Hamburg /SID - Ralf Rangnick war mächtig stolz. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand der Architekt des Leipziger Fußball-Märchensnach dem Schlusspfiff auf dem Rasen des Stadions in Hamburg, lauschte den „Berlin! Berlin!“-Gesängen der Fans und genoss die Pokalparty seiner Kicker dort, wo er sich am liebsten aufhält: im Hintergrund. „Es ist großartig, bereits im dritten Erstliga-Jahr die Chance zu haben, einen Titel zu gewinnen und sich erneut für die Champions League zu qualifizieren“, sagte Rangnick nach dem 3:1 im Pokalhalbfinale beim HSV. „Ich kann nur den Hut ziehen vor der Entwicklung, die die Mannschaft in den letzten Monaten genommen hat.“
Diese Entwicklung liegt vor allem an einem: an Rangnick selbst. Nach dem verhaltenen Saisonstart ist RB seit 15 Pflichtspielen ungeschlagen, eilt unter seinem Trainer und Sportdirektor von Erfolg zu Erfolg. Der Verein setzt seinen rasanten Aufstieg fort. Als Belohnung winkt zum zehnjährigen Bestehen im Pokalfinale in Berlin am 25. Mai der erste große Titel. „Jetzt ist alles drin. Egal, wer kommt, wir wollen gewinnen“, sagte Offensivspieler Emil Forsberg. Der letzte Gegner auf dem Weg zum ersehnten Triumph, daran ließen die RB-Spieler keinen Zweifel, ist ihnen egal. „Vom Gefühl her kann uns im Moment keiner schlagen“, sagte Yussuf Poulsen. Und grinste.
Aber zurück zu Rangnick. Seitdem der Backnanger das Ruder im Sommer 2012 als Sportdirektor übernommen hat, kennt RB Leipzig nur eine Richtung: steil nach oben. Vom Viertligisten zum Bundesligisten, vom Sachsenpokal in die Champions League: Fußball-„Professor“ Rangnick setzte die ehrgeizigen Pläne der Bosse von Brausegigant Red Bull in Rekordzeit um.
Den Erfolg allein mit der enormen Finanzkraft zu erklären, ist zu kurz gedacht. Cleveres Scouting und Kontinuität im Kader sind große Faktoren. „In unserer Startelf standen sieben Spieler, die vor drei Jahren mit mir in die Bundesliga aufgestiegen sind. Das freut mich ganz besonders“, sagte Rangnick. Ein Ende der Leipziger Erfolgsstory ist auch nicht abzusehen. Im Sommer übernimmt in Julian Nagelsmann der nächste Bessermacher den Trainerposten. „Dann werden wir auf der sportlichen Seite noch mehr Power haben“, sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, und es klang fast wie eine kleine Drohung.