Zahlreiche Projekte zur Kriminalprävention

Die Gemeinde Kirchberg an der Murr ist das jüngste Mitglied bei der Initiative Sicherer Landkreis. Die Gemeinderäte sprechen sich einmütig dafür aus. Weitere Mitstreiter sind jederzeit willkommen. Auf vielfältigen Gebieten setzt sich die Initiative für die Sicherheit der Bürger ein.

Zahlreiche Projekte zur Kriminalprävention

Aufklärung bei Enkeltrickdelikten gehört zum Arbeitsfeld der Initiative Sicherer Landkreis. Symbolfoto: Adobe Stock/Andrey Popov

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Die Gemeinde Kirchberg an der Murr ist das jüngste Mitglied der Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr (ISL). Die Gemeinderäte haben sich einmütig dafür ausgesprochen. Präsidiumsmitglied Leo Keidel stellte in der jüngsten Ratssitzung die Initiative vor, die 1996 auf Initiative des damaligen Leiters der Polizeidirektion Waiblingen, Alfred Götz, gegründet worden war, erinnerte Keidel. Götz sagt heute auf Nachfrage, dass die damaligen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen worden seien. Wobei er anmerkt, dass die Wirkung kriminalpräventiver Maßnahmen kaum an konkreten Zahlen festgemacht werden könne. Denn man wisse ja nicht, wie sich das Kriminalitätsgeschehen ohne die Präventionsmaßnahmen entwickelt hätte. „Wir wissen aber, dass zum Beispiel Sicherungstechnik an Häusern und Wohnungen dem Einbrecher Grenzen setzt, Informationen über die Gefahren und Risiken von Drogensucht den leichtfertigen Umgang mit Drogen reduzieren, ein sicheres Auftreten Gewalttäter abschrecken kann, Hinsehen statt Wegsehen mögliche Straftaten verhindert.“

In diesen und weiteren Bereichen hat die Initiative nach Aussagen des ehemaligen Rems-Murr-Polizeichefs seit ihrem Bestehen grundlegende Präventionsarbeit geleistet. Der Erfolg zeige sich aber auch darin, dass andere Landkreise beziehungsweise Städte ebenfalls zwischenzeitlich entsprechende Vereine oder Initiativen gegründet hätten. „Mit den Mitgliedsbeiträgen, den Spenden, den Bußgeldern der Amtsgerichte und den Einnahmen aus Benefizveranstaltungen konnten in den vergangenen 25 Jahren insgesamt fast 850000 Euro für präventive Maßnahmen eingesetzt werden.“

Ein Mehr an Sicherheit in unserem direkten Arbeits- und Lebensumfeld

Alle, die sich bisher mit hohem Engagement ehrenamtlich für diese Initiative eingesetzt haben, seien sich darüber im Klaren, dass damit kein Allheilmittel zur Verbesserung der inneren Sicherheit gefunden worden sei, so Götz. „Wir sind jedoch überzeugt davon, dass unsere Bemühungen ein nicht unwesentlicher Schritt sind zu einem Mehr an Sicherheit in unserem Arbeits- und Lebensumfeld und damit zu einem Mehr an Lebensqualität. Natürlich hoffen wir, dass wir für unsere Idee und unsere Arbeit in der Bürgerschaft weitere ,Mitstreiter‘ – Förderer und Mitglieder – gewinnen können.“

Mitglieder kommen nach Aussagen Keidels aus den Bereichen Polizei, Behörden, Kommunen, Politik, Banken, Gewerbe und Wirtschaftsunternehmen. Zudem setzten sich engagierte Bürger für die Initiative ein.

Die meisten, aber nicht alle Kommunen im Rems-Murr-Kreis sind Mitglied. Zum Thema Werbung für diese wichtige Sache gibt Konrad Jelden, Polizeipräsident außer Dienst, Auskunft. „Im Rahmen unseres 25-Jahr-Jubiläums haben wir im Herbst 2021 die Bürgermeister aller 31 Kommunen zur Festveranstaltung eingeladen und insbesondere den Nichtmitgliedern unsere Intentionen nähergebracht. Zwei Kommunen, Alfdorf und Korb, haben spontan darauf reagiert und sind seit dem letzten Jahr Mitglied.“ Aktuell habe auch Althütte Interesse an der Mitgliedschaft bekundet. Bei der Gemeinde Kirchberg hätten sich ein ISL-Mitglied und Kreis- und Gemeinderätin Gudrun Wilhelm persönlich für den Beitritt eingesetzt. Jelden: „Als Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr möchten wir alle 31 Kommunen als Mitglieder wissen.“ Mit einer Mitgliedschaft seien beispielsweise Informationen für die Bevölkerung zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls, die Initiierung beziehungsweise Unterstützung von lokalen Präventionsprojekten inklusive finanzieller Unterstützung und Ehrungen in Sachen Zivilcourage verbunden.

Die Initiative engagiert sich in zahlreichen Projekten für die Sicherheit der Bürger. Eines der Themen ist Schutz vor Gewalt, Seminare für Frauen und Mächen werden angeboten, ein Seminar für Jungen ist nach den Worten Jeldens geplant.

Bei der Aktion „Sicher leben im Rems-Murr-Kreis!“ ist das Ziel, die Bevölkerung zu sensibilisieren zum Schutz vor Einbruch und Trickdiebstahl. Es geht auch darum, vor falschen Polizeibeamten und dem mit Schockanrufen verbundenen Enkeltrick zu warnen. Um Senioren über diese und andere üblen Maschen aufzuklären, engagieren sich beispielsweise auch pensionierte Polizeibeamte. An Plänen, anstehenden Projekten und neuen Herausforderungen mangelt es nicht. Jelden führt etwa das Filmprojekt Elenore an. „Wir unterstützen das private Filmprojekt aus Backnang, um auf das Tabuthema Loverboy hinzuweisen, bei dem junge Mädchen im Internet gezielt angesprochen werden. Zuerst wird ihnen die große Liebe vorgespielt, um sie dann zur Prostitution zu zwingen. Der Film erhielt 2020 bei den Los Angeles Film Awards den First-Time-Director-Preis und soll in der Aufklärungsarbeit eingesetzt werden.“

Neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Schulen und Jugendhilfe im Blick

„SiSy – Stärken im System“ heißt das Präventionsprojekt, das die Initiative Sicherer Landkreis anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums mit 25000 Euro unterstützt. Jelden: „Der Landkreis erprobt drei Jahre lang neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Schulen und Jugendhilfe. Es arbeiten das Jugendamt, das Staatliche Schulamt Backnang, ausgewählte Schulen und freie Träger der Jugendhilfe und der Gewaltprävention zusammen. Das Projekt soll die Wege, die die Schulen bereits gehen, um Konflikte zu lösen, verstärken. Weitere Möglichkeiten der Konfliktlösung sollen hinzukommen. Bei dem Projekt geht es um Gewaltbereitschaft, Sucht oder auch Schuleschwänzen.“

Bei der Frage nach der größten Herausforderung in der Vergangenheit führt Jelden „Kita 2020“ an. Dabei geht es um Gewaltprävention mit innovativen und nachhaltigen Methoden. Hilfs- und Unterstützungsangebote für fachliche Beratung, Begleitung und Qualifizierung zum Thema Gewaltprävention werden entwickelt und vor Ort umgesetzt. „Wir denken auch an den Aufbau eines kreisweiten Netzwerks, das den Austausch und die Einbeziehung von vorschulischen Einrichtungen und anderer Akteure im Präventionsbereich fördert.“

Zahlreiche Projekte zur Kriminalprävention

Noch nicht alle Kommunen im Rems-Murr-Kreis sind ISL-Mitglied. Darstellung: ISL

Kita 2020

Gewaltprävention Der Umgang mit Aggression und Gewalt sowie Gewaltprävention ist nach Aussagen des einstigen Polizeipräsidenten Konrad Jelden eine dauerhafte Aufgabe. Einzelne Gewaltpräventionsprogramme reichten in der Regel nicht aus, „denn es bedarf eines guten Umfelds, das als solches bereits präventive Wirkungen entfalten kann. Im Elementarbereich sollte die Prävention deshalb am pädagogischen Konzept, an der pädagogischen Haltung und bei der Organisationsentwicklung ansetzen“.

Das Konzept Das Projekt „Kita 2020“ verknüpft die professionelle Kompetenz mit den vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten vor Ort. Jelden: „Wir gehen davon aus, dass aggressives Verhalten von Kindern eng mit noch nicht entwickelten sprachlichen und sozialen Fähigkeiten zusammenhängt. Kindliche Aggression ist dabei oftmals als Erprobungsverhalten zu verstehen und kann auf Probleme hinweisen, die das Kind hat.“ In diesem Sinne wirkte eine verstehende pädagogische Haltung in einem allgemeinen Sinne präventiv. Die Förderung prosozialen Verhaltens und die Unterstützung von Konfliktlösekompetenz erweitern kindliche Entwicklungsbereiche. Gewaltprävention umfasst dabei die Verbesserung der sozialen Qualität der Einrichtung, der Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Unterstützung von Eltern im Bereich der Erziehung. Dabei knüpft das Projekt auch an den „Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindergärten und weiteren Kindergarteneinrichtungen“ an. Nach fünfjähriger Projektlaufzeit mit 45 teilnehmenden Kitas und erfolgreicher Evaluation wird das Präventionsangebot seit Herbst 2021 vom Kreisjugendamt fortgeführt.