst findet in der Sixtinischen Kapelle statt – dem Herzstück des Vatikans. Sie wird für das Konklave technisch gesichert, um Abhörversuche zu verhindern. Die Kardinäle wohnen währenddessen im Gästehaus Santa Marta auf dem Gelände des Vatikans. Zwischen Kapelle und Gästehaus bewegen sie sich abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Die Isolation soll garantieren, dass die Wahl unabhängig, frei von äußeren Einflüssen und im Geiste des Gebets erfolgt.

Ein historischer Moment für die Weltkirche

Die Wahl eines neuen Papstes ist nicht nur eine innerkirchliche Angelegenheit – sie ist ein weltweites Ereignis. Über 1,4 Milliarden Katholiken schauen auf Rom. Wer auf Papst Franziskus folgt, wird die Richtung der Kirche im 21. Jahrhundert entscheidend mitprägen – theologisch, diplomatisch und gesellschaftlich. Das Konklave mag streng geheim sein, aber seine Auswirkungen sind von globaler Tragweite.