Von Uwe Flegel

Wohl selten war ein Handtuch ein so passendes sogenanntes Finisher-Geschenk. Entsprechend gerne griffen die Triathleten zu, wenn Gudrun Hettich hinter der Ziellinie das strahlend weiße Stück Stoff reichte. Manche und mancher angesichts des kalten Winds, Dauerregens und der Strapazen gequält lächelnd, viele aber überaus glücklich. Vor allen Dingen der Konstanzer Maximilian Reihn und die Waiblingerin Valerie Moser. Sie gewannen beim 11. Backnanger Citytriathlon den Großen Preis der Firma Zanker und verwiesen die Vorjahressieger Matthias Betz (Schweinfurt) und Mareike Spindler (Maxdorf) auf die zweiten Plätze.

Allerdings war es bei den Männern eine ganz enge Geschichte, trennten den Sieger, den Zweiten und den drittplatzierten Lokalmatadoren Thomas Bosch gerade mal 14 Sekunden. 1:02:01 Stunden lautete Reihns Zeit nach 500 Metern Schwimmen, 20 Kilometern Rad fahren und 5 Kilometer Laufen. 1:02:11 benötigte Betz und 1:02:15 standen für den Backnanger Bosch. Wobei dessen Zeit nur in etwa stimmte. Beim Spezialisten für die Langstrecke hatte der Transponder nach dem Wechsel vom Schwimmen zum Laufen nicht ausgelöst, sodass die Endzeit mithilfe der Einzelzeiten ausgetüftelt wurde. Der 37-Jährige, im Hauptberuf Sport- und Mathelehrer und damit Spezialist für alle Rechenarten, war „schon ein bisschen verärgert, denn ich hätte mir den Sieg durchaus zugetraut“. Er sah aber auch die andere Seite der Medaille und gestand: „Ich bin froh, dass wir es so hinbekommen haben.“ Was bleibt, ist die Ungewissheit, ob der schnellste Mann auf der Rad- und Laufstrecke ein paar Sekunden schneller als die ermittelte Zeit war oder etwas langsamer. Auf den viertplatzierten Samuel Böttinger hatte er 44 Sekunden Vorsprung, nach vorne fehlten nur 4 Sekunden auf Vorjahressieger Betz und 14 auf Gewinner Reihn.

Der Sieger aus Konstanz war auf jeden Fall deutlich zufriedener, obwohl ihm das Wetter zugesetzt hatte. Gerne hatte der 24-Jährige deshalb die vom Ausrichter und dem Kampfgericht kurzfristig gestattete zehnminütige Pause nach dem Schwimmen angenommen und sich „richtig warm eingepackt“. Mit Jacke, Halstuch und Handschuhen drehte Reihn die zwei Radrunden und die eine Laufrunde. Kontrahent Betz wiederum hatte Probleme beim Wechsel vom Rad zum Laufen. „Meine Hände waren ganz kalt und ich bin nur schwer in die Schuhe gekommen“, erzählte der 18-Jährige. Er wusste, dass es vielleicht diese Sekunden waren, die am Ende zur Titelverteidigung fehlten.

Bei den Frauen wiederum war die Frage nach der Besten eine klare Sache. Mit 1:10:42 Stunden hatte die 23-jährige Waiblingerin Valerie Moser vier Minuten Vorsprung auf Vorjahressiegerin Mareike Spindler (1:14:43) und über fünf Minuten auf Lilly Zednikova, ihre drittplatzierte Kollegin vom VfL Waiblingen. Schnell war die Gewinnerin aber nicht nur beim Rennen, sondern auch danach. Zwischen Zieleinlauf und Siegerehrung düste sie kurz heim nach Weinstadt, stand dort unter die warme Dusche und fuhr zurück. „Mir war richtig kalt, vor allem beim Laufen“, erzählte Moser. Wobei der Titel der „Ledernen Frau 2022 von Backnang“, den sie analog zum „Ledernen Mann Maximilian Reihn“ inklusive eines Backnanger Lederles erhielt, für die Umstände durchaus entschädigte. Denn eines wollte Moser dann doch festgehalten haben: „Die Freude über den Sieg ist definitiv größer als der Frust über die Kälte und den Dauerregen.“ Zumal der Veranstalter das dringend benötigte Handtuch nach dem Zieleinlauf ja prompt geliefert hatte.

Info: Die kompletten Ergebnisse aller Wettkämpfe, die am Samstag und Sonntag im Backnanger Mineralfreibad über die Bühne gegangen sind, finden sich im Internet unter www.citytriathlonbacknang.de.