Besser hätten Backnangs Oberliga-Fußballer kaum in den zweiten Saisonteil starten können, das 5:0 im Kellerduell gegen Spielberg war ein erster Schritt auf dem steinigen Weg zum Klassenverbleib. Morgen (14 Uhr, Kreuzeiche-Stadion) wartet mit der Partie beim Vierten SSV Reutlingen allerdings eine deutlich schwierigere Aufgabe aufs TSG-Team.
Wollen wie beim 5:0 gegen Spielberg auch in Reutlingen jubeln: Julian Geldner, Michele Varallo und Mario Marinic (von links).Foto: T. Sellmaier
Von Steffen Grün
Im Kantersieg der Roten gegen Spielberg hat sich für den Trainer „das Bild unserer Vorbereitung widergespiegelt“. Zu sehen, dass ihn die positiven Eindrücke nicht getäuscht hatten, erfüllte Evangelos Sbonias mit Erleichterung. Das 5:0 in den Etzwiesen sei „völlig verdient und sehr wichtig“ gewesen, „jeder kann die Tabelle lesen“.
Schlusslicht Friedrichstal, das nach seinem 0:2 gegen Ravensburg weiterhin sechs Zähler auf seinem Konto hat, und der Vorletzte aus Spielberg, der nach der Pleite im Murrtal bei deren sieben verharrt, sind zunächst abgehängt. Zudem zog die TSG mit 13 Punkten an Gmünd vorbei und kletterte auf den 15. und viertletzten Rang. „Der nächste Schritt muss es sein, diesen Platz zu festigen“, betont Sbonias. Bleibt es bei drei Absteigern, würde das schließlich reichen. Mehr ist in den kommenden Wochen unrealistisch, weil die drei in der Tabelle unmittelbar vor den Backnangern aufgereihten Vereine aus Linx, Neckarsulm und Oberachern allesamt 23 Zähler aufweisen.
„Vielleicht gelingt es uns ja, den einen oder anderen Punkt Rückstand auf dieses Trio abzuknabbern“, sagt der TSG-Trainer und hat im Hinterkopf, wie rasch es gehen kann. Eine Abwärtsspirale bei einer dieser Mannschaften, eine Siegesserie seiner Elf und ruckzuck tut sich vielleicht doch ein Türchen auf, um weitere Plätze wettzumachen. Voraussetzung ist aber, selbst Punkte zu hamstern und Überraschungen einzustreuen. Eine solche wäre ein Sieg beim Vierten in Reutlingen, der mit einem 1:3 in Linx begann. „Ich erwarte einen hoch motivierten Rivalen, der einen kompletten Fehlstart verhindern will“, erklärt Sbonias.
Backnang muss weiter auf den gesperrten und am Knöchel verletzten Giosue Tolomeo verzichten. Auch für Oguzhan Biyik kommt die Partie zu früh, obwohl die Operation am linken Daumen nach Sehnenabriss und Knochenabsplitterung gut verlaufen ist. Wie lange er noch ausfällt, ist offen. Bei Michl Bauer entscheidet ein Härtetest, ob der Bänderanriss im Sprunggelenk ausreichend verheilt ist. Matej Maglica hat seine Gelb-Rot-Sperre abgesessen.
Schon 1967 nach dem bislang größten Erfolg der Vereinsgeschichte – dem Aufstieg in die Regionalliga Süd und damit in die damals zweithöchste deutsche Spielklasse, in der es bei einem einjährigen Gastspiel blieb – hatte es die TSG Backnang mit dem SSV Reutlingen zu tun. Das Hinspiel am Sonntag, 17. September 1967, verloren die Roten im Stadion an der Kreuzeiche vor 4 000 Zuschauern mit 0:2, für die überlegenen Hausherren trafen Rudolf Schießl und Dieter Böttle. Im Rückspiel in den Etzwiesen am Sonntag, 11. Februar 1968, hielten die Murrtaler besser dagegen, doch das Resultat vor 3 500 Zuschauern war dasselbe – 0:2. Die SSV-Tore erzielten Harald Braner und Winfried Neuhäuser.
In doppelter Hinsicht hat der zweite große Erfolg der TSG Backnang mit Reutlingen zu tun. Als der damalige Verbandsligist 1991 den WFV-Pokalsieg feierte, fand das Finale am Pfingstmontag, 20. Mai, im Stadion an der Kreuzeiche statt. Und: Der eine Etage höher in der Oberliga kickende SSV war auch noch der Rivale. Nicht einmal der Heimvorteil half dem Favoriten, die TSG gewann vor 1500 Zuschauern durch die Treffer von Armin Scheiffele und Markus Sailer mit 2:1.
Seit die Roten mit dem Oberliga-Aufstieg im Sommer 2017 den dritten großen Erfolg ihrer Vereinshistorie landeten, gab es zwischen TSG und SSV bislang drei Duelle. In der ersten Saison gewann Backnang in Reutlingen mit 2:1, zu Hause gab’s ein 2:2. Das Hinspiel in dieser Runde verlor der Etzwiesenklub daheim mit 0:1. Die Bilanz ist also ausgeglichen, aber zwei Vorfälle trübten die Stimmung zwischen beiden Vereinen. Nach dem TSG-Sieg in Reutlingen konnte der Bus der Gäste nur mit Polizeigeleit und ohne Licht vom Stadiongelände fahren, in der Hinserie dieser Spielzeit wurde es noch heftiger. Einige Chaoten unter den SSV-Anhängern stürmten immer wieder mit Drohgebärden auf die Backnanger Bank zu, bis Ersatzkeeper Michael Quattlender ein Schlag im Gesicht traf und Co-Trainer Darko Milosevic einen Bierbecher abbekam. Ohne Erfolg legten die Hausherren Einspruch gegen die Spielwertung ein, stattdessen mussten sie wegen unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen selbst 200 Euro blechen. Das Urteil für den SSV: 1000 Euro Strafe, den anfänglichen Abzug von drei Zählern kassierte das Berufungsgericht ein.
Das morgige Aufeinandertreffen ist nicht das letzte Duell in dieser Saison. Zum WFV-Pokal-Viertelfinale tritt die TSG am Mittwoch, 20. März, um 19 Uhr in Reutlingen an.