Der besondere Wettbewerb ist immer auch ein besonderes Erlebnis. Das war es auch fürs Team Backnang (Boot hinten), das sich beim Schlauchbootrennen mächtig ins Zeug legen musste, um der teilweise deutlich älteren Konkurrenz hinterherzukommen. Foto: S. Ruopp
Von Sabine Ruopp
Drei Tage lang senkten rund 5000 aktive Teilnehmer des Landeskinderturnfests das Durchschnittsalter in Heilbronn gewaltig. Darunter auch 90 Kinder aus Backnang, Aspach, Murrhardt und Oppenweiler mit ihren Betreuern. Völlig übermüdet, aber mit vielen tollen Eindrücken und total begeistert kamen sie am Sonntagabend zurück.
In Heilbronn war Sport, aber auch viel Spielen und Basteln angesagt. Die Einbindung des Geländes der Bundesgartenschau (Buga) sorgte für eine tolle Kulisse. Und die Kinder konnten auf eigene Faust losziehen, war dort doch kein Verkehr. Auch die Buga-Zwerge mussten einiges aushalten, wurden sie doch als Turngeräte benutzt. Die ständigen Angebote der Buga konnten ebenso genutzt werden wie die speziell fürs Landeskinderturnfest aufgebauten. So wurden fleißig Windräder gebaut, man konnte testen, was mit Windkraft alles angetrieben werden kann, und diverse Spielplätze luden zum Toben ein. Das Experimenta-Schiff mit seinen Bastelangeboten war ebenso gefragt wie Sportarten, die man sonst nicht ausprobieren kann. Sport-Stacking, Becher stapeln auf Zeit, förderte die Hand-Auge-Koordination, wogegen die Augen beim Turnen im Dunkeln dank spezieller Brillen ganz ausgeschaltet wurden. Rollstuhlbasketball wurde ebenso gespielt, wie die Trampoline in allen Formen dauerbelegt waren. Viele flitzten auch beim Orientierungslauf übers Buga-Gelände, immer auf der Suche nach dem nächsten Zielpunkt. Oder sie waren auf der Suche nach dem nächsten Ziel der Turni-Chaos-Rallye, die man nur mit viel Würfelglück schnell bewältigen konnte. Bei allen Teilnehmern standen die Glitzertattoos hoch im Kurs. Vor allem bei den Kleinen sehr beliebt waren Gasballons – bei den großen aber auch. Die verfremdeten dann damit ihre Stimme.
Aber es wurde auch an Wettkämpfen teilgenommen. Die meisten machten den Wahlwettkampf, bei dem man sich aus verschiedenen Sportarten seinen Dreikampf zusammenstellen konnte. Während die Jungs wegen niedriger Teilnehmerzahlen das in kurzer Zeit erledigt hatten, benötigten die Mädchen extrem viel Geduld. Mehrere Stunden warten in überfüllten und extrem heißen Hallen für eine Disziplin war keine Seltenheit. Ein paar Backnanger traf es noch härter, sie bangten gegen Ende der Wettkampfzeit gleich doppelt: Würde es noch gelingen, den Wahlwettkampf abzuschließen? Denn es waren zwei Hallenwechsel nötig, was bei Nutzung des ÖPNV seine Tücken hatte. Waren die Kampfrichter in der dritten Halle noch im Einsatz? Und würde es noch reichen zum Wettkampf 4inMotion? Das Startfenster dort rückte näher, der Hallenwechsel benötigte Zeit und es waren immer noch nicht alle Kinder mit dem Wahlwettkampf fertig.
Dank sehr kulanter Kampfrichter war ein verspäteter Start bei 4inMotion doch noch möglich. 4inMotion ist Turnen auf Zeit, als Staffellauf. Teams aus Aspach und Backnang starteten und versuchten, die vier Geräte Balken, Airtrack, Sprung und Barren so schnell wie möglich zu absolvieren. An jedem Gerät musste eine bestimmte Anzahl an Elementen gezeigt werden. Am Ende zählte die Zeit, es gab Zeitboni für sauberes Turnen und schwere Elemente sowie Zeitstrafen für zu wenige Elemente. Es konnten zwischen zwei und vier Kinder je Team starten.
Wie jedes Mal war auch der besondere Wettbewerb (dbW) ein Highlight. Dafür wurden erneut unmögliche Dinge ermöglicht. So durften die Kinder in einem See an den Start gehen, in dem Schwimmen normalerweise verboten ist. Nach dem Paddeln mit dem Schlauchboot – Gruppenkoordination ist gar nicht so einfach – sprangen die Kinder ins erfrischend kühle Nass und schwammen bis zum Ausstiegspunkt, wo sie in Schuhe schlüpften, um die abschließende Laufstrecke zu bewältigen. Einzige Starter aus der Region waren Nachwuchsturnerinnen der TSG. Deutlich jünger als die meisten anderen Teams, schlugen sie sich wacker. Sie schafften den Zieleinlauf ohne Probleme, was anderen nicht gelang. Einige Teilnehmer landeten im falschen Zielfeld und mussten dann die Absperrungen noch unterlaufen, um für ihre Mannschaft gewertet zu werden.
Die sportliche Bilanz passte auf jeden Fall. Insgesamt kamen 15 Medaillengewinner aus dem Murrtal. Gold gab’s für die Aspacherin Nina Krech sowie die Backnangerinnen Colleen Tamara Seitel, Blearta Maliqi, Valeria Zhizhemskaya und Felin Weißhaar. Silber sicherten sich die Aspacherin Ella Härle und die TSG-Talente Lisa Baumgart, Emma Osswald, Emely Leni Pokorny, Nicole Besedin und die Oppenweilerin Kira Bianca Bühler. Bronze sicherten sich Palmina Weller, Laeticia Zoe Widmann, Simon Kraus und Jannis Bracher von der TSG Backnang.
Nicht zu kurz kamen aber auch Show und Genuss. Bei der Turni-Gala sahen die Kinder begeistert ihren Altersgenossen bei verschiedenen Aufführungen zu.
Auf dem Rückweg vom Buga-Gelände zum Quartier in der Schule lag eine Eisdiele. Diese wurde spät in der Nacht noch von den Backnangern gestürmt. Eigentlich schon geschlossen, wurde sie kurzerhand noch einmal geöffnet. Der Eisdielenbetreiber fotografierte sogar recht ungläubig die lange Schlange, die sich vor seinem Geschäft gebildet hatte.
Nach zweieinhalb Tagen und sehr kurzen Nächten kamen alle Teilnehmer wieder nach Hause. Müde, aber begeistert.