Auch Julian Schieber ist auf Abschiedstour

Neben Spielertrainer Mario Marinic wird nach der Saison auch der Assistenzcoach den Fußball-Oberligisten TSG Backnang verlassen. Der Ex-Profi will im Jugendbereich arbeiten. Heute in Neckarsulm und bei den restlichen sieben Spielen steht der 33-Jährige aber noch an der Seitenlinie.

Zeit für eine neue Aufgabe: Julian Schieber verlässt die TSG im Sommer. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Zeit für eine neue Aufgabe: Julian Schieber verlässt die TSG im Sommer. Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Ein Vertrag bis zum 30. Juni 2024 hatte bereits Mario Marinic nicht daran gehindert, die TSG Backnang nach zehn erfolgreichen Jahren verlassen zu wollen. Der Spielertrainer, der sich ab Sommer auf seinen Job am Spielfeldrand konzentriert, unterschrieb inzwischen beim SV Fellbach. Wohin es Julian Schieber zieht? Nach Informationen unserer Zeitung gibt es eine Spur zur SG Sonnenhof Großaspach, der 33-Jährige hält sich bedeckt: „Wohin mein Weg führt, kann ich noch nicht sagen.“ Klar ist, dass auch der bisherige Assistenzcoach den Roten den Rücken kehrt und anderswo im Nachwuchsbereich weitere wertvolle Erfahrungen in seiner jungen Trainerkarriere sammeln will. „Das Team und die Verantwortlichen wissen Bescheid über meinen Abschied“, betont Schieber. Für den früheren Bundesliga-Profi, der erst vor dieser Spielzeit in die Etzwiesen zurückgekehrt war, beginnt mit der Oberliga-Partie bei der Sport-Union Neckarsulm am heutigen Mittwoch (19 Uhr, Pichterichstadion) also die Abschiedstour.

Dass auch der 33-Jährige Adieu sagt, obwohl die Zusammenarbeit ursprünglich auf drei Jahre angelegt war, trägt ihm Marc Erdmann nicht nach. „Das war eher eine lose Vereinbarung“, verrät der sportliche Leiter: „Es war klar, dass wir ihm keine Steine in den Weg legen würden.“ Dann, wenn Schieber mit dem Wunsch auf die Verantwortlichen zukommt, eine neue Herausforderung suchen zu wollen. Das ist nun passiert, den in Backnang geborenen und mit seiner Familie auch hier wohnenden Ex-Stürmer in Stuttgart, Nürnberg, Dortmund, Berlin und Augsburg zieht es vorerst in die Jugendarbeit. „Das ist völlig losgelöst von der Personalie Mario Marinic“, betont Erdmann, „das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun.“

Avramidis bleibt Co-Trainer, weiteren Bedarf sieht die TSG Backnang nicht

Den neuen Chefcoach haben die Roten mit David Pfeiffer vom VfB Eppingen schon an Land gezogen (wir berichteten), weiteren Bedarf für den Trainerstab sieht der Stratege hinter Backnangs Oberliga-Team nicht. „Es war eine spezielle Situation mit einem Spielertrainer und zwei Co-Trainern“, sagt Erdmann. Weil Pfeiffer anders als Marinic nicht auch noch für Tore sorgen muss, sondern selbst wieder von draußen beobachten kann, was richtig und was falsch läuft, genügt mit Isaak Avramidis ein verbleibender Assistent. Dazu Marc Hess für die Torhüter, das war’s. Offene Baustellen gibt’s aber weiter im Spielerkader, an Leon und Loris Maier sollen neben der SG Sonnenhof nun auch die Kickers interessiert sein. „Es gibt keine neue Wasserstandsmeldung“, hält sich Erdmann bedeckt, nur so viel: „Einen Wechsel innerhalb der Oberliga schließe ich nahezu aus.“ Großaspachs Verbleib in der Regionalliga hängt am seidenen Faden, die Stuttgarter müssen den Aufstieg trotz ihrer derzeitigen Spitzenposition erst noch schaffen. Am liebsten würde die TSG die Zwillinge, deren Verträge bis 2023 laufen, sowieso behalten. „Wir wollen ihnen eine sportliche Perspektive aufzeigen und sie noch stärker in die Verantwortung nehmen“, verrät der sportliche Leiter. Bei Offensivmann Loris Maier, der es schon auf 15 Saisontore gebracht hat, ergäbe sich das durch Marinics Abgang fast von alleine, bei Leon Maier durch die vorgesehene Versetzung auf seine gelernte Position im zentralen Mittelfeld. In dieser Runde machten ihn seine Vielseitigkeit und die Verletzungen von vielen Kollegen erst zum Rechts- und dann zum Innenverteidiger.

„Ich vergleiche ihn oft mit Joshua Kimmich, weil er nahezu alle Positionen spielen kann“, sagt der Trainer und lacht. Heute in Neckarsulm wird der 22-Jährige wohl abermals Dienst im Abwehrzentrum schieben – entweder an der Seite von Thomas Doser, der am vergangenen Samstag beim knappen 2:1-Heimsieg gegen Rielasingen aus privaten Gründen gefehlt hatte, oder erneut neben Robin Schwemmle, der es laut Marinic „gut gemacht hat“. Der Spielertrainer kündigt wegen der englischen Woche, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen Pforzheim vollendet wird, zwei bis drei Veränderungen in der Startformation an, denn „wir müssen die Belastung gut steuern“.

Im TSG-Tor lauert der wieder fitte Julian Guttenson auf seine Chance

Dass Keeper Jonas Dieseler wegen seines groben Patzers vor Rielasingens 1:0 auf die Bank muss, ist längst nicht sicher. „Fehler darf jeder machen“, betont der TSG-Coach und bescheinigt dem 22-Jährigen „gute Partien und ein gutes Aufbauspiel“. Gleichwohl lauert der längst wieder fitte Julian Guttenson auf seine Bewährungschance. Auch Mika Wilhelm und der anfängliche Stammtorwart Marcel Knauß, der einen Kreuzbandriss erlitten hatte, sind wieder im Mannschaftstraining. Wenn auch dieses Duo wieder ein Thema für Punktspiele ist, habe er im Tor „ein Luxusproblem“, weiß Marinic. Lieber das als eine Personalnot, wie sie vor allem in der Defensive weiterhin vorhanden ist.

Fürs heutige Spiel in Neckarsulm wäre es des Trainers Wunsch, nach zuletzt drei 0:1- Rückständen, die jeweils noch in Siege umgebogen wurden, mal wieder in Führung zu gehen. „Wir fahren mit breiter Brust nach Neckarsulm“, sagt der 37-Jährige nach zuletzt drei Siegen in Folge. Ihm ist aber klar, dass die Hausherren auf dem 13. Platz, der gerade so zum Ligaverbleib reichen würde, die Punkte bitter nötig haben. Dennoch soll der nächste Dreier her, um die starke Saison am Ende zu krönen. „Wir wollen zumindest den vierten Platz verteidigen“, nennt Marc Erdmann das Ziel für die letzten acht Duelle. Vielleicht geht es am letzten Spieltag in Göppingen sogar noch um Rang drei, aber das wäre für den sportlichen Leiter nur „eine schöne Randnotiz. Es ist auf alle Fälle eine überragende, kaum zu toppende Saison.“

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Erstellt:
27. April 2022, 06:00 Uhr

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