„Sancta“-Premiere in Stuttgart

Provokante Oper sorgt für zahlreiche Erste-Hilfe-Einsätze

Am Samstag hatte Florentina Holzingers Performance „Sancta“ Premiere in Stuttgart. Trotz Triggerwarnung sorgten die ersten beiden Vorstellungen für 18 Erste-Hilfe-Einsätze im Opernhaus.

Abendmahl mal Schwertschluckerin: Szene aus Florentina Holzingers Opernperformance „Sancta“

© Oper Stuttgart/Matthias Baus

Abendmahl mal Schwertschluckerin: Szene aus Florentina Holzingers Opernperformance „Sancta“

Von Andrea Kachelrieß

Mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren und fettgedruckten Warnhinweisen lässt die Oper Stuttgart erst gar keine Zweifel aufkommen. Florentina Holzingers Opernperformance „Sancta“, nach der Premiere am vergangenen Wochenende in insgesamt sieben Vorstellungen in Stuttgart zu erleben, ist nichts für zarte Gemüter. „Am Samstag hatten wir acht und am Sonntag zehn Personen, um die sich unser Besucherservice kümmern musste“, sagt Sebastian Ebling, Pressesprecher der Oper. In drei Fällen war der Zustand der Betroffenen so beeinträchtigt, dass ein Arzt dazu geholt werden musste.

Explizite sexuelle Handlungen sowie die Darstellung und Beschreibung von Gewalt führen die Triggerliste an, mit der die Oper ihr Publikum auf den Besuch der „Sancta“-Vorstellungen vorbereitet. „Zudem sind echtes Blut sowie Kunstblut, Piercingvorgänge und das Zufügen einer Wunde zu sehen“, heißt es weiter. „Wir empfehlen allen Zuschauerinnen und Zuschauern, sich diese Hinweise nochmals genau durchzulesen, damit man weiß, was einen da erwartet“, sagt Sebastian Ebling.

Beim Besucherservice im Opernhaus sei bei den „Sancta“-Performances die Aufmerksamkeit erhöht, so Ebling. Der Pressesprecher der Oper betont aber auch, dass Übelkeiten und Ohnmachten im Theater immer wieder vorkämen. „Das kann auch mal bei einer längeren Wagner-Oper der Fall sein“, sagt er und verweist darauf, dass sich eine der 18 „Sancta“-Unpässlichkeiten bereits bei der Einführung ereignet habe.

Blick auf religiöse und gesellschaftliche Gewalt

Da in Performances jenseits aller Theaterillusion der Körper selbst zum Medium wird, warnt die Oper im Fall der in „Sancta“ gezeigten, auch sexuellen Gewalt explizit vor Retraumatisierungen. „Im Zentrum des Abends stehen Spiritualität, Sexualität – aber auch Religionskritik und ein kritischer Blick auf religiöse und gesellschaftliche Gewalt. Auf der Bühne finden sexuelle Handlungen statt“, heißt es zur Erklärung der Altersfreigabe und des Hinweises auf sensible Inhalte.

Wer dennoch nicht verpassen will, wie Florentina Holzinger Paul Hindemiths Operneinakter „Sancta Susanna“ und Elemente der katholischen Liturgie zu einer radikalen Version der heiligen Messe mixt, dem rät Sebastian Ebling: „Sprechen Sie bei Fragen den Besucherservice an. Und in der Vorstellung hilft es im Zweifelsfall, auch mal wegzuschauen.“ Zu sehen ist „Sancta“ noch bis zum 3. November.

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Erstellt:
8. Oktober 2024, 17:27 Uhr

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