Missstände im Kunstturnforum: Grüne fordern Konsequenzen

Von Marco Seliger

Die Missbrauchsvorwürfe rund um das Stuttgarter Kunstturnforum ziehen nun auch erste politische Kreise. So fordern die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat in ihrem Antrag eine „zügige Klärung, wie die Stadt zur unverzüglichen Beseitigung der Missstände beitragen kann“ – und fordern, die „derzeit übliche Förderpraxis auf den Prüfstand zu stellen – vom Zuschuss für die neue Trampolinhalle bis zur finanziellen Förderung des DTB-Pokals“.

In der Mitteilung der Grünen heißt es weiter, dass die persönlichen Erklärungen zahlreicher Leistungsturnerinnen am Kunstturnforum Stuttgart „gravierende Missstände im Umgang mit oft minderjährigen Athletinnen offenbaren, die wir nicht hinnehmen dürfen“.

Die Fraktion fordert von der Verwaltung daher unter anderem die Prüfung der Punkte, „wie die Stadt Stuttgart bei der Schaffung von Strukturen (z.B. unabhängige Ombudsstelle) für betroffene Athleten unterstützen kann, um Machtmissbrauch und psychische Abhängigkeiten für die Zukunft auszuschließen (…) – und welche Möglichkeiten bestehen, zukünftige Förderungen für beteiligte Vereine und Verbände an die glaubhafte und nachvollziehbare Beseitigung der Missstände zu binden“.

Im vergangenen Jahr etwa bezuschusste die Stadt den berühmten DTB-Pokal, also das traditionelle Weltcup-Wochenende in der Porsche-Arena, mit 150 000 Euro. Der Bau der neuen Trampolinhalle im Neckarpark, die nach dem Umzug unter dem Dach des Kunstturnforums und damit des Schwäbischen Turnerbunds (STB) betrieben wird und ein Bundesstützpunkt ist, wurde von der Stadt mit rund 1,5 Millionen Euro unterstützt.

Schwere Vorwürfe

Rund um Weihnachten und den Jahreswechsel hatten mehrere aktive und ehemalige Turnerinnen Missstände am Kunstturnforum öffentlich gemacht. Angeprangert wurden dabei „systematischer mentaler Missbrauch“ und katastrophale Umstände, auch was den Umgang mit Verletzungen angeht. Zwei Trainer am Kunstturnforum sind vorübergehend freigestellt.

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hatte vorher Untersuchungen angekündigt. Zudem seien Sofortmaßnahmen eingeleitet worden. DTB und STB lägen „konkrete Informationen zu möglichem Fehlverhalten vonseiten verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor“, hatte der Verband mitgeteilt.