Stuttgart Wolfgang Dietrich, der umstrittene Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende des VfB Stuttgart, bekommt Rückendeckung von Daimler-Vorstand Wilfried Porth. „Wenn sich die Mannschaft in einem desolaten Zustand präsentiert, heißt das nicht, dass der Verein in einem desolaten Zustand ist“, sagt der Vize-Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. „Wir haben unter Wolfgang Dietrich viel aufgebaut, was nicht so schnell zerstört werden kann.“
Sein Wort hat auch deshalb besonderes Gewicht, weil er Vorstandsmitglied beim mächtigen VfB-Ankerinvestor Daimler ist und diesen im Club vertritt. „Wir sind am unglücklichsten darüber, dass unsere Entscheidungen noch nicht zu dem sportlichen Erfolg geführt haben, den wir uns vorstellen. Wir haben mit Daimler höchste Ansprüche“, sagt Porth. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir in den VfB über 40 Millionen investieren und mit dem Ist-Zustand zufrieden sind.“ Er betont aber ebenso, dass der Automobilriese das Engagement bei dem Anstiegskandidaten nicht infrage stellt. „Wir haben mit Überzeugung und ganzem Herzen investiert. Wir springen sicher nicht ab, wenn es kritisch wird.“
VfB-Legende Guido Buchwald war nach einem Streit mit Porth im Februar aus dem Aufsichtsrat zurückgetreten und hat kein gutes Haar an dem 60-Jährigen und dem Gremium gelassen. „Die Situation mit ihm im Aufsichtsrat war sehr schwierig. Und die Geschichte, die er jetzt erzählt, ist einfach nicht richtig“, sagt Porth und erläutert seine Sicht der Dinge: „Guido Buchwald hat behauptet, dass er sich im Aufsichtsrat gegen Entscheidungen ausgesprochen habe. Das ist einfach unwahr. Da gibt es SMS und Aussagen vor Zeugen, dass er die Verpflichtung von Herrn Reschke ganz klasse fand. Dass er viele andere Dinge auch klasse fand. Dazu kommt, dass er immer über alles informiert war, über jeden Spieler, der verpflichtet werden sollte, obwohl der Vorstand dazu gar nicht verpflichtet gewesen wäre. Wenn er dann sagt, er habe davon aus der Zeitung erfahren, ich sage es noch mal, dann ist das unwahr.“
Auch gegen Jürgen Klinsmann schlägt Porth zurück – der ehemalige VfB-Star hatte den Aufsichtsrat für seinen Umgang mit Buchwald kritisiert und die Fachkompetenz im Gremium angezweifelt. „Ganz ehrlich: diese pauschale Verunglimpfung finde ich abenteuerlich. Ich verstehe, dass Fußballer nach ihrer Karriere eine Aufgabe im Management suchen. Dazu braucht es in diesem auch wirtschaftlich hochprofessionell gewordenen Geschäft aber die entsprechenden Kenntnisse und Kompetenzen, um – in unserem Fall – eine AG zu führen“, sagt Porth.
Wolfgang Dietrich sieht er als dafür prädestiniert an. Dem zuletzt erneut aufgekommenen Vorwurf, dass der VfB-Clubchef sich nach dem Amtsantritt nicht rechtzeitig und vollständig von seinem Quattrex-Firmenkonglomerat gelöst habe und damit ein Interessenkonflikt bestehen soll, widerspricht er. „Das haben wir ja im Zuge unserer Investition überprüft. Logisch. Am Ende gab es vom VfB, der Deutschen Fußball-Liga und von Daimler keinerlei Einwände“, sagt Porth, der maßgeblich an Dietrichs Auswahl für das VfB-Präsidentenamt beteiligt war.