Zur Kostenberechnung gibt’s auch die CO2-Bilanz

Bei der Sanierung einer Maubacher Kindertagesstätte können die Stadträte erstmals aus verschiedenen Energiekonzepten auswählen.

Zur Kostenberechnung gibt’s auch die CO2-Bilanz

Die Stadträte haben die Wahl. Symbolfoto: Doc Rabe Media/Stock-Adobe

Von Kornelius Fritz

Backnang. Die städtische Kindertagesstätte in der Imster Straße in Maubach braucht ein neues Dach und eine neue Heizung. Über die Investition hatte nun der Technische Ausschuss des Gemeinderats zu entscheiden. Das alleine wäre noch nicht allzu spektakulär, doch bei der Präsentation durch Hochbauamtsleiter Andreas Stier gab es eine Premiere: Wie von den Grünen schon lange gefordert, präsentierte die Verwaltung nämlich erstmals bei einem Bauprojekt nicht nur eine Kostenberechnung, sondern auch eine CO2-Bilanz.

Ein von der Stadt beauftragtes Ingenieurbüro hatte dafür fünf verschiedene Energiekonzepte durchgerechnet. Neben Gas standen dabei auch Holzpellets und eine Hochtemperaturwärmepumpe zur Disposition, zum Teil in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach. In einer Tabelle hatte die Stadt genau aufgelistet, welche Variante wie viel kostet, wie hoch der sogenannte Primärbedarf an Energie ist und wie viel CO2 ausgestoßen wird.

Dabei gab es große Unterschiede: Während das Gebäude bei der ursprünglich favorisierten Variante – ein Gasbrennwertkessel plus eine kleinere Fotovoltaikanlage – jedes Jahr 11,7 Tonnen Treibhausgas produziert hätte, ließe sich mit Wärmepumpe und einer größeren Solaranlage sogar eine negative CO2-Bilanz erzielen. Das Gebäude würde also mehr Energie produzieren, als es benötigt. Diese Lösung wäre allerdings auch ziemlich teuer gewesen und die Technik der neuartigen Hochtemperaturwärmepumpen sei noch anfällig, warnte Andreas Stier. Noch teurer wäre eine Holzpelletheizung gewesen. Weil ein oberirdisches Pelletlager am Brandschutz scheitert, hätte man dafür ein Erdsilo bauen müssen.

Der Gemeinderat entschied sich deshalb für einen Kompromiss: Beheizt wird die Maubacher Kita auch künftig mit Gas, eine deutlich größere Fotovoltaikanlage auf dem Dach verbessert die Energiebilanz aber erheblich. So sinkt der jährliche CO2-Ausstoß auf 0,4 Tonnen. Trotz höherer Investitionskosten von rund 81000 Euro statt 41000 Euro ist diese Variante dank der höheren Vergütung für den Solarstrom, auf die Nutzungsdauer von 20 Jahren gerechnet, auch noch die wirtschaftlichste. Wobei die Berechnungen ein paar Unwägbarkeiten enthalten. So ist noch nicht klar, wie sich der CO2-Preis in den nächsten Jahren entwickeln wird. Auch mögliche Zuschüsse und Fördergelder sind in der Wirtschaftlichkeitsprognose nicht enthalten.

Die Stadträte stimmten dem Energiekonzept dennoch einstimmig zu. Obendrein gab es auch noch viel Lob für die Verwaltung. „In meiner dritten Legislaturperiode als Stadtrat sehe ich zum ersten Mal eine CO2-Bilanzierung. Das ist der richtige Weg“, freute sich Grünen-Fraktionschef Willy Härtner. Langsam habe er das Gefühl, dass OB Maximilian Friedrich sein Bekenntnis zum Klimaschutz wirklich ernst meint. Auch die Fraktionschefs von CDU und SPD, Ute Ulfert und Heinz Franke, lobten die neue Transparenz: „Damit fällt es uns deutlich leichter, eine Entscheidung guten Gewissens zu treffen“, sagte Franke. Ulfert betonte, dass die CO2-Bilanz für den Gemeinderat aber nicht das einzige Entscheidungskriterium sei. „Letztlich liegt es an uns, wie wir das bewerten.“

Kommentar
OB Friedrich setzt neue Maßstäbe

Von Kornelius Fritz

Wenn es um Bauprojekte ging, wurde im Backnanger Gemeinderat in der Vergangenheit über alles Mögliche diskutiert: über die Höhe der Gebäude, über die Zahl der Stellplätze, über die Dichte der Bebauung. Die Frage nach dem Energieverbrauch und dem CO2-Ausstoß spielte hingegen kaum eine Rolle. Zwar versicherten Verwaltung und private Bauherrn stets, ihr Konzept sei äußerst klimafreundlich. Die Stadträte konnten das aber nur glauben – oder auch nicht.

Die jüngste Sitzung des Technischen Ausschusses markiert einen Paradigmenwechsel: Erstmals präsentierte die Verwaltung eine genaue Berechnung zum CO2-Ausstoß, und die Stadträte konnten aus fünf verschiedenen Energiekonzepten das beste auswählen. Diese neue Transparenz trägt die Handschrift von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, der dem Klimaschutz viel mehr Bedeutung einräumt als sein Vorgänger Frank Nopper. In diesem Fall ging es zwar nur um ein relativ kleines Projekt in einer städtischen Kita, aber der OB hat damit neue Maßstäbe gesetzt. Will Backnang klimaneutral werden, muss es künftig bei allen Bauprojekten so laufen, auch bei denen von privaten Investoren.

k.fritz@bkz.de