Stuttgarter Kickers
Zweite Mannschaft könnte in der Verbandsliga starten
Durch eine Änderung der Spielordnung könnte eine zweite Mannschaft des Regionalligisten Stuttgarter Kickers in der Verbandsliga eingruppiert werden und müsste nicht mehr ganz unten starten. Was sagt der Geschäftsführer Sport zu dem Thema?
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© Baumann
Robin Dutt, Thomas Letsch, Marcus Sorg (v.li.): Dieses prominente Trio machte seine ersten Trainer-Schritte bei der zweiten Mannschaft der Stuttgarter Kickers.
Von Jürgen Frey
Die zweite Mannschaft der Stuttgarter Kickers war viele Jahre lang ein gutes Sprungbrett. Für zahlreiche Spieler, aber auch für spätere Bundesligatrainer wie Robin Dutt, Thomas Letsch oder Marcus Sorg, die allesamt ihre ersten Trainer-Schritte bei den „kleinen Blauen“ machten und dann die Karriereleiter nach oben kletterten.
Von 2000 bis 2017 waren die Kickers II sogar in der Oberliga am Ball, die längste Zeit trainierte Björn Hinck das Team (2003 bis 2012). Vor acht Jahren entschied sich der Verein, die zweite Mannschaft abzumelden – aus finanziellen Gründen. Präsident Rainer Lorz begründete es seinerzeit wie folgt: „Als Konsequenz der knappen finanziellen Ressourcen hat die Vereinsführung entschieden, keine U 23 mehr zu melden. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber nur so können wir die Mittel für das Nachwuchsleistungszentrum erhalten beziehungsweise sogar steigern“.
Kickers-Bekenntnis zur Jugend
Das für den Bereich Jugend/Amateure zuständige Präsidiumsmitglied Holger Schäfer ergänzte in der damaligen Pressemitteilung: „Wir können nicht gleichzeitig die Jugendarbeit intensivieren, um auf die immer größer werdenden Anforderungen zu reagieren und eine U 23 in der Oberliga spielen lassen. Wir waren uns einig, dass wir uns dann ganz klar zur Jugend bekennen und auf die Nachwuchsarbeit konzentrieren.“
Durch das Abrutschen der ersten Mannschaft bis in die Oberliga (2018 bis 2023) rückte das Thema zweite Mannschaft in den Hintergrund. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga häuften sich wieder Stimmen, die ein Reserveteam als durchaus zielführend erachteten. Eine der Hauptfragen dabei: In welcher Spielklasse müsste ein Kickers-II-Team im Kampf um Tore und Punkte wieder einsteigen? Dass das in der Kreisliga B wenig Sinn ergeben würde, darüber gab und gibt es keine zwei Meinungen.
Änderung auf Verbandstag
Nun aber steht fest: Für die Blauen bestünde die Möglichkeit, mit einer zweiten Mannschaft in der Verbandsliga starten zu können. Grund: Eine Änderung des §42 Nr. 10 in der Spielordnung auf dem vergangenen Verbandstag. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, Mannschaften unter bestimmten Voraussetzungen einer höheren – als der untersten – Spielklasse zuzuordnen.
Im Wortlaut heißt es: „Mannschaften, die neu zu den Verbandsrundenspielen gemeldet werden, sind grundsätzlich in der untersten Spielklasse einzureihen. Neu gemeldete untere Mannschaften eines Teilnehmers an den Lizenzligen (Bundesliga und 2. Bundesliga) sowie der 3. Liga kann der Verbandsvorstand in eine Spielklasse auf Verbandsebene eingruppieren. Gleiches gilt für Vereine, die ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) unterhalten.“ Dieser letzte Zusatz ist für die Kickers als Regionalligist entscheidend.
Antragsende 31. März
Bis zum 31. März hätten die Blauen Zeit, einen entsprechenden Antrag an den Verband zu senden. Aufgrund der Kurzfristigkeit werden sie dies aber nicht tun. „Man bräuchte schon einen gewissen Vorlauf, um das Ganze auch seriös zu planen und umzusetzen. Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Lutz Siebrecht auf Nachfrage. Der Geschäftsführer Sport hält eine „zweite Mannschaft generell für eine gute Sache, um eigene Talente Schritt für Schritt heranzuführen“. Zu gegebener Zeit könne man sich mit dem Thema durchaus auseinandersetzen.
Knackpunkt sind vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen. Zwischen 350 000 und 500 000 Euro dürfte eine zweite Mannschaft, mit allem drum und dran, pro Saison verschlingen.
KSC II startete neu
In Baden-Württemberg setzen die Bundesligisten VfB Stuttgart, TSG 1899 Hoffenheim und SC Freiburg auf zweite Mannschaften. Erstligist 1. FC Heidenheim und Zweitligist SSV Ulm 1846 verzichten dagegen auf Reserveteams. Zweitligist Karlsruher SC startete im Sommer 2024 mit einer neu ins Leben gerufenen „Zweiten“ in der Verbandsliga Nordbaden. Dort steht die Elf von Trainer Dietmar Blicker und Torjäger Dominik Salz derzeit auf Platz zwei.