Ausstellungen bei Abt Art und im Künstlerhaus Stuttgart

Wann werden Landkarten Kunst, Carmen Weber?

Großer Ausstellungsbahnhof für die Stuttgarter Künstlerin Carmen Weber: Am 24. Januar eröffnet die Stuttgarter Galerie Abt Art eine Schau zu Webers Schaffen, am 25. Januar beginnt im Künstlerhaus eine Weber-Ausstellung.

Carmen Weber entwirft eigene kartografische Welten

© Carmen Weber

Carmen Weber entwirft eigene kartografische Welten

Von Nikolai B. Forstbauer

Die Arbeiten der Stuttgarter Künstlerin Carmen Weber entstehen langsam, erweisen sich als technisch wie inhaltlich vielschichtig – und erwarten von ihrem Publikum die Lust, ein Ganzes in seinen Einzelaspekten entschlüsseln zu können. Gleich doppelt steht nun die Kunst der 1983 geborenen Künstlerin im Mittelpunkt – an diesem Freitag, 24. Januar eröffnet die Galerie Ab Art in Stuttgart-Möhringen (Rembrandtstraße 18) eine Schau zum Walter Stöhrer Preis für Grafik. Weber, bis 2023 als Studierende bei Frank David Hoffmann, Udo Koch und Andreas Opiolka auf dem Weißenhof, erhielt die im Wechsel an Absolventen und Studierende der Universität der Künste in Berlin und der Stuttgarter Kunstakademie vergebene Auszeichnung im Sommer 2024. Bei Abt Art zeigt Weber neue Werke – gemeinsam mit Arbeiten der mit Anerkennungen bedachten Shanon Guth und Sara Hernández. Zur Eröffnung (19.30 Uhr) spricht der Stuttgarter Kunstvermittler Tobias Wall.

Lassen sich Carmen Webers Arbeiten, jüngst in der Gruppenschau „Stand Jetzt II“ in der Ruoff-Stiftung in Nürtingen präsentiert, als kartografische Untiefen sehen? Darauf könnten Werktitel wie „Versuche, das Thema zu verfehlen“ zielen. Dies deutet aber auch die Begründung der Stöhrer Preis-Jury (Eva-Marina Froitzheim, Kunstmuseum Stuttgart; Anne Vieth, Leiterin Mercedes Benz Art Collection; Kay Kromeier, Geschäftsführer Galerie Schlichtenmaier; Thomas Ruppel, Künstlerisch-technischer Lehrer in der Werkstatt für Freie Grafik sowie Professor Rolf Bier, beide Kunstakademie Stuttgart) an. „Besonders überzeugend“, heißt es da, „ist ihre mit blattfüllender Präzision durchgeführte Reihe großformatiger Lithografien, die durch eine alte Gebietskarte veranlasst wurde. Weber fand diese noch auf einem alten Druckstein befindliche grafische Vorlage im Lager der Werkstätten der Akademie und begann, in die vorgefundenen Strukturen hineinzuarbeiten. In einem geradezu abenteuerlichen Prozess kontinuierlichen Ab- und Aufbaus grafischer Informationen wurde die Karte zugleich dekonstruiert wie verwandelt: Eine faszinierende (topo-)grafische ,Reise auf Stein’.

Weber-Schau im Künstlerhaus Stuttgart

Weiter geht diese „Reise“ an diesem Samstag, 25. Januar, im Künstlerhaus Stuttgart (Reuchlinstraße 4b). Carmen Weber leitet dort die Lithografiewerkstatt – und steht mit ihrem Werk nun selbst im Rampenlicht. Kuratiert von Tamarind Rossetti und Stephen Wright dreht sich alles um die „verblüffend detaillierten Lithografien“. Und auch im Künstlerhaus steht der konzeptuelle Grundton von Webers künstlerischen Äußerungen im Mittelpunkt. Weber, heißt es da, habe ihre Lithografien „mit Lithografiesteinen gedruckt, die im vergangenen Jahrhundert zur Herstellung von Landkarten verwendet wurden und deren Spuren sie nutzt“. Und weiter: „Webers ,Karten’ sind jedoch absichtlich unbrauchbar, um sich im kartierten Gebiet zurechtzufinden. Man könnte sie sogar als Gegenkarten oder Anti-Karten bezeichnen, denn mit geradezu manischem Eifer hat sie versucht, die Nützlichkeit der Karten als Verwaltungsinstrumente zu eliminieren und die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen Karten und Macht zu lenken.“

Kunst durch Überschreiben

„Von der Übersicht“ ist Carmen Webers Ausstellung im Künstlerhaus betitelt – eröffnet wird sie an diesem Samstag, 25. Januar, um 19 Uhr, zu sehen ist sie bis zum 22. März. An diesem Sonntag, 26. Januar, von 12 bis 18 Uhr. Über ihre Arbeiten sagt die Künstlerin selbst: „Ich pendle zwischen der Suche nach passenden Formen und der Unmöglichkeit, sie zu finden.“ Und: „Manchmal stellt sich als Ausgangspunkt schlicht die Frage beziehungsweise das Interesse, wie eine Konzeption einer Regel beziehungsweise einer Art von Wiederholung wohl aussehen wird. Mich interessiert, wie sich Bewegungsabläufe und -muster in den Körper einschreiben und inwiefern sie überschrieben werden und überschrieben werden können.“

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Erstellt:
21. Januar 2025, 09:14 Uhr
Aktualisiert:
21. Januar 2025, 10:48 Uhr

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