Basketball MHP Riesen Ludwigsburg

VfB Stuttgart und Bayern München gratulieren Alexander Reil zu 25 Jahren im Amt

Ehre wem Ehre gebührt: Die wurde am Freitagabend dem langjährigen Ludwigsburger Basketball-Chef Reil zuteil – aus berufenem Munde.

Alexander Reil hat in all den Jahren im Basketball Höhen und Tiefen durchlebt.

© Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Alexander Reil hat in all den Jahren im Basketball Höhen und Tiefen durchlebt.

Von Joachim Klumpp

In der Sportnation Deutschland kommt an König Fußball so schnell keiner vorbei. Das musste (oder durfte?) auch Alexander Reil erfahren, der am Freitagabend sein offizielles 25-Jahr-Jubiläum feierte – als Chef des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg. Dort, wo sonst die Mannschaft auf dem Parkett auf Korbjagd geht, gaben sich mehr als hundert illustere Gäste ein Stelldichein, wobei die Fußball-Fraktion eben nicht fehlen durfte. „Wir zollen heute dem Menschen Tribut, der den gesamten Verein auf Erfolgskurs gebracht hat“, sagte in seinem Grußwort Dietmar Allgaier, gewissermaßen sein Amtskollege beim VfB Stuttgart, in seiner Funktion als Beirats-Mitglied bei den MHP Riesen: „Und das ist kein Zufall.“ Sondern das Ergebnis von harter, kontinuierlicher Arbeit – im Team, wohlgemerkt.

Denn der 57-jährige Reil agiert gerne auch mal im Hintergrund, weshalb er, völlig untypisch in heutiger Zeit, von seinem Handy stets nur mit unterdrückter Nummer anruft. Was schon wieder so einmalig ist, „dass ich dann immer gleich weiß, wer dran ist“, wie Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, schmunzelnd anmerkte. Allerdings: wenn es drauf ankommt, redet Reil Klartext. Was die Riesen nicht zuletzt in den Genuss der schmucken MHP-Arena im Herzen der Stadt gebracht hat, ohne die der Verein heute nicht mehr bundesligatauglich wäre.

Dabei hatte der Diplom-Kaufmann und ehemalige Geschäftsführer eines Autohauses den Club gewissermaßen in dessen dunkelsten Stunden übernommen, als die Ludwigsburger Basketballer aufgrund eines Lizenzverkaufs sich plötzlich in den Niederungen der Regionalliga (dritte Liga) wiederfanden und zwischenzeitlich zu den Spielen sogar nach Sindelfingen ausweichen mussten. Doch unter Reils Ägide – und der sportlichen Mithilfe des inzwischen geschassten Trainers John Patrick – haben es die Riesen bis zur Vizemeisterschaft (2020) gebracht oder zweimal ins Final Four der europäischen Champions League, auch wenn die im Basketball international nur den zweitklassigen Wettbewerb verkörpert. Aber selbst das ist für einen Verein in der Dimension von Ludwigsburg ein Meilenstein.

Wobei Hundebesitzer Reil den Job nach zwei Jahren Ehrenamt längst hauptamtlich betreibt, anders lässt sich Professionalität nicht erreichen in einem Verein, der inzwischen 21 Vollzeitkräfte im Büro- und Nachwuchsbereich unterhält und einen Etat von knapp sechs Millionen Euro aufweist. Auch wenn das im Vergleich zum nationalen Branchenkrösus Bayern München, der auf das fünffache Budget taxiert wird, ein Nasenwasser ist.

Apropos Bayern: Auch die waren in der MHP-Arena bestens vertreten durch ihren Präsidenten Herbert Hainer, der seinen Kollegen zumindest in einem Punkt ergänzte: „Auf die Frage nach den schönsten Stunden seiner Amtszeit hat er den ein oder anderen Sieg gegen uns unterschlagen.“ In der Tat, auch zum Auftakt der laufenden Saison gelang den Riesen dieses Kunststück, wobei nach der folgenden durchwachsenen Runde nun erstmals seit Längerem wieder die Play-offs verpasst werden könnten.

Doch solche Rückschläge gehören dazu im Sport, auch wenn Reil bekennt: „Ich hasse es, zu verlieren.“ Aber genauso aufzugeben, das ist für ihn nie eine Option gewesen. Und deshalb kann sich der Verein – und die Liga, deren Präsident er seit elf Jahren ebenfalls ist – glücklich schätzen, so einen verlässlichen, hartnäckigen, fleißigen und manchmal auch sturen Kopf an seiner Spitze zu haben. Dem bei den MHP Riesen Ludwigsburg sportlich eigentlich nur noch eines fehlt: ein Titel!

Zum Glück für den Zigarilloliebhaber. Denn die Wette gilt: „Wenn wir einen Titel holen, höre ich mit dem Rauchen auf.“ Ein Mann, ein Wort. Und auf das von Alexander Reil war in 25 Jahren Basketball bisher stets Verlass.

Das Ludwigsburg-Gen

Alexander Reil25 Jahre in einem Amt als Funktionär ist im schnelllebigen Sport-Geschäft eigentlich einmalig – eigentlich. Denn Ludwigsburgs Alexander Reil steht damit im Basketball nicht allein auf weiter Flur. Im Gegenteil: Sein Berliner Kollege Marco Baldi (62) übertrifft ihn sogar – und das gleich um stolze zehn Jahre.

Marco BaldiIn den nunmehr 35 Jahren seiner Amtszeit hat Baldi die Basketballer von Alba Berlin zu einer echten Marke gemacht – und 23 Titeln geführt. Das Interessante dabei ist, dass Baldi ebenfalls eine Ludwigsburg-Vergangenheit besitzt, wo er in den 1980ern insgesamt sechs Jahre lang als Spieler aktiv war. Ob diese Kontinuität mit der der schwäbischen Mentalität zu tun hat?

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Erstellt:
12. April 2025, 10:20 Uhr
Aktualisiert:
13. April 2025, 15:27 Uhr

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