Tänzer meistern turbulentes Bundesliga-Jahr

Von Heiko Schmidt

Seit 2017 tanzt die TSG Backnang ununterbrochen in der Ersten Bundesliga der Lateinformationen. Es ist die höchste von insgesamt vier Klassen in Deutschland, darunter gibt es noch die Zweite Bundesliga, die Regional- und die Landesliga. Die Backnanger gehören damit zu den Spitzenteams. Dafür hat die TSG in der Vergangenheit viel getan, so auch im abgelaufenen Bundesliga-Jahr – eine Saison geht in der Regel nur von Januar bis März. „Es war schon eine große Herausforderung“, sagt Markus Lang- Belz. Und besonders für ihn. Der 36-Jährige war nämlich kurz vor dem Saisonstart als Trainer eingesprungen, da sich der bisherige Coach und Abteilungsleiter Zoran Jovanovic aus privaten Gründen zurückgezogen hatte (wir berichteten).

Ganz so unerfahren ist Markus Lang-Belz aber nicht, denn zuvor hatte er mindestens sechs Jahre das B-Team der TSG gecoacht und davor selbst bei den Backnangern getanzt. „Seit 16 Jahren bin ich für die TSG aktiv“, sagt Lang-Belz. Trotzdem betrat er Anfang des Jahres Neuland. Im Trainerteam zusammen mit Nadine Nasser und Anita Pocz wurden die Turniere in Angriff genommen. Mit dem bereits in der Vergangenheit getanzten Thema Zorro traten die Backnanger aufgrund personeller Probleme nur mit sechs der sonst üblichen acht Paare an. „Trotz dieses Handicaps haben wir unser Ziel mit Rang sechs und somit den Klassenerhalt geschafft“, schätzt sich Lang-Belz glücklich. Allerdings war es für ihn und für die Tänzer eine neue Erfahrung. Zum Beispiel fand das zweite der insgesamt vier Turniere ohne Zuschauer statt. Zudem gab es wegen der Coronabestimmungen keinen Kontakt zu den anderen Teams. „Es war ein Geisterturnier. Das Tanzen lebt eigentlich vom Publikum, aber wir wollten auch unter diesen Bedingungen tanzen“, spricht Lang-Belz die einhellige Meinung der Backnanger Tänzer aus und schiebt nach: „Trotzdem war es eine gute Erfahrung, die wir gesammelt haben.“

Tanzsportabteilung und auch das Team werden sich neu aufstellen

Nach einer kurzen Pause haben die Backnanger in dieser Woche wieder mit dem Training begonnen. Damit steht auch fest, dass die TSG entgegen anderer Gerüchte wieder in der Ersten Bundesliga an den Start gehen wird. Die Tanzsportabteilung muss sich aber neu aufstellen. Bei der Hauptversammlung am 9. Mai soll ein neuer Abteilungsleiter gewählt werden. Nach dem Rückzug von Zoran Jovanovic hatte dessen Stellvertreterin Fee Kaiser diesen Posten kommissarisch übernommen. Zudem gibt es Veränderungen im Trainerteam der Bundesliga-Mannschaft. Anita Pocz verabschiedet sich dabei. „Sie hat über Jahrzehnte hinweg die Backnanger Tänzer geprägt und wollte eigentlich schon nach der Saison 2021 aufhören“, sagt Markus Lang-Belz. Da im vergangenen Jahr wegen des Corona-Lockdowns keine Bundesliga-Runde stattfand, hat Anita Pocz noch ein Jahr drangehängt, um sich würdevoll von der TSG zu verabschieden. Ihren Platz nimmt nun Madleine Herceg ein. Sie hatte zuletzt zusammen mit Lang-Belz das B-Team der Backnanger in der Regionalliga betreut. „Wir haben auch früher zusammen bei der TSG getanzt“, erinnert sich Lang-Belz. Nach einem Abstecher zum Grün-Gold-Club Bremen, mit dem Herceg deutscher Meister und auch Weltmeister wurde, kehrte sie nach Backnang zurück und ist dort fest verwurzelt. Die beiden Trainer-Newcomer bilden mit Nadine Nasser das neue Trio, das beim Bundesliga-Team das Sagen hat.

„Nadine bringt von uns dreien die meiste Erfahrung mit, von ihr können wir noch viel lernen“, sagt Markus Lang-Belz. Er macht aber auch klar, dass keiner von dem Trainertrio spezielle Aufgabenschwerpunkte hat: „Wir alle drei sind für alles zuständig.“ Und da warten einige Aufgaben. Zunächst einmal soll die personelle Lage bei den Tänzern verbessert werden. „Wir wollen auf jeden Fall wie früher wieder mit acht Paaren an den Start gehen. Deshalb machen wir viel Werbung und Akquise“, so Lang-Belz.

Des Weiteren werden die Backnanger nicht mehr zum Thema Zorro tanzen. „Es wird eine neue Choreografie geben“, verspricht Markus Lang-Belz. Welches Thema diese haben wird, wollen die Backnanger noch nicht verraten. Der 36-Jährige sagt dazu nur: „Wir werden versuchen, Ende Mai mit der Choreografie fertig zu sein.“ Dann sollen die Tänzer das neue Thema verinnerlicht haben. Anschließend ist geplant, ein Trainingslager zu organisieren. Außerdem wollen die TSG-Tänzer versuchen, eine öffentliche Präsentation in Backnang zu absolvieren. Das soll im Herbst über die Bühne gehen, denn in diesem Jahr steht noch ein Highlight auf dem Programm. Mitte November werden die Backnanger nämlich wieder bei der deutschen Meisterschaft tanzen. Dafür sind alle Erstligisten automatisch qualifiziert. Die Bundesliga-Saison startet dann im Januar nächsten Jahres.

Foto: A. Witke