Backnangs Stimme des Sports wird 80

Manfred Strohhäcker ist zwar nicht mehr in den Hallen und auf den Sportplätzen zu finden, ist dafür aber selbst sehr aktiv

In den Hallen und auf den Sportplätzen ist er kaum noch zu finden, denn „das ist nicht mehr so mein Ding“. Dem Sport treu geblieben ist Manfred Strohhäcker trotzdem. Einmal pro Woche „altersgerechtes Krafttraining, so oft es geht Laufen und mein Garten“, sind die Beschäftigungen des Mannes, der am Ostersonntag seinen 80. Geburtstag feiert.

Backnangs Stimme des Sports wird 80

Hat immer noch Spaß am Sport: Manfred Strohhäcker. Der altgediente Streiter für den Backnanger Sport wird morgen 80 Jahre alt.Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Viele Jahre war Manfred Strohhäcker die Stimme des Backnanger Sports. Eine, die einerseits das Gemeinsame suchte, andererseits aber sehr deutlich sein konnte. Auch gegenüber Verantwortungsträgern der Politik, Sportverbände oder innerhalb der TSG-Vereine und Abteilungen. Strohhäcker konnte und durfte sich das leisten, schaffte der gebürtige Backnanger doch mehr als 50 Jahre als Trainer, Jugendleiter, Vorsitzender oder in einem sonstigen Ehrenamt. Erst bei der Handballabteilung, danach in der Vorstandschaft der TSG 1846 und am Ende noch als Vorsitzender des von ihm entscheidend mitinitiierten Sportfördervereins. Was Wunder, dass er heute noch sagt: „Der Sport gehörte und gehört zu meinem Leben.“ Insbesondere Backnangs mit Abstand größter Verein, dessen Ehrenvorsitzender er ist und dessen Vorstandssitzungen er immer noch besucht, obwohl „der Abstand größer wird“.

Am Sport nah dran ist der ehemalige Prokurist der Firma Feucht aber weiterhin. Strohhäcker weiß, was Athleten und Athletinnen im Murrtal leisten, welche Erfolge sie feiern oder auch mal Niederlagen sie hinnehmen müssen. Er ist zu sehr mit der Sache verbunden, dass es ihn kalt lassen könnte. Er, der sich als Jugendlicher zunächst kurz im Tischtennis und im Fußball probiert hatte, dann aber 1954 beim Handball landete und blieb. Erst als Spieler, danach als Trainer und Funktionär. In der damaligen ersten und zweiten Division hat er mit der TSG gegen Vereine wie Oßweil, Kornwestheim und andere gespielt. „Wir waren eine Fahrstuhlmannschaft, sind immer wieder aufgestiegen, mussten aber oft gleich wieder runter“, erinnert sich Strohhäcker an die Zeit. Eine, in der unter anderem der spätere Waiblinger Bürgermeister Hans Wössner einer seiner Mitstreiter war. „Ich bin dieses Jahr 65 Jahre bei den Handballern“, erzählt Strohhäcker stolz.

Die Lederkugel steht allerdings nicht mehr im Mittelpunkt, wenn er sich einmal pro Woche mit Freunden zur gemeinsamen Übungsstunde in der Max-Eyth-Realschule trifft. „Wir sind sechs Ehepaare. Da bin ich so etwas wie der Vorturner“, sagt der altgediente TSG-Mann und lacht, ehe er hinzufügt: „Wir sind erst ein bisschen in der Halle, dann machen wir Übungen im Kraftraum. Alles altersgerecht natürlich.“ Und noch etwas: „In der Gruppe kommen einige alte Handballer wieder zusammen.“ Und es sei eine lustige Gesellschaft, sagt er, die zudem drei, vier Ausflüge im Jahr macht und auch mal gemeinsam Kaffee trinkt. Ansonsten sorgen der heimische Garten und regelmäßiges Laufen sowie Enkelin Charlotte, die einmal in der Woche bei den Großeltern vorbeikommt, für ausreichend Bewegung. So viel, dass Manfred Strohhäcker sagt: „Wenn ich aufwache, dann denke ich manchmal: Mit 80 Jahren kannst du nicht so fit sein.“ Ist er aber.

Dabei gab es auch Jahre, in denen es ihm nicht ganz so gut ging. Die „liegen mittlerweile aber weit hinter mir“. So wie die Jahre, als der vielfach geehrte, unter anderem mit dem Ehrenteller der Stadt Backnang ausgezeichnete Funktionär der Antreiber und 18 Jahre der Vorsitzende der TSG 1846 TuS war. „Ich habe mit 2 200 Mitgliedern angefangen und mit 4 600 aufgehört“, blickt Strohhäcker auf die Zeit zwischen 1983 und 2001 zurück. Zufrieden macht ihn außerdem, „dass ich die ersten Sportlehrer geholt habe.“

Kein Verwalter,

sondern ein Gestalter

und Antreiber

Der morgige Jubilar war halt nie nur Verwalter. Er versuchte zu gestalten, war neuen Ideen aufgeschlossen und anerkennt, was andere leisten. Zum Beispiel die Backnanger Schwimmer, oder: „Wenn ich daran denke, wie sich die Tanzsportabteilung entwickelt hat…“ Er freut sich, dass die Lateinformationen nächste Saison mit jeweils einem Team in der Ersten und Zweiten Bundesliga tanzen und die Murrtaler außerdem der einzige Latein-Erstligist Süddeutschlands sind.

So etwas begeistert einen, der über sich sagt: „Im Leistungsbereich wäre ich als Vorsitzender mit der TSG gerne einen Schritt weiter gekommen. Irgendwann habe ich jedoch begriffen, dass das nicht meine, sondern Abteilungssache ist.“ Nicht der einzige Punkt, in dem Strohhäcker im Lauf der Zeit entspannter wurde, seinen Standpunkt aber trotzdem weiter vertritt. Zum Beispiel beim Thema fehlende Halle mit ausreichender Kapazität und Ausstattung für größere Sportveranstaltungen: „Das war ein Hauptproblem im Backnanger Sport und ist es noch.“ Entsprechend gerne hat er die positiven Signale von Oberbürgermeister Frank Nopper und der Stadt in Sachen Neubau der Karl-Euerle-Halle vernommen. „Mal sehen, ob es wirklich klappt“, fügt er trocken noch an. Backnangs Stimme des Sports mag leiser geworden sein, ganz verstummt ist sie aber auch einen Tag vor ihrem 80. Geburtstag noch nicht.