Stuttgarter Tennis Grand Prix
Weltstars & Wildcards – das Duell der Generationen
Beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart trifft von Montag an die internationale Weltspitze auf die deutschen Außenseiter. Jedes Alter ist dabei: Die Russin Mirra Andreeva ist 17, Tatjana Maria aus Bad Saulgau ist bereits 37 Jahre alt.

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Ein Spiel, zwei Generationen: Altersmäßig trennen Mirra Andreeva (links) und Tatjana Maria (rechts) 20 Jahre.
Von Maximilian Gropp
Vom 12. bis 21. April 2025 versammelt sich die weibliche Elite zum Tennis Grand Prix in der Porsche-Arena. Seit 1978 gilt ein Turniersieg als Statement im internationalen Damen-Tennis. Was einst klein in der Tennishalle im Weilerhau in Filderstadt-Plattenhardt begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einem der renommiertesten Hallenturniere der WTA-Tour entwickelt. 2006 folgte der Umzug nach Stuttgart.
Die Siegerinnen dürfen sich nicht nur über wertvolle Weltranglistenpunkte freuen, sondern auch über einen Preis der besonderen Art: einen Luxuswagen vom Hauptsponsor, diesmal ein vollelektrischer Porsche Macan Turbo. Das Siegerauto genießt in der Szene Kultstatus.
Ein erstklassiges Starterfeld
Von Samstag an rückt Stuttgart erneut in den Fokus der Tenniswelt – am Wochenende zunächst mit der Qualifikation. Acht Spielerinnen aus den Top 10 stehen diesmal im Hauptfeld, das am Montag beginnt. Damit ist das Turnier so stark besetzt wie kein anderes in der 500er-Kategorie.
Die Sandplatz-Dominatorin Iga Swiatek strebt nach ihren Triumphen von 2023 und 2024 nach einem erneuten Erfolg im Neckarpark. Auch die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka kommt mit dem klaren Ziel, endlich den Titel zu holen, der ihr dreimal im Finale entglitt. Auch das 17-jährige Megatalent Mirra Andreeva sowie die konstant aufspielende Jessica Pegula zählen zum engeren Kreis der Favoritinnen auf den Titel. Sie treffen auf viel Erfahrung – etwa auf die 37-jährige Tatjana Maria.
Das Turnier lebt nicht nur von den internationalen Stars. Nach einer erfolgreichen deutschen Ära mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki befinden sich die nationalen Tennis-Frauen aktuell allerdings in einem Tief – und sind nicht in der Weltspitze vertreten. Dennoch wollen vier deutsche Teilnehmerinnen in Stuttgart für frischen Wind sorgen: Durch Wildcards können sich Tatjana Maria und Co. im Hauptfeld vor heimischem Publikum mit der Weltelite messen.
Unsere Bildergalerie wirft einen Blick auf die großen Namen und zahlreiche frische Gesichter im Welttennis. Sie gibt einen Überblick über die prominentesten Spielerinnen und die deutsche Note im Starterfeld des Stuttgarter Tennis Grand Prix. Viel Spaß beim Durchklicken!

© imago/Hasenkopf/IMAGO/Juergen Hasenkopf
Jule Niemeier (24 Jahre alt, WTA-Rang 120): Mit ihrer energischen Vorhand und ihrer Nervenstärke hat sich die gebürtige Dortmunderin auf der WTA-Tour einen Namen gemacht. Ihre explosive Spielweise und Risikobereitschaft machen Niemeier zu einem der vielversprechendsten deutschen Talente der neuen Tennisgeneration. 2022 erreichte sie als 22-Jährige das Viertelfinale in Wimbledon, das sie in einem rein deutschen Duell nur knapp gegen Tatjana Maria verlor. Durch ihre Wildcard und den Heimvorteil im Rücken kann Niemeier auch dieses Mal wieder für eine Überraschung sorgen.

© imago/Paul Zimmer/Paul Zimmer
Laura Siegemund (37 Jahre alt, WTA-Rang 95): Die Lokalmatadorin aus Filderstadt kehrt mit einer Wildcard zum Turnier zurück. Laura Siegemund ist vor allem für ihre starken Auftritte im Doppel bekannt. Seit ihrem Debüt als Profi 2002 konnte die 37-Jährige 15 WTA-Doppeltitel erringen, darunter den Sieg bei den US Open im Jahre 2020 sowie den Titel bei den WTA-Finals 2023. Beim Porsche Tennis Grand Prix 2017 gelang ihr sogar der Sieg im Einzel. Ihre Erfahrung und der Heimvorteil machen Siegemund zu einer unangenehmen Gegnerin. Dazu hat sie ein abgeschlossenes Psychologie-Studium. Wir dürfen gespannt sein.

© Pressefoto Baumann/Alexander Keppler
Tatjana Maria (37 Jahre alt, WTA-Rang 81): Seit ihrem sensationellen Halbfinal-Einzug in Wimbledon 2022 gilt Tatjana Maria, die damals bereits 34 Jahre alt war, als die Tennis-Mama schlechthin. Die zweifache Mutter kehrt bei ihrer achten Teilnahme am Porsche Tennis Grand Prix mit einer Wildcard nach Stuttgart zurück. Ihr Debüt beim Turnier liegt bereits 20 Jahre zurück. Ihr Spielstil – so unorthodox wie effektiv. Durch ihren exzessiven Einsatz von Slice-Schlägen hat die Tennisspielerin aus Bad Salgau schon die ein oder andere Tennisgröße aus dem Rhythmus gebracht. Vielleicht kann die junge Garde noch etwas von ihr lernen. Denn Mama hat immer recht.

© imago/Rene Schulz/Rene Schulz
Eva Lys (23 Jahre alt, WTA-Rang 68): Eva Lys ist der größte Hoffnungsfunke am deutschen Tennis-Himmel. Die gebürtige Ukrainerin ist die bestplatzierte Deutsche in der Weltrangliste. 2020 wurde bei ihr eine rheumatische Autoimmunerkrankung diagnostiziert. Das bedeutet, dass sie an manchen Tagen körperlich nicht auf der Höhe ist. Aktuell gehe es ihr laut eigener Aussage aber bestens. Lys kämpft über die sozialen Medien regelmäßig für die Rechte der Frau. Dafür erntete sie bereits viel Lob von Ex-Spielerin Andrea Petkovic. Jetzt steht Eva Lys mit einer Wildcard in Stuttgart im Hauptfeld. Sie ist gekommen, um auch hier Spuren zu hinterlassen.

© imago/AAP/Jono Searle
Emma Navarro (23 Jahre alt, WTA-Rang 11): 2024 wurde Emma Navarro von der Vereinigung professioneller Tennisspielerinnen (WTA) als „Most Improved Player“ (Spielerin mit der größten Leistungssteigerung) ausgezeichnet. Die US-Amerikanerin hat in ihrem jungen Alter bereits eine beachtliche Karriere hingelegt. Ihr größter Erfolg war das Erreichen des Halbfinals bei den US Open 2024. Ruhe und Spielintelligenz haben ihr den kontinuierlichen Aufstieg in der Tenniswelt ermöglicht. Navarros Debüt in Stuttgart bereichert das ohnehin schon hochkarätige Teilnehmerfeld.

© Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch
Qinwen Zheng (22 Jahre alt, WTA-Rang 8): 2024 war das erfolgreichste Jahr in der Karriere der chinesischen Tennisspielerin. Die Sportlerin holte olympisches Gold in Paris – außerdem erreichte sie das Finale bei den Australian Open sowie den WTA-Finals in Saudi-Arabien. Eine starke Vorhand und ein schneller Aufschlag zeichnen Zhengs Spiel aus. Die 22-Jährige mag es, das Spielgeschehen an sich zu reißen und dominant aufzuspielen. 2025 verlief für sie bisher verhältnismäßig schwach. Zeit für sie, das in Stuttgart zu ändern.

© imago/Sydney Low
Mirra Andreeva (17 Jahre alt, WTA-Rang 7): Mirra Andreeva (17 Jahre alt, WTA-Rang 6): Knapp 40 Jahre ist es her, dass der 17-jährige Boris Becker Wimbledon gewann. Sein Sieg löste in Deutschland eine nie dagewesene Begeisterung für den Tennissport aus. Die Russin Mirra Andreeva befindet sich jetzt im gleichen Alter – und ist bereits die Nummer 7 der Welt. Durch den Sieg über die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka im Finale von Indian Wells stand Andreeva noch vor ihrem 18. Geburtstag erstmals in den Top 10 der Weltrangliste. Das haben nur wenige geschafft: etwa Serena Williams und Steffi Graf. Das ist ein schweres Erbe.

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Jasmine Paolini (29 Jahre alt, WTA-Rang 6): Mit einer Körpergröße von 1,63 Metern zählt Jasmine Paolini zu den kleinsten Teilnehmerinnen beim Porsche Tennis Grand Prix. Bei den French Open sowie in Wimbledon erreichte die Italienerin 2024 das Finale. Dazu gewann sie zusammen mit Sara Errani olympisches Gold bei den Spielen in Paris. Die Sportlerin aus der Toskana begeistert auf dem Platz durch eine Mischung aus Raffinesse, Schnelligkeit und Entschlossenheit. In Stuttgart trifft Paolini jetzt auf die Weltelite. Und sie ist längst ein Teil davon.

© imago/Panoramic/Virginie Bouyer
Coco Gauff (21 Jahre alt, WTA-Rang 4): Keine bringt mehr Power auf den Platz als sie. Mit 19 Jahren betrat Coco Gauff den engen Kreis der Tennis-Elite, nachdem sie in ihrem Heimatland die US Open 2023 gewonnen hatte. Gauffs Spiele bieten eine Mischung aus Athletik, Kampfgeist und kraftvollen Grundschlägen. In Stuttgart möchte sich die 21-Jährige aus Florida nun auch auf Sand beweisen.

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Jessica Pegula (31 Jahre alt, WTA-Rang 3): Die US-Amerikanerin reist als frisch gekürte Siegerin der Charleston Open ins Ländle. Pegulas Spiel zeichnen flache und präzise Grundschläge aus, mit denen sie das Match kontrollieren will. Eine Spielweise, die für ihre Gegnerinnen extrem frustrierend sein kann. Auch im Doppel zählt die 31-Jährige zusammen mit der zehn Jahre jüngeren Coco Gauff zu den Weltbesten. Die ganz großen Titel fehlen allerdings noch. In Stuttgart wird die Tochter eines Erdgasmilliardärs, dem Besitzer des NFL-Teams der Buffalo Bills, so brennen wie noch nie.

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Iga Swiatek (23 Jahre alt, WTA-Rang 2): Wenn Iga Swiatek aufschlägt, spürt man gerade auf ihrem Lieblingsbelag Sand sofort: Hier kommt die Chefin. Die vierfache French-Open-Siegerin und zweifache Gewinnerin beim Porsche Grand Prix (2022 und 2023) dominiert auf dem Sandplatz wie kaum eine andere. Die Polin spielt mit einem gelungenen Mix aus Präzision und Power. Dabei gilt bei ihr stets: in der Ruhe liegt die Kraft. In der Porsche-Arena ist Swiatek die Frau, die es zu schlagen gilt.

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Aryna Sabalenka (27 Jahre alt, WTA-Rang 1): Mit ihren Aufschlägen überschreitet die Belarussin häufig die 190 Stundenkilometer-Marke. Auf dem Court ist Sabalenka eine Naturgewalt – und setzt kompromisslos auf Angriff. Drei Grand-Slam-Titel stehen in der Vita der 27-Jährigen aus Minsk. Auch in Stuttgart erreichte Sabalenka bereits dreimal in Serie das Finale, blieb aber bislang ohne Titel. Dieses Mal soll es endlich mit dem Porsche als Siegprämie klappen. An ihrer Willenskraft wird es nicht scheitern.