47 Punkte, 55:60 Tore und Rang 14 nach den 38 Saisonspielen. Viel wichtiger als die nüchternen Zahlen ist für Fußball-Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach aber, dass er zum vierten Mal in Folge den Nichtabstieg geschafft hat. Und das erneut recht früh. 16 Zähler haben die Schwaben Vorsprung auf den Drittletzten Werder BremenII. Entsprechend zufrieden ist Trainer Sascha Hildmann mit seinem Premierenjahr im Fautenhau.
Erlebte in Aspach ein Premierenjahr, das nicht nur Grund zur Freude bot: Trainer Sascha Hildmann, der insgesamt aber zufrieden ist. Foto: A. Becher
Von Uwe Flegel
Wer mit Großaspach zu den Auswärtsspielen quer durch die Republik reist, der spürt dort schnell Respekt für das, was der Verein aus der kleinsten Gemeinde im deutschen Profifußball leistet. Ein Fakt, an den Ex-Präsident Werner Benignus immer mal wieder erinnerte. Auch Hildmann wies ab und an darauf hin, welche Kaliber und welche Etats seinem Team häufig gegenüberstehen.
Besonders oft kam das im zweiten Halbjahr zur Sprache. Weshalb, das zeigt ein Blick auf die Vor- und Rückrunden- sowie die Heim- und Auswärtstabelle. Die SG Sonnenhof war diese Runde eine Mannschaft mit zwei Gesichtern. In der Hinserie (31 Punkte) und in der Fremde (25) top, nach Weihnachten (16) und in der Heimat (22), was aber nicht groß neu ist, gerade noch im Rahmen des Erlaubten. Wobei dies für das Aus im Halbfinale des WFV-Pokals beim Verbandsligisten Ilshofen (0:2) nicht mehr gilt. Für den Trainer waren Letzteres sowie das 0:3 Ende März daheim gegen Halle die Negativerlebnisse der Runde schlechthin.
Er spricht aber auch von „einer überragenden Vorrunde, die Begehrlichkeiten geweckt hat“. Denn an Weihnachten war seine Elf noch punktgleich mit dem späteren Dritten Karlsruher SC. Doch im zweiten Halbjahr trennten sich die Wege. Für Hildmann erklärbar: „Zu Beginn der Saison haben wir gegen Teams gespielt, die sich aber noch finden mussten.“ Zum Beispiel der spätere Meister Magdeburg, den Aspach zum Auftakt mit 4:1 aus dem Stadion fegte. Was folgte, war viel Normalität mit zwei 0:5-Ausreißern gegen Paderborn und Wiesbaden nach unten sowie positiven Erlebnissen wie das 4:1 in Unterhaching, das 5:0 in Bremen und das 1:0 daheim gegen den KSC.
Nach der Winterpause wurde es dann zäh: „Wir haben in den ersten sieben Spielen gegen die Topsieben der Liga gespielt und die sind nicht umsonst die Topsieben“, sagt der 46-Jährige dazu. Soll heißen: Danach war der Kontakt nach vorn weg und der Abstand nach hinten weiter groß. Aspach steckte im grauen Mittelfeld fest. Auch weil das Verletzungspech zuschlug. Leistungsträger wie Kapitän Daniel Hägele und Offensivmann Joseph-Claude Gyau fehlten wochenlang, andere immer mal wieder. Hildmann musste rotieren und weitere Hürden überwinden. „Uns hat auch das Matchglück gefehlt, wir hatten Pech mit Schiri-Entscheidungen, die uns sieben, acht Punkt gekostet haben, und die Gegner hatten sich besser auf unsere Stärken eingestellt“, zählt der Pfälzer auf.
Es gab aber auch viele funktionierende Dinge. Zum Beispiel die gute Entwicklung junger Spieler wie Torwart Kevin Broll oder Sebastian Bösel und Yannick Thermann, die beide vor der Saison aus der Regionalliga gekommen waren. Hinzu kam die Verlässlichkeit bewährter Kräfte, wie des 32-jährigen Timo Röttger (zehn Saisontreffer), des Mittelfeldorganisators Hägele, der Abwehrrecken Julian Leist und Kai Gehring, oder auch von Offensivmann Shqiprim Binakaj.
Hildmanns Fazit fällt deshalb insgesamt positiv aus, ohne dass er die Augen davor verschließt, was ihn und seine Mannschaft nach dem Trainingsstart am 21. Juni erwartet: „Die neue Saison wird brutal, das wird die stärkste Dritte Liga aller Zeiten.“ Angesichts von Absteigern wie Kaiserslautern und Braunschweig sowie eventuellen Aufsteigern wie 1860 München, Waldhof Mannheim, Saarbrücken, Uerdingen oder Cottbus und dem Fakt, dass künftig nicht mehr drei, sondern vier Teams in die Regionalligen runtermüssen, ist das kein Zweckpessimismus. Erst recht nicht, weil die SG Abgänge wie Hägele, Gyau, Sebastian Schiek und Pascal Sohm verkraften muss. Panik bricht beim Coach dennoch keine aus: „Mit Sportdirektor Janni Koukoutrigas schaffe ich eng und vertrauensvoll zusammen und kann sagen, dass er eine super Arbeit macht. Zudem entwickelt sich der Verein stetig weiter.“
Bleibt die Frage, wie der fünfte Nichtabstieg gelingen soll? „Diese Saison hat gezeigt, dass wir mehr Körperlichkeit und Robustheit brauchen.“ Diesmal sei es manchmal viel Klein-Klein gewesen. Das soll weniger werden, sagt Hildmann und gibt vor: „Wir wollen ein Team, das ständig marschiert, keinen Ball verloren gibt, immer an sich glaubt und gierig ist. Denn: Mentalität schlägt oft Qualität.“