Trubel, Eifer, Spaß und eine große Resonanz
Zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine kommen zur Auftaktveranstaltung der gemeinsamen Sportinitiative der TSG 1846, der Bürgerstiftung und der Stadt Backnang. Sport soll helfen, Kontakte zu knüpfen, die Sprache zu lernen und sich hier leichter zurechtzufinden.
© Alexander Becher
Auf dem Hagenbach-Sportplatz war viel los. Zahlreiche Kinder und Jugendliche aus der Ukraine und auch aus anderen Ländern tummelten sich beim Sporttag für Geflüchtete. Foto: A. Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
„Unsere Angst, dass niemand kommen könnte, war unbegründet“, freut sich Ulrich Schielke. Der Vorsitzende der Bürgerstiftung lässt den Blick zufrieden über die vielen Menschen in der Sporthalle auf dem Hagenbach schweifen. Zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer haben mit ihren Kindern die Gelegenheit genutzt, an der Auftaktveranstaltung der gemeinsamen Initiative von TSG Backnang, Bürgerstiftung und Stadt mitzumachen und so die hiesigen Sportvereine kennenzulernen (wir berichteten). Auf dem Sportplatz tummeln sich Kinder und Jugendliche jeden Alters. Nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine, auch andere Jungen und Mädchen sind vertreten. Gemeinsam wird Volleyball gespielt, man jagt einen Fußball über den Rasen, wirft Körbe. Dazu strahlt kräftig die gelbe Sonne vom leuchtend blauen Himmel; der Wettergott hat es gut gemeint mit Backnang und den Kids.
Zu Beginn hatte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich betont, dass Sport weder Grenzen noch Nationalitäten kenne: „Sport bringt ganz unterschiedliche Menschen miteinander in Kontakt. Sport stiftet Gemeinschaft und überwindet Sprach- und Kulturbarrieren. Sport fördert die physische und psychische Gesundheit. Sport stärkt unser Selbstbewusstsein und unseren Teamgeist. Das alles und viel mehr macht Sport zu einem unglaublich wichtigen Motor der Integration.“
Das verbindende Element durch das gemeinsame Sporttreiben betonte auch Rainer Mögle, der Vorsitzende der TSG Backnang 1846: „Sport ist die eine universelle Sprache, die die Menschen in allen Lebenslagen zueinander führt und verbindet.“ Es sei ein großes Anliegen, dass sich Kinder und Erwachsene in Backnang wohlfühlen, so Ulrich Schielke. Da in der Ukraine der Sport einen sehr hohen Stellenwert besitze, sei es eigentlich eine logische Konsequenz gewesen, auf dieser Ebene etwas anzubieten. Beim gemeinsamen Sport könne man mitmachen, die eigenen Stärken und Interessen einbringen und ausleben. Insbesondere für die Kinder sei es eine Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen, sich spielerisch im sportlichen Wettkampf zu messen und „ein kleines Stück Normalität zu erfahren“. Um dies ohne Hürden ermöglichen zu können, wird bis zum Jahresende für Flüchtlinge eine kostenlose Mitgliedschaft angeboten.
Zumindest an diesem Tag gelingt es, etwas Normalität zurückzuholen. Schwerathletik, Step-Aerobic, Fechten, Boule, Tennis und noch mehr Stationen werden von Kindern und Erwachsenen besucht, es wird viel ausprobiert, vor allem das Schwimmen scheint besonders zu interessieren. Damit es mit der Kommunikation auch klappt, stehen Dolmetscherinnen zur Verfügung.
Anja ist mit ihrem sechs Jahre alten Kind aus Odessa gekommen. Ihr gefällt dieser Nachmittag bei der TSG 1846 sehr gut. „Ich bin dankbar, dass es diese Möglichkeit gibt. Das macht positive Emotionen und lenkt von der Situation zu Hause ab.“
Seit drei Wochen ist eine junge Familie aus der Nähe von Kiew hier. Der Junior strahlt, ihm gefällt es sehr gut. Sofort legt er auf Deutsch los: „Was machst du?“ Dann geht es auf Englisch weiter: „What is your profession?“ Seine Eltern sind froh, dass es so viele Angebote für Kinder gibt, auch wenn sie für ihren Sohn noch nicht das Passende gefunden haben. Sie haben ja noch Zeit, sich in Ruhe umzusehen. Der Sporttag in Backnang hat gerade erst begonnen.
