Landesverband veröffentlicht Zahlen

Ist die Jazzlandschaft in Baden-Württemberg in Gefahr?

Der Jazzverband Baden-Württemberg hat die Ergebnisse seiner Mitgliederumfrage veröffentlicht. Die Anzahl der Veranstaltungen und Besucherzahlen in den Jazzclubs nehme demnach zu, dennoch gebe es erhebliche Probleme.

Die Jazz-Musik wurde von Afroamerikanern im Süden der USA entwickelt.

© dpa/Matthew Hinton

Die Jazz-Musik wurde von Afroamerikanern im Süden der USA entwickelt.

Von Michael Haug

Die Zahlen zeigen: Jazz ist nicht „out“, auch wenn es immer wieder Abgesänge auf ihn gibt. Gab es 2022 noch 1700 Veranstaltungen in den Jazzclubs im Land, so waren es 2023 bereits 1850. Die Mitgliederumfrage des Jazzverbands Baden-Württemberg wies für das vergangene Jahr sogar rund 2000 Konzerte und Veranstaltungen aus.

Noch deutlicher war das Wachstum bei den Besucherzahlen dieser Veranstaltungen. Von 2022 auf 2023 wuchsen diese um 33,5 Prozent von 137 800 Besucher auf 184 000 Besucher. Für 2024 weist die Umfrage keinen Wert auf.

Weniger Einkommen, schwierige Nachfolger-Suche

Der Jazzverband Baden-Württemberg verweist aber auch auf Probleme. Aktuell gebe es im Südwesten 1200 Jazz-Musiker. Laut einer Studie der Bundeskonferenz Jazz liege das Einkommensniveau im Jazz aber niedriger als in anderen Musik- und Kulturbereichen.

Außerdem gestalte sich die Nachfolger-Suche bei Betreibern von Jazzclubs als schwierig, insbesondere weil 98 Prozent dieser Klubs ehrenamtlich geführt werden, so der Landesjazzverband, der auch auf die steigenden Kosten hinweist und unter anderem deshalb auf „längerfristige Fördermodelle“ hofft. Der Verband möchte mit diesen Mitteln auch ein jüngeres Publikum gewinnen.

Beeinflussung der Programmvielfalt?

Die Förderung sei außerdem zu einseitig. Der Jazzverband Baden-Württemberg schreibt von einer „Beeinflussung der Programmvielfalt durch Förderung“. 68 Prozent der auftretenden Musiker stamme aus Baden-Württemberg. Kritisiert wird konkret die derzeitige Mindestgagenförderung, bei der ausschließlich Musiker aus Baden-Württemberg berücksichtigt würden. Der dringende Wunsch des Verbandes sei, auf eine Förderung umzusteigen, bei der die Herkunft der Musiker keine Rolle spielt – zumindest für die Clubs in den Grenzregionen.

Eine größere finanzielle Unterstützung sei auch strukturell sehr wichtig. Es brauche eine professionelle Geschäftsführung: „Langfristig wird sonst, vor allem in Hinblick auf den immer weiter wachsenden zeitlichen Aufwand im Ehrenamt, ein Zerfall der Jazzlandschaft BadenWürttemberg einsetzen.“ Die blühende Jazzlandschaft in Baden-Württemberg, die in anderen Bundesländern als Paradies angesehen werde, sei demnach in Gefahr.

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Erstellt:
22. Januar 2025, 12:34 Uhr

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