Mit einem unbekümmerten Auftritt hat sich die Lettin Jelena Ostapenko ins Finale des Porsche Tennis Grand Prix gespielt. Dort will die Nummer 24 der Welt an diesem Montag auch gegen die Favoritin Aryna Sabalenka ihre Chance nutzen.
Jelena Ostapenko hat sich mit erstklassigen Auftritten ins Finale des Stuttgarter Tennis Grand Prix gespielt.
Von Heiko Hinrichsen
Ihr größter Sieg der Karriere liegt schon ein wenig zurück: Das war 2017, als Jelena Ostapenko als ungesetzte Spielerin die French Open gewann. Jetzt hat die Lettin die Chance, beim Stuttgarter Tennis Grand Prix in ihrer Laufbahn ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen. Denn ihr Semifinale gegen Ekaterina Alexandrowa hat die 27-Jährige klar mit 6:4, 6:4 gewonnen – damit steht sie im Endspiel.
„Der Sieg gegen Iga hat mir Auftrieb gegeben“, sagte die Nummer 24 der Welt, die vor dem Erfolg über Alexandrowa im Viertelfinale auch die zweifache Stuttgart-Siegerin und Nummer zwei der Weltrangliste, Iga Swiatek, aus dem Wettbewerb befördert hatte.
„Ich bin eine Perfektionistin – und wachse von Tag zu Tag. Die harte Trainingsarbeit zahlt sich aus“, sagte Ostapenko, die auf dem Centre-Court unbekümmert auftritt – und in kniffligen Situationen ebenfalls die Übersicht behält. Auch einen Turniersieg beim Porsche Tennis Grand Prix traut sich die 27-Jährige zu. „Warum nicht? Eines ist klar: Ich kämpfe immer bis zum letzten Punkt.“
Im Endspiel an diesem Montag (13 Uhr) trifft Ostapenko auf Aryna Sabelenka, was bedeutet, dass die Liste der Siegerinnen bei dem seit 1978 ausgespielten Indoor-Klassiker um einen neuen Namen erweitert wird. Denn beide Spielerinnen, sowohl Ostapenko wie auch Sabalenka, haben das Turnier noch nie zuvor gewonnen.
In ihrem Semifinale konnte Sabalenka die Italienerin Jasmine Paolini mit 7:5, 6:4 besiegen. Damit steht die Nummer eins der Welt bereits zum vierten Mal im Endspiel von Stuttgart. Allerdings hat Sabalenka ihre drei Finalteilnahmen zuvor allesamt verloren, einmal gegen Ashleigh Barty, zweimal gegen Iga Swiatek.
„Hoffentlich bin ich dieses Mal die glücklichere“, sagte die 26-Jährige, die im Match gegen Paolini in den entscheidenden Momenten voll da war. „Jasmine hat es mir nicht leicht gemacht – ich musste sie permanent unter Druck setzen“, sagte die Belarussin, die nun im Finale gegen Ostapenko den Titel von Stuttgart in ihre Siegerliste aufnehmen will.
Damit die Spielerinnen sich auf dem Court in Bewegung setzen können, muss Alexander Weller zuerst die Spielerinnen in Bewegung setzen. Der 53-Jährige ist Fahrer beim „Players Shuttle Service“. Seit 32 Jahren ist er zuständig für die Ein- und Ausquartierung der Spielerinnen während der Turniertage. Weller erfreut sich sehr an seiner Tätigkeit. „Ich nehme mir immer Urlaub hierfür, das ist für mich das Highlight des Jahres.“ Sein persönliches Karriere-Highlight war die Fahrt mit der Argentinierin Gabriela Sabatini. „Ich war damals unsterblich verliebt in sie – und wusste überhaupt nicht, was ich sagen soll. Also habe ich einfach vor mich hingeredet. Danach habe ich mich gefragt, was ich da gerade eigentlich gemacht habe.“ Mit seinen vielen Geschichten verschiedener Stars könnte der 53-Jährige wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Und er hat noch nicht vor, aufzuhören.
Ann-Kathrin Mattern (im Bild links) kümmert sich darum, den gut betuchten Zuschauern den bestmöglichen Start in das Turnier zu ermöglichen. Die juristische Sachbearbeiterin arbeitet nebenberuflich als Empfangskraft am Eingang des VIP-Bereichs. Hier essen auch die Spielerinnen, sowie diverse Gäste des Turniersponsors. Unweit des leckeren Buffets lassen sich auch gute Gespräche führen – abseits des Trubels in der Arena. „Die Gäste kommen hier rein und können alles andere vergessen.“ Ann-Kathrin Mattern kümmert sich um den Check-in der Gäste und steht bei etwaigen Rückfragen zur Verfügung. Daher schreckt die 36-Jährige auch nicht vor langen Arbeitstagen zurück. „Das mache ich sehr gerne. Tennis hat für mich einfach etwas Verbindendes.“
Claus-Peter Andorka sorgt als Leiter des Presse-Büros dafür, dass sich Journalisten aus aller Welt während der Turniertage wohl fühlen und über die Ereignisse auf und abseits des Courts berichten können. „Wir versuchen, den Journalisten bestmögliche Arbeitsmöglichkeiten zu garantieren. Dabei ist es egal, ob es um die Technik oder das leibliche Wohl geht. Wir wollen, dass sich nicht nur die Spielerinnen und die Zuschauer beim Grand Prix wohlfühlen, sondern auch die Medien.“ Journalisten können mit Interview-Wünschen auf ihn zukommen – Andorka vermittelt. Außerdem wird jedes Jahr ein eigenes Tippspiel organisiert. Andorka ist selbst Journalist – und leitet das Pressebüro beim Grand Prix seit 2006. Dabei ist jedes neue Turnier auch eine neue Herausforderung.
Professionelle Tennisspielerinnen lassen ihren Schläger nach jedem Spiel neu besaiten, um immer unter den möglichst gleichen Rahmenbedingungen ihr Spiel aufziehen zu können. Dafür ist Kai Plitt zuständig. Er ist der Chef-Besaiter des Turniers. Sein Team besteht aus Fachleuten verschiedenster Nationen. Durchschnittlich 20 bis 30 Schläger werden im Grand Prix Village täglich neu bespannt. Dabei hat jede Spielerin individuelle Anforderungen an ihren Schläger. Gelernt hat Plitt die Kunst in jungen Jahren, als der Besitzer des örtlichen Sportgeschäfts ihm anbot, das Handwerk selbst zu erlernen. Besonders der direkte Austausch mit Hochleistungssportlern erfüllt ihn bei seiner Arbeit.
Antonia Lang (li.) und Anne Niedan sind die Einzigen in unserer Galerie, die sich bei ihrer Tätigkeit die Schuhe sandig machen. Die beiden 17-Jährigen sind bereits im dritten beziehungsweise vierten Jahr als Ballkind tätig. Dabei dreht sich ihr Aufgabenbereich nicht nur um das Aufsammeln und Anbieten der Bälle, sondern auch darum, den Spielerinnen nach jedem Seitenwechsel ein Handtuch zu reichen. „Es macht großen Spaß. Das ist immer die beste Woche im Jahr.“ Die beiden spielen selbst seit ihrer frühen Kindheit Tennis und genießen die direkte Nähe zum Spielgeschehen und zu den Stars. Ihre persönlichen Favoriten heißen Jasmine Paolini, Sara Errani und die Deutsche Eva Lys.
Haben die Zuschauer einmal im VIP-Bereich Platz genommen, kümmert sich David Sikiric um ihre Bewirtung. Der Student arbeitet außerhalb seiner Vorlesungszeit als Service-Kraft. Während des Turniers serviert er Getränke, räumt Tische ab und kümmert sich auch um spezielle Wünsche der Gäste. Häufig besucht der 21-Jährige morgens die Vorlesung, um am Nachmittag seine Spätschicht in der Gastronomie zu starten. Das mache es ihm nicht immer leicht, sagt er. Trotzdem findet David Sikiric Gefallen an seinem Job. Gefreut hat er sich über den direkten Kontakt mit einigen Ex-Fußballern und Funktionären des VfB Stuttgart – und seiner kroatischen Landsfrau Donna Vekic.
Nicht nur VfB-Kicker und aktive Tennis-Spielerinnen wie Donna Vekic erwartet im VIP-Bereich ein einladendes Ambiente.
In ruhiger Atmosphäre genießen die Gäste die kulinarischen Leckereien.
Dazu zählen diverse Arten von exklusivem Käse.
Auch gut gekühlter Schaumwein und Champagner darf nicht fehlen.
Für die Liebhaber süßer Sachen darf es auch ein Crêpes sein.
Dafür fährt im Grand-Prix-Village für Jedermann ein kleines Food-Mobil vor.
Außerdem lässt sich am Simulator erste Rennerfahrung sammeln.
In der Halle wiederum hat jede Spielerin ihren persönlichen Fanclub – auch Iga Swiatek, die Nummer zwei der Tenniswelt.