Zugewanderte Azubis können zu schlecht Deutsch

Berufsschulen schlagen Alarm – Sorge um Ausbildungserfolg – Ausbildungsgipfel im Stuttgarter Rathaus

Von Inge Jacobs

Stuttgart Handwerks- und Industriebetriebe in und um Stuttgart sind froh, dass neu Zugewanderte und Flüchtlinge ins duale System gefunden haben. Doch nun schlagen Stuttgarter Berufschulleiter Alarm: Von 1000 dieser Azubis können 38 Prozent kaum Deutsch, 50 Prozent so lala, und nur 12 Prozent erfüllen die sprachlichen Vorstellungen der Kammern und des Kultusministeriums. Das hat eine aktuelle Erhebung ergeben.

Man müsse jetzt dringend die Reißleine ziehen, so Felix Winkler, der geschäftsführende Leiter der gewerblichen Schulen in der Landeshauptstadt. Andernfalls wäre der Ausbildungserfolg massiv gefährdet.

An Förderangeboten mangelt es offenbar nicht. Allein die vom Wirtschaftsministerium koordinierte Task Force Flüchtlinge in Ausbildung listet auf 14 Seiten Maßnahmen auf. Auch Kommune, Jobcenter, Betriebe kümmern sich. Nun soll ein Ausbildungsgipfel im Stuttgarter Rathaus an diesem Mittwoch dazu beitragen, „dass all diese Bemühungen nicht ins Leere laufen“. Das sagt Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP), die den Gipfel initiiert hat – aus Besorgnis um eine gelingende Integration in den Bildungs- und Arbeitsmarkt: „Wir sitzen da auf einer Art Zeitbombe.“

In einem Positionspapier fordern Winkler und seine Kollegen von den hauswirtschaftlichen und kaufmännischen Schulen systematische Sprachtests, am besten vor Ausbildungsbeginn, einen individuellen Ausbildungsplan abhängig vom Sprachniveau, zusätzliche Sprachförderung, etwa durch einen zweiten Berufsschultag, sowie das Begleiten der Azubis bis zum Abschluss durch eine Ausbildungsassistenz.

Die Handwerkskammer Region Stuttgart könnte sich einen zweiten Berufsschultag vorstellen, die Industrie-und Handelskammer Region Stuttgart testet einen solchen bereits – in einem Modellprojekt für leistungsschwache Azubis.