Boxen bei Olympia

Warum Frauen einen Kopfschutz tragen – und Männer nicht

Für Frauen und Männer gelten beim olympischen Boxen unterschiedliche Regeln. Warum ist das so?

Im Damen-Boxen ist der Kopfschutz weiterhin Pflicht.

© IMAGO/Photosport/ANDRES PINA

Im Damen-Boxen ist der Kopfschutz weiterhin Pflicht.

Von Michael Bosch/SID

An diesem Samstag, 27. Juli, gehen die Olympischen Spiele in Paris richtig los. Auf dem Programm steht auch Boxen. Der traditionelle Sport steht seit längerem in der Kritik, ob er eine Zukunft bei Olympia hat, ist fraglich.

Aufmerksamen Zuschauern dürfte aufgefallen sein: die Ausrüstung unterscheidet sich bei Männern und Frauen, die im Ring stehen. Warum ist das so?

Seit wann gibt es Boxen bei Olympischen Spielen?

Anfänge des Faustkampfes lassen sich bis zu den antiken Spielen zurückverfolgen. Seine offizielle Olympia-Premiere erlebte das Boxen 1904 in St. Louis/USA. Damals traten aber nur Kämpfer aus den USA an. Seit 2012 in London ist auch Frauenboxen olympisch.

Boxen bei Olympia: Wer muss einen Kopfschutz tragen?

Ab den Olympischen Spielen 1984 wurde der Kopfschutz für alle Boxer verpflichtend. Damit sollten Kopfverletzungen, insbesondere an Nase, Jochbein, Stirn und Ohren, minimiert werden. Der „Helm“ blieb über Jahrzehnte im Amateurbereich Teil der Ausrüstung. Erst seit 2016 sind bei Olympia auch Profis zugelassen.

Gleichzeitig wurde auch der Kopfschutz wieder abgeschafft. Aus Sicht der Regelhüter erfüllte er seinen Zweck nicht vollumfänglich. So gebe es zwar weniger Cuts – also schnittartige Körperverletzungen – aber mehr Gehirnerschütterungen. Außerdem schränke der Kopfschutz das Sichtfeld der Sportler ein, sodass diese Schläge schlechter wahrnehmen und gegebenenfalls härtere Treffer einstecken müssten – ein Verletzungsrisiko. Der Amateurverband IBA strich den Kopfschutz deshalb 2013 aus dem Regelwerk.

Weiterhin Pflicht ist er bei den Frauen und im Jugendbereich. Dort sind die Schläge nicht so hart wie bei den Männern. Der Kopfschutz erfülle deshalb sein Funktion besser, heißt es.

Boxen: Wie viele Entscheidungen gibt es in Paris?

Insgesamt gibt es 13 olympische Gewichtsklassen, sechs bei den Frauen und sieben bei den Männern.

Boxen: Sind auch deutsche Teilnehmer in Paris dabei?

Für den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) gehen Nelvie Tiafack (Köln) in der Klasse über 92 Kilogramm und Maxi Klötzer (bis 50 Kilogramm/Chemnitz) an den Start. Für beide sind es die ersten Olympischen Spiele. 

Wie sind die deutschen Medaillenchancen?

Nicht schlecht. Tiafack, Europameister von 2022, musste sich nach seiner erfolgreichen Qualifikation im März aufgrund eines Kapselrisses am rechten Daumen operieren lassen, es folgte eine mehrwöchige Pause. Das Potenzial des 25-Jährigen ist aber groß. „Ich fahre ganz sicher nicht nur nach Paris, um dort Fähnchen zu schwenken. Ich fahr da hin, um abzuräumen“, sagte Tiafack. Klötzer formulierte Gold als Ziel, beim Qualifikationsturnier besiegte sie unter anderem die Vize-Weltmeisterin Alua Balkibekowa aus Kasachstan.

Übrigens seit den Spiele haben deutsche Boxer insgesamt 48 Medaillen bei Olympischen Spiele gewonnen – elf davon waren Gold.

Wer sind die Favoriten/Stars?

Traditionell hoch einzuschätzen sind die Faustkämpfer aus Kuba, die in Tokio insgesamt vier Goldmedaillen gewonnen hatten. Auch die Briten, Australier und Usbeken rechnen sich Chancen aus.

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Erstellt:
26. Juli 2024, 15:26 Uhr

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