Die württembergische Fußballszene trauert um den bekanntesten Fan im Amateurfußball. Der Schwäbisch Gmünder Claus „Bredi“ Breitenberger war 40 Jahre lang auf allen möglichen Sportplätzen zu Hause.
Claus „Bredi“ Breitenberger war Stammgast auf den Amateursportplätzen im Land – hier beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen.
Von Jürgen Frey
„Unfassbar. Ein Großer des württembergischen Amateurfußballs ist gegangen.“ Auch der ehemalige Bundesligatrainer Alexander Zorniger macht seine Trauer um Claus „Bredi“ Breitenberger in seinem Whatsapp-Status öffentlich. Unzählige Clubs bringen in den sozialen Medien ihren Schmerz und ihre Wertschätzung für den Mann mit dem großen Herz für den kleinen Fußball zum Ausdruck. Am Montag ist er im Alter von 59 Jahren verstorben.
Als unsere Redaktion im Juni 2024 über ihn berichtete, antwortete er auf die Frage, wie viele Spiele von Proficlubs er live im Stadion gesehen hat, mit einem Lächeln: „Ein einziges.“ Diese leuchtende Ausnahme datierte vom Februar 1999. Der 1. FC Nürnberg spielte gegen Werder Bremen. Dass „Bredi“ mit dabei war, lag aber nur daran, dass er an diesem Tag die Sportfreunde Dorfmerkingen zu einem Testspiel beim 1. FC Nürnberg II begleitete. „Im Mannschaftsbus gab es Freikarten für das Bundesligaspiel, das danach stattfand“, erinnerte sich Breitenberger.
Mit Profizirkus nichts am Hut
Seit diesem einmaligen Ausrutscher widmete er sich wieder einzig und allein seiner Leidenschaft für den Amateurfußball. Auch die EM 2024 ließ ihn ziemlich kalt. „Wenn es sich ergibt, schaue ich mir vielleicht mal ein Spiel im Fernsehen an“, sagte er. Mit dem Big Business, mit dem auf Hochglanz getrimmten Profizirkus, konnte er nichts anfangen: „Mir geht es um ehrlichen Fußball, ich will nah dran sein, Freunde und Bekannte treffen, danach in gemütlicher Runde ein Bierchen trinken.“
Rund 150 Spiele schaute er pro Saison, von der Oberliga bis runter zur Kreisliga B. Der Fußballtourist aus Schwäbisch Gmünd war in ganz Württemberg unterwegs, vorzugsweise in seiner Heimat auf der Ostalb, aber auch mal über die Landesgrenzen hinaus. Er reiste fast immer mit der Bahn, ein Auto hatte er nicht, auch kein Handy – und „verheiratet bin ich mit dem Fußball“, sagte er mit einem Augenzwinkern.
Überall beliebt
„Bredi“, wie er überall genannt wurde, kannte alle und jeden, er selbst war bekannt wie ein bunter Hund. Und äußerst beliebt bei Spielern, Trainern, Funktionären, Schiedsrichtern. Selbst die Tür zur Kabine, dem heiligsten Ort für die Kicker, stand für ihn bei vielen Vereinen nach den Spielen offen. Die Bilder postete er gerne auf Facebook. Dort hatte und hat er 5000 Freunde – mehr geht nicht.
Breitenberger war nicht Fan eines Clubs. Zwar lagen ihm der FC Normannia Gmünd, für den er im Stadionblatt auch die Gegner vorstellte, und die Clubs auf der Ostalb besonders am Herzen, doch er war vor allem glühender Fan des kompletten Amateurfußballs. Um diese Leidenschaft auszuleben, traf es sich gut, dass er als Finanzbeamter – auch in seinem Beruf galt er als absolute Kapazität – seit Ende der 1990er Jahre nur noch halbtags tätig war. Auslöser war der Tod eines Kollegen bei einem Kick der Betriebsmannschaft. Das hatte ihn nachdenklich gemacht. Auch das war eine Facette von „Bredi“ – dem unvergessenen Kultfan mit dem großen Herz für den kleinen Fußball.