Ein klarer Erfolg mit einigen Hindernissen

Judofrauen der TSG Backnang beenden mit einem 11:3 gegen den BC Karlsruhe die Bundesliga-Vorrunde auf Rang zwei

Mit einem 11:3-Heimsieg gegen den BC Karlsruhe beendeten Erstliga-Judofrauen der TSG Backnang die Vorrunde in der Südtabelle auf Rang zwei. Dabei hatte Trainer Jens Holderle mit Personalproblemen zu kämpfen, sodass die Besetzung der Gewichtsklassen auf der Kippe stand. „Der Kampftag hat mich sehr viele Nerven gekostet“, sagt der Coach nach dem Sieg.

Ein klarer Erfolg mit einigen Hindernissen

Friederike Stolze (oben) landet mit der TSG Backnang gegen den BC Karlsruhe einen 11:3-Heimsieg. Foto: A. Becher

Von Katharina Klein

Die Umstände: Man sah ihm die Erleichterung an. Bundesliga-Trainer Jens Holderle hatte, als das fulminante 11:3-Ergebnis gegen den BC Karlsruhe feststand, eine anstrengende Woche und einen noch nervenaufreibenderen Tag hinter sich. Eigentlich hat der Coach eine Fülle an Top-Kämpferinnen auf der Liste stehen. Da diese aber so erfolgreich sind, kommt es regelmäßig zu Terminkonflikten von Bundesligakampftagen und Einsätzen im Ausland. So weit ist das nichts Neues. Doch was Holderle nun erlebt hat, ließ selbst bei dem erfahrenen Trainer einige graue Haare wachsen. Bundestrainer Claudiu Pusa sperrte sämtliche Judokas, die sich bei der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung in Köln zu den European Games aufhalten. „So haben wir nicht mal zehn Leute zusammenbekommen, hätten also nicht die vorgeschriebenen drei Mal wechseln können“, beschreibt Holderle.

Was also tun? Nach intensiven Gesprächen mit dem Bundestrainer gab er doch die Genehmigung für einige Kämpferinnen – mit der Bedingung, dass diese keine Einheit in Köln verpassen. So kam es, dass Anne Lisewski und Ines Beischmidt sich bereit erklärten, ins Murrtal zu fahren, aber erst nach der letzten Trainingseinheit in Köln, die bis 12 Uhr dauerte. Eine knappe Kiste wurde es, da der Zug mit 20-minütiger Verspätung am Stuttgarter Hauptbahnhof einfuhr und Trainer Holderle wegen einer Sperrung nicht am ausgemachten Parkplatz warten konnte. Gerade noch schaffte es das Trio zum Wiegen in der Mörikehalle.

Das Dilemma fing aber schon am Tag zuvor für Holderle an. Sowohl der Flug von Jasmin Delorme aus Berlin, als auch der von Daria Pogorzelec aus Polen und Patricia Fernandes Sampaios Flug verspäteten sich. Zudem fiel nach dem Kampftag auf, dass das Rückflugticket für Letztere auf den falschen Tag gebucht war. So hing Holderle nach dem Triumph erst mal in der Warteschleife der Airline-Hotline, um umzubuchen.

Das Sportliche: Das Ergebnis von 11:3 scheint deutlich. In den einzelnen Begegnungen hingegen war es das jedoch nicht immer. Vor allem Beischmidt (Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm) und Marica Perisic lieferten sich spannende Duelle. Der erste Kampf dauerte rund neun Minuten. Zum Glück für Backnang schaffte es Beischmidt, ihre Gegnerin zu werfen, nachdem bei beiden die Luft raus war. Die Wiederauflage dauerte im Vergleich nur fünf Minuten und zwölf Sekunden, ging aber positiv für Perisic aus. „Der erste Sieg von Ines war als Statement wichtig für die Mannschaft. Perisic schlägt regelmäßig richtig gute Kämpferinnen von der Weltrangliste“, erklärt Holderle. Mirjam Wirth (bis 63) hatte zuvor einen Zähler gegen Sarah Kappler geholt, auch in der Rückrunde behielt sie die Oberhand. „Mirjam hat toll gekämpft und sich gut ins Team reingefuchst“, freut sich Holderle. Daria Pogorzelec (bis 70) legte bei ihrem Debüt Rabea Selzer mit einem Sode-Tsuri-Komi-Goshi (Ärmel-Hebezug-Hüftwurf) und einem anschließenden Haltegriff das Handwerk. Holderle ist aus dem Häuschen von dieser Leistung: „Daria hat tolles Judo gezeigt. Den Wurf sieht man echt selten und er war super ausgeführt.“ Friederike Stolze übernahm in Runde zwei und siegte gegen Ivana Jandric, die zuvor bis 78 Kilogramm kämpfte und Patricia Fernandes Sampaio bezwang. Lisewski (bis 78) ging in der Rückrunde als Siegerin gegenüber Isabel Ludwig hervor. Jasmin Delorme (über 78) siegte gegen Johanna Schumann nach einer Kampfzeit von 1:18 Minuten mit einem Haltegriff. In Durchgang zwei startete Tanja Hehr in derselben Klasse, unterlag im Golden Score aber Rabea Selzer. Für Chiara Serra (bis 52) war Tanja Schmadel kein Problem. „Sie hat top gekämpft“, lobt der Coach. Helena Grau (bis 48) durfte zum einen gegen Melanie Gallmeier und zum anderen gegen Claudia Ringwald ran. Beide Male wurden die Gegnerinnen aufgrund von zu vielen Strafen disqualifiziert.

Das Finale: Als Zweiter der Südstaffel ist die TSG für die Play-offs gesetzt. Zudem sind auch noch die Erst- und Drittplatzierten aus dem Süden, der JSV Speyer und der VfL Sindelfingen am Start. Ausrichter ist dieses Mal die Nordmeister JC Wiesbaden. Aus dem Norden außerdem qualifiziert sind der JC 66 Bottrop und der JC 71 Düsseldorf. Angesetzt ist die Finalrunde für den 19. Oktober. Nun folgt deshalb erst mal eine ungewöhnlich lange Sommerpause für Holderle und die Erstliga-Frauen. Von einer Mission Titelverteidigung möchte der Trainer bisher nicht sprechen. „Wir möchten bei den Play-offs möglichst gut abschneiden“, stapelt Holderle, der mit seiner Mannschaft Titelverteidiger ist, etwas tief.