Drama in der ARD

Ein Schlaganfall trifft nie nur einen

Diagnose Hirnschlag: „Aus dem Leben“ ist ein berührendes ARD-Drama mit dem Ehepaar Krassnitzer/Kramer.

In den Hauptrollen: Ann-Kathrin Kramer <a href="/inhalt.ard-tatort-und-wieder-ist-der-kommissar-tatverdaechtig.3228a1cb-070b-49f6-bc13-897eaf5a5dd5.html" target="_blank">und Harald Krassnitzer </a>

© MDR/ORF/Warner Bros./Guido Engel

In den Hauptrollen: Ann-Kathrin Kramer <a href="/inhalt.ard-tatort-und-wieder-ist-der-kommissar-tatverdaechtig.3228a1cb-070b-49f6-bc13-897eaf5a5dd5.html" target="_blank">und Harald Krassnitzer </a>

Von Tilmann P. Gangloff

Es klingt nach einer alltäglichen Geschichte: „Aus dem Leben“. Und in gewisser Weise stimmt das auch, denn was der weiblichen Hauptfigur dieses Film widerfährt, erleben hierzulande jedes Jahr über eine Viertelmillion Menschen: Sabine Schuster probt gerade mit ihrer Theater-AG, als sie die Geräusche plötzlich nur noch wie durch Watte wahrnimmt; dann bricht sie zusammen. Die Untersuchung im Krankenhaus ergibt die Diagnose Hirnschlag. Die Grundschullehrerin kann ihre rechte Körperhälfte nicht mehr kontrollieren, sie wird Vieles neu lernen müssen. Zum Glück ist sie schnell in eine Klinik mit eigener Schlaganfallstation gekommen; Zeit ist Hirn, lautet die Devise in solchen Fällen.

Die Neurologin (Lisa Tzschirner) bereitet Stefan Schuster auf einen langen Weg vor: „Ein Schlaganfall trifft nie nur einen“; und davon erzählt dieser Film. Nun wird auch die zweite Bedeutung des Titel deutlich: Sabine ist aus dem Leben gerissen worden. Später, als es langsam wieder bergauf geht, ist es vor allem dieses Ziel, aus dem sie Kraft schöpft: Sie will ihr altes Leben zurückhaben.

Zunächst durchläuft sie jedoch die üblichen Trauerphasen. Ohne jede Beschönigung und entsprechend unbarmherzig schildern Johann Bunners (Buch) und Katrin Schmidt (Regie), womit Sabines Weg zurück gepflastert ist: Verbitterung, Selbstmitleid, Trotz; auf kleine Fortschritte folgen Rückschläge, Zuversicht weicht Resignation. Und weil der Schlag auch den Gatten getroffen hat, legt der Film genauso viel Wert auf seine Reaktion. Achtzig Prozent der Männer, liest Stefan im Internet, verlassen ihre Frau in solchen Fällen. Er will alles dafür tun, um zu den anderen zwanzig Prozent zu gehören, und weil ihm nicht gefällt, wie die Pflegerin mit Sabine umgeht, übernimmt er es fortan selbst, sie zu waschen. Das wiederum behagt seiner Frau nicht. Die Lösung für dieses Problem ist ein Geschenk des Himmels: Die fröhliche Ukrainerin Iryna (Irina Potapenko) ist genau der richtige Mensch, den das Ehepaar nun braucht.

Wie ein Geschenk

Das an der Entwicklung des Stoffs maßgeblich beteiligte Ehepaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer wird dieses Projekt ebenfalls wie ein Geschenk empfunden haben, und das nicht nur wegen des Anspruchs und der thematischen Relevanz. Derart viel Tiefe und emotionale Vielschichtigkeit haben echten Seltenheitswert. zumal es das Drehbuch nicht bei den Herausforderungen durch die Krankheit belässt: Am Abend vor dem Schlaganfall haben Stefan und Sabine ihre silberne Hochzeit gefeiert; kurze Partyrückblenden erinnern immer wieder an die schöne Zeit vor jenem Ereignis, das alles verändert hat.

Dank der frühen Einbindung in die Stoffentwicklung hatte Kramer viel Zeit, um sich auf ihre Rolle vorzubereiten. Der Film schildert den weiten Weg von der anfänglichen Unfähigkeit, den rechten Fuß heben zu können, bis zu den ersten Schritten mit fast schon dokumentarischer Detailtreue. Mit Sabines Fortschritten und dank Irynas Initiative findet das Paar wieder zueinander.

Aus dem Leben: Mittwoch, 9. Oktober, 20.15 Uhr, ARD.

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Erstellt:
7. Oktober 2024, 16:21 Uhr

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