Handball-Euphorie mit Promi-Faktor

Nach den ersten WM-Tagen ist die Begeisterung groß – Volle Hallen trotz teurer Tickets

Für die besten Handballer der Welt beginnt die heiße Phase der Handball-WM erst jetzt. Die Atmosphäre aber war schon in den ersten Tagen finalreif. Manch ein Handballer fühlt sich plötzlich wie ein Popstar.

Berlin /SID/DPA - Volle Hallen, prächtige Stimmung, tolle Quoten – und nun kommt auch noch der größte Superstar: Der Auftakt der Heim-WM elektrisierte die Massen, die Ankunft von Frankreichs Sportheld Nikola Karabatic verleiht zusätzlichen Glanz. Während sich die deutschen Handballer um Kapitän Uwe Gensheimer schon am ersten Turnier-Wochenende wie „Popstars“ fühlten, zogen die WM-Macher ein durchweg positives Zwischenfazit.

„Die Stimmung war fantastisch, der Sport hochklassig. Wir haben ein furioses erstes Wochenende erlebt und freuen uns nach diesem wunderbaren Start in unsere Heim-WM auf die kommenden zwei Wochen“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Linksaußen Gensheimer schwärmte von der ­At­mosphäre in der bei beiden deutschen Spielen mit 13 500 Zuschauern ausverkauften Arena am Berliner Ostbahnhof. „Ich wollte mich immer mal so fühlen wie ein Popstar, der beim Konzert nur die Arme hebt, und ­alle schreien“, sagte Gensheimer und schmunzelte. Torhüter Andreas Wolff sprach von einem „Handballfest auf allerhöchstem Niveau“. Und Bundestrainer Christian Prokop freute sich, „dass die Euphorie zunimmt. Die Heim-WM kommt so langsam an in Deutschland. Das brauchen wir vor dem Russland-Spiel.“ Das deutsche Team trifft an diesem Montag (18 Uhr/ARD) in seinem dritten Vorrundenspiel auf die Russen.

Auch die Organisatoren rieben sich zufrieden die Hände. Denn nicht bloß in den Hallen herrscht eine Handball-Euphorie. Den zweiten deutschen Auftritt verfolgten knapp acht Millionen Menschen im ZDF, was einem Marktanteil von starken 31,7 Prozent entsprach. Schon beim 30:19 zum WM-Auftakt gegen Korea hatten zuvor 6,11 Millionen Zuschauer eingeschaltet (23,6 Prozent). Die Begeisterung des Publikums beschränkt sich aber nicht allein auf die deutschen Spiele. In Berlin strömten selbst bei der Partie Russland gegen Korea rund 8000 Fans in die Arena, die Münchener Olympiahalle meldete am ersten Spieltag mit 12 000 Zuschauern „ausverkauft“. „Es läuft sehr gut. Wir sind sehr zufrieden“, sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober, „wir geben ein super Bild ab.“ Trotz der teils hohen Ticketpreise sind auch die Hallen voll. „Es ist schön, wie die Fans die deutsche Mannschaft, aber auch die anderen Teams unterstützen“, lobte Schober. Auch im Nachbarland Dänemark, wo Kronprinz Frederik dem Co-Gastgeber zum Auftakt vor Ort die Daumen drückte, ist die Begeisterung groß. Dazu kommt der Promi-Faktor.

Tummelte sich bei der Eröffnung in Berlin die Polit-Prominenz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über Innenminister Horst Seehofer bis zu IOC-Präsidenten Thomas Bach, traten am ausverkauften ersten Spieltag in München zwei Fußballstars auf. Bayern-Trainer Niko Kovac honorierte nach dem ersten Spiel der Kroaten den „Player of the match“, Münchens Defensivspieler Javi Martinez übernahm diesen Part nach der Auftaktpartie von Europameister Spanien. „Daran merkt man, dass der Handball gerade in aller Munde ist und wir eine bestimmte gesellschaftliche Relevanz haben. Das ist schön und hilft uns“, sagte Schober und berichtete: „Da herrschte tolle Stimmung.“

Und es wird wohl noch besser: In den kommenden Tagen stehen die ersten Entscheidungen an. Und mit Karabatic steigt der Superstar der Branche völlig überraschend ins Turnier ein. Auch die Mannschaften fühlen sich offenbar pudelwohl, was auch an den insgesamt 700 Volunteers liegt. „Wir haben ein sehr gutes Feedback von allen Teams bekommen. Wir können mit Stolz sagen, dass wir sehr gute Gastgeber sind“, sagte Schober, der sich „ein bisschen wie auf der eigenen Hochzeit“ fühlt: „Alles rauscht an einem vorbei. Für die Gäste ist es emotionaler als für einen selbst.“

In Euphorie wollte der Chef-Organisator beim Deutschen Handballbund (DHB) aber (noch) nicht ausbrechen. Zum einen gebe es beim Fanartikel-Verkauf noch „Luft nach oben“. Außerdem laufe es in den Vorrunden-Spielorten München und Berlin zwar „sehr gut, aber in Köln fängt alles bei null an“, sagte Schober. Dort wird ab der Zwischenrunde, also ab Samstag gespielt.