Angehende Stuttgarter Architekten gewinnen den Preis „Junge Hugos“
Architekturpreis Junge Hugos 2024
Angehende Stuttgarter Architekten gewinnen den Preis „Junge Hugos“
„Weiterbauen“ ist das Thema, mit dem sich Architekturstudierende aus dem Land für den Nachwuchspreis „Die Jungen Hugos“ bewerben konnten. Innovative Umbauten sind darunter – auch der Stuttgarter Nesenbach spielt bei den Gewinnerprojekten eine Rolle.
Von Nicole Golombek
Die Ansage ist desillusionierend: „Architektur hat keinen ökologischen Nutzen“, so formulierte es der Architekt Markus Allmann, Architekt und frisch emeritierter Architekturprofessor der Universität Stuttgart jüngst, als er vor angehenden Architektinnen und Architekten über das Thema „Beständig bauen“ sprach. Nicht eben ermutigend für die Studierenden, wo sie doch gerade eben Preise für Arbeiten zum Thema „Weiternutzen“ gewonnen hatten. Die Architektenschaft, wegen CO2– und Ressourcenverbrauch im Visier der Klimaschutzes, hofft durch Um- und Weiterbauen gegenzusteuern – und kaum ein Vortrag, kaum eine Auszeichnung, die heutzutage ohne das Thema auskommt.
Stuttgarter Studierende unter den Preisträgern
So wie auch der Architekturnovember des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), er trägt den Titel „Transform“. Doch ja, auch wer um- und weiterbaut, produziert Abfall, verbraucht Ressourcen und CO2. Freilich weniger als beim Neubau, meistens zumindest. Allmann, dessen Münchner Büro zu 70 Prozent im Bestand arbeite, so sagte er im Vortrag, warb für einen „undogmatischeren Umgang“ mit dem Thema Neu- und Umbau: „Hier gutes Bauen im Bestand, dort böses Neubauen“, das sei eine schwierige, nicht immer haltbare Position.
Vorbildlich aber empfand zumindest die Jury des BDA-Nachwuchspreises „Die Jungen Hugos 2024“ jene 24 Projekte (15 Arbeiten sind aus der Landeshauptstadt), die sich dem Thema „Weiterverwenden“ gewidmet hatten und die an jenem Abend prämiert wurden. Eine der drei Siegerinnen, Cassandra Sauter, studiert an der Universität Stuttgart, sie hat sich dem ländlichen Raum und brachliegenden öffentlichen Gebäuden gewidmet, Landbahnhöfen im konkreten Fall.
„Die Arbeit“, so lobte die Jury, „zeigt eine außerordentlich hohe Sensibilität im Umgang mit dem Bestand und entwickelt drei gänzlich unterschiedliche Vorschläge für dessen zukünftige Entwicklung. Schnörkellos und dennoch sinnlich wird das Vorhandene weitergedacht.“
Michael Hosch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat darüber nachgedacht, wie seine Branche „die Herausforderungen der Klimakrise bewältigen“ könnte und mit Abbruchmaterialien gearbeitet. Seine Kommilitonin vom KIT, Anna Klotzki, hat über die Umnutzung von Kirchenräumen eine Arbeit eingereicht, die von der Jury ebenfalls mit einem Preis ausgezeichnet wurde.
Auch unter den sechs „Auszeichnungen“ finden sich originelle Arbeiten, darunter eine von Giuliana Fronte von der Uni Stuttgart zur Bespielung öffentlicher Plätze: „Durch die sichtbare Wiederverwendung von Abwasser in Architektur und Landschaft wird der Nesenbach gereinigt und belebt, was resiliente Stadtplätze schafft“, lobt die Jury.
Auf die Shortlist geschafft haben es auch Lorena Stephan & Sylvia Brüstle mit einem prominenten Umbaubeispiel – dem Allianzhochhaus: mit „Allianz für die Jugend – Ein neuer Stadtbaustein an der Karlshöhe Stuttgart“.
Die Arbeiten zeigen, das Klima retten kann die Architektenschaft vielleicht nicht, aber die gebaute Umwelt besser, ästhetischer, sozialer, lebenswerter machen, das schon. Und das ist nicht wenig.
Info
Ausstellung170 Einsendungen von sieben Hochschulen im Land Baden-Württemberg gab es für den Nachwuchspreis für Architekturstudierende „Die jungen Hugos 2024“ zum Thema „Weiterverwenden“, ausgelobt vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) . Die besten 24 Arbeiten werden noch bis zum 22. November im BDA-Wechselraum in der Friedrichstraße 5 in Stuttgart in Text und Bild vorgestellt. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und nach Absprache. Mail:info@bda-bawue.de. Weitere Infos unter: www.diejungenhugos.bda-bawue.de
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