Architekturpreis Junge Hugos 2024

Angehende Stuttgarter Architekten gewinnen den Preis „Junge Hugos“

„Weiterbauen“ ist das Thema, mit dem sich Architekturstudierende aus dem Land für den Nachwuchspreis „Die Jungen Hugos“ bewerben konnten. Innovative Umbauten sind darunter – auch der Stuttgarter Nesenbach spielt bei den Gewinnerprojekten eine Rolle.

Eine der 24 Auszeichnungen ging an Hannes Müller & Michelle Semder: „Wasseranziehend werden. Vorschlag für ein hygroskopisches Design“, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

© Müller&Semder/BDA „Junge Hugos 2024“

Eine der 24 Auszeichnungen ging an Hannes Müller & Michelle Semder: „Wasseranziehend werden. Vorschlag für ein hygroskopisches Design“, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Von Nicole Golombek

Die Ansage ist desillusionierend: „Architektur hat keinen ökologischen Nutzen“, so formulierte es der Architekt Markus Allmann, Architekt und frisch emeritierter Architekturprofessor der Universität Stuttgart jüngst, als er vor angehenden Architektinnen und Architekten über das Thema „Beständig bauen“ sprach. Nicht eben ermutigend für die Studierenden, wo sie doch gerade eben Preise für Arbeiten zum Thema „Weiternutzen“ gewonnen hatten. Die Architektenschaft, wegen CO2– und Ressourcenverbrauch im Visier der Klimaschutzes, hofft durch Um- und Weiterbauen gegenzusteuern – und kaum ein Vortrag, kaum eine Auszeichnung, die heutzutage ohne das Thema auskommt.

Stuttgarter Studierende unter den Preisträgern

So wie auch der Architekturnovember des Bundes deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), er trägt den Titel „Transform“. Doch ja, auch wer um- und weiterbaut, produziert Abfall, verbraucht Ressourcen und CO2. Freilich weniger als beim Neubau, meistens zumindest. Allmann, dessen Münchner Büro zu 70 Prozent im Bestand arbeite, so sagte er im Vortrag, warb für einen „undogmatischeren Umgang“ mit dem Thema Neu- und Umbau: „Hier gutes Bauen im Bestand, dort böses Neubauen“, das sei eine schwierige, nicht immer haltbare Position.

Vorbildlich aber empfand zumindest die Jury des BDA-Nachwuchspreises „Die Jungen Hugos 2024“ jene 24 Projekte (15 Arbeiten sind aus der Landeshauptstadt), die sich dem Thema „Weiterverwenden“ gewidmet hatten und die an jenem Abend prämiert wurden. Eine der drei Siegerinnen, Cassandra Sauter, studiert an der Universität Stuttgart, sie hat sich dem ländlichen Raum und brachliegenden öffentlichen Gebäuden gewidmet, Landbahnhöfen im konkreten Fall.

„Die Arbeit“, so lobte die Jury, „zeigt eine außerordentlich hohe Sensibilität im Umgang mit dem Bestand und entwickelt drei gänzlich unterschiedliche Vorschläge für dessen zukünftige Entwicklung. Schnörkellos und dennoch sinnlich wird das Vorhandene weitergedacht.“

Michael Hosch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat darüber nachgedacht, wie seine Branche „die Herausforderungen der Klimakrise bewältigen“ könnte und mit Abbruchmaterialien gearbeitet. Seine Kommilitonin vom KIT, Anna Klotzki, hat über die Umnutzung von Kirchenräumen eine Arbeit eingereicht, die von der Jury ebenfalls mit einem Preis ausgezeichnet wurde.

Auch unter den sechs „Auszeichnungen“ finden sich originelle Arbeiten, darunter eine von Giuliana Fronte von der Uni Stuttgart zur Bespielung öffentlicher Plätze: „Durch die sichtbare Wiederverwendung von Abwasser in Architektur und Landschaft wird der Nesenbach gereinigt und belebt, was resiliente Stadtplätze schafft“, lobt die Jury.

Auf die Shortlist geschafft haben es auch Lorena Stephan & Sylvia Brüstle mit einem prominenten Umbaubeispiel – dem Allianzhochhaus: mit „Allianz für die Jugend – Ein neuer Stadtbaustein an der Karlshöhe Stuttgart“.

Die Arbeiten zeigen, das Klima retten kann die Architektenschaft vielleicht nicht, aber die gebaute Umwelt besser, ästhetischer, sozialer, lebenswerter machen, das schon. Und das ist nicht wenig.

Info

Ausstellung170 Einsendungen von sieben Hochschulen im Land Baden-Württemberg gab es für den Nachwuchspreis für Architekturstudierende „Die jungen Hugos 2024“ zum Thema „Weiterverwenden“, ausgelobt vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) . Die besten 24 Arbeiten werden noch bis zum 22. November im BDA-Wechselraum in der Friedrichstraße 5 in Stuttgart in Text und Bild vorgestellt. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und nach Absprache. Mail:info@bda-bawue.de. Weitere Infos unter: www.diejungenhugos.bda-bawue.de

Auf die Shortlist schafften es  neben Hannes Müller & Michelle Semder außerdem diese 14 Projekte: Lorena Stephan & Sylvia Brüstle: Allianz für die Jugend – Ein neuer Stadtbaustein an der Karlshöhe Stuttgart, Universität Stuttgart

© Stephan&Brüstle/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Auf die Shortlist schafften es neben Hannes Müller & Michelle Semder außerdem diese 14 Projekte: Lorena Stephan & Sylvia Brüstle: Allianz für die Jugend – Ein neuer Stadtbaustein an der Karlshöhe Stuttgart, Universität Stuttgart

Shortlist. Kim Schulte & Jonas Jöckel: gründer:innenzentrum – produktive stadt stuttgart, Universität Stuttgart

© Schulte&Jöckel/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Kim Schulte & Jonas Jöckel: gründer:innenzentrum – produktive stadt stuttgart, Universität Stuttgart

Shortlist. Patrick von Tucher & Helen Dreher: SAM – Stuttgart Anlaufstelle Mitte –Konzept für inklusive Obdachlosenhilfe, Universität Stuttgart

© von Tucher&Dreher/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Patrick von Tucher & Helen Dreher: SAM – Stuttgart Anlaufstelle Mitte –Konzept für inklusive Obdachlosenhilfe, Universität Stuttgart

Shortlist. Mariia Pashchenko & Denis Nemukhin: Stadt in Holz: Das Reihenhaus, Universität Stuttgart

© Pashchenko&Nemukhin/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Mariia Pashchenko & Denis Nemukhin: Stadt in Holz: Das Reihenhaus, Universität Stuttgart

Shortlist. Maximilian Stengele & Lisa Beuchle: Utopien aus Umbrüchen – Werksgelände als Chance der gemeinwohlorientierten Stadt 2050+, Universität Stuttgart

© Stengele&Beuchle/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Maximilian Stengele & Lisa Beuchle: Utopien aus Umbrüchen – Werksgelände als Chance der gemeinwohlorientierten Stadt 2050+, Universität Stuttgart

Shortlist. Marvin Burghardt & Marlon Müller: Der Block, Universität Stuttgart

© Burghardt&Müller/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Marvin Burghardt & Marlon Müller: Der Block, Universität Stuttgart

Shortlist.  Luxin Yu & Wencke Deitermann: Schindlers Arche, Universität Stuttgart

© Yu&Deitermann/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Luxin Yu & Wencke Deitermann: Schindlers Arche, Universität Stuttgart

Shortlist. Patrick Schneider & Thomas Lesch: Neuinterpretation und Rechronisation des Raiffeisen-Genossenschaftsgedankens, Universität Stuttgart

© Schneider&Lesch/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Patrick Schneider & Thomas Lesch: Neuinterpretation und Rechronisation des Raiffeisen-Genossenschaftsgedankens, Universität Stuttgart

Shortlist. Jona Thiele & Niklas Strassacker: preserve. research. reuse., KIT – Karlsruher Institut für Technologie

© Thiele&Strassacker/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Jona Thiele & Niklas Strassacker: preserve. research. reuse., KIT – Karlsruher Institut für Technologie

Shortlist. Franziska Maria Alt: Kultsilo – Vom Getreidespeicher zum Kultur- und Kreativzentrum, KIT – Karlsruher Institut für Technologie

© Alt/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Franziska Maria Alt: Kultsilo – Vom Getreidespeicher zum Kultur- und Kreativzentrum, KIT – Karlsruher Institut für Technologie

Shortlist. Paula Josefine Holtmann: Die vergessenen Alternativen – Transformation von Leerstand als gesellschaftlicher Mehrwert, KIT – Karlsruher Institut für Technologie

© Holtmann/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Paula Josefine Holtmann: Die vergessenen Alternativen – Transformation von Leerstand als gesellschaftlicher Mehrwert, KIT – Karlsruher Institut für Technologie

Shortlist. Jonas Kentner & Kevin Späth: Feldbuch, 1. Revitalisierung eines oberfränkischen Bauernhofes,  HTWG Konstanz

© Kentner&Späth/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Jonas Kentner & Kevin Späth: Feldbuch, 1. Revitalisierung eines oberfränkischen Bauernhofes, HTWG Konstanz

Shortlist.  Judith Blatter: Hubertusbad – Revitalisierung einer alten Badekathedrale, HTWG KonstanzBlatter

© BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Judith Blatter: Hubertusbad – Revitalisierung einer alten Badekathedrale, HTWG KonstanzBlatter

Shortlist. Sascha Jotanovic: Zweite Chance – Wohnen am Clevischen Ring „Gemeinsam im Parkhaus leben“, Hochschule Biberach.

© Jotanovic/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Shortlist. Sascha Jotanovic: Zweite Chance – Wohnen am Clevischen Ring „Gemeinsam im Parkhaus leben“, Hochschule Biberach.

Alle sechs Anerkennungen gingen nach Stuttgart. Eine erhielt  Giuliana Fronte für „Getrenntes Abwasser, geeinte Stadt. Von der Toilette in die Freiheit – ein neuer Umgang mit Abwasser für demokratischere Städte“, Universität Stuttgart,Städtebau-Institut / Stadtplanung und Entwerfen

© Fronte/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Alle sechs Anerkennungen gingen nach Stuttgart. Eine erhielt Giuliana Fronte für „Getrenntes Abwasser, geeinte Stadt. Von der Toilette in die Freiheit – ein neuer Umgang mit Abwasser für demokratischere Städte“, Universität Stuttgart,Städtebau-Institut / Stadtplanung und Entwerfen

Anerkennung für  Hannah Schick für die Ergänzung einer grünen Gebäudehülle zum Thema  Wohnen im Bestand: „Ecken und Kanten – Bauen im Bestand“. Hochschule für Technik Stuttgart, Fakultät A / Raumentwurf.

© Schick/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Anerkennung für Hannah Schick für die Ergänzung einer grünen Gebäudehülle zum Thema Wohnen im Bestand: „Ecken und Kanten – Bauen im Bestand“. Hochschule für Technik Stuttgart, Fakultät A / Raumentwurf.

Anerkennung: Lisa Stadtmüller & Anna Lenz: „Die Schwarzwaldhochstraße – Von Zerfall und Leerstand“, Universität Stuttgart, Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens

© Stadtmüller&Lenz/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Anerkennung: Lisa Stadtmüller & Anna Lenz: „Die Schwarzwaldhochstraße – Von Zerfall und Leerstand“, Universität Stuttgart, Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens

Anerkennung für die  Transformation des Leitz-Areals in eine zeitgemäße Wohnarchitektur: Lucas Knust & Zhiyuan Yu: „Luft Leitz: Nachhaltige Revitalisierung mit Wind“, Universität Stuttgart, Institut Wohnen und Entwerfen.

© Knust&Yu/BDA„Die Jungen Hugos 2024“

Anerkennung für die Transformation des Leitz-Areals in eine zeitgemäße Wohnarchitektur: Lucas Knust & Zhiyuan Yu: „Luft Leitz: Nachhaltige Revitalisierung mit Wind“, Universität Stuttgart, Institut Wohnen und Entwerfen.

Anerkennung für  Niclas Fridtjof Schlötkes Umnutzungsideen für sakrale Räume: „Die Zukunft eines Sakralraumes“, Universität Stuttgart, Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfen

© Schlötke/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Anerkennung für Niclas Fridtjof Schlötkes Umnutzungsideen für sakrale Räume: „Die Zukunft eines Sakralraumes“, Universität Stuttgart, Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfen

Anerkennung: Johannes Pfaff: Texlen. Die Revitalisierung einer  alten Flachsspinnerei. Die neue Fabrik soll sich harmonisch ins Stadtbild einfügen. Ziegelsteine und Abfallstoffe werden wiederverwendet, Flachsfasern in der Architektur erlebbar gemacht. Universität Stuttgart,Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens

© Pfaff/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Anerkennung: Johannes Pfaff: Texlen. Die Revitalisierung einer alten Flachsspinnerei. Die neue Fabrik soll sich harmonisch ins Stadtbild einfügen. Ziegelsteine und Abfallstoffe werden wiederverwendet, Flachsfasern in der Architektur erlebbar gemacht. Universität Stuttgart,Institut für Raumkonzeption und Grundlagen des Entwerfens

Drei Siegerprojekte gibt es: Cassandra Sauter: Landbahnhöfe – städtische Satelliten im strukturschwachen Gebiet, Universität Stuttgart / Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen

© Sauter/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Drei Siegerprojekte gibt es: Cassandra Sauter: Landbahnhöfe – städtische Satelliten im strukturschwachen Gebiet, Universität Stuttgart / Institut für öffentliche Bauten und Entwerfen

Der zweite der  drei Hauptpreise geht an   Michael Hosch: „in/visible infrastructure“, KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Raum und Entwerfen.

© Hosch/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Der zweite der drei Hauptpreise geht an Michael Hosch: „in/visible infrastructure“, KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Raum und Entwerfen.

Dritte im Bunde der Hauptgewinner: Preis für Anna Klotzkis sechs Kirchenumnutzungsideen: „Refugium – Verborgene Heterotope“, KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft / Stadt und Wohnen, Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Architekturkommunikation.

© Klotzki/BDA „Die Jungen Hugos 2024“

Dritte im Bunde der Hauptgewinner: Preis für Anna Klotzkis sechs Kirchenumnutzungsideen: „Refugium – Verborgene Heterotope“, KIT – Karlsruher Institut für Technologie, Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft / Stadt und Wohnen, Institut Entwerfen, Kunst und Theorie / Architekturkommunikation.

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Erstellt:
15. November 2024, 19:14 Uhr
Aktualisiert:
15. November 2024, 21:08 Uhr

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