Erweiterung in den Etzwiesen geplant

Stadtverwaltung informiert Vereinsvertreter beim alljährlichen Treffen über den Stand der Dinge im Sportstättenbau in Backnang

Es war beim siebten Backnanger Sportstammtisch nichts anderes als bei den sechs vorherigen: Die Karl-Euerle-Halle nahm breiten Raum ein, obwohl die Vereins- von den Stadtvertretern dieses Mal kaum etwas Neues hörten. Zu den weiteren Themen zählten die Sanierung der maroden Kunstrasenplätze in der Eugen- Adolff- und in der Karl-Euerle-Anlage sowie die Zukunftsvision in den Etzwiesen.

Könnte sich in einigen Jahren mit einem aufgehübschten Erscheinungsbild präsentieren: Die Sportanlage in den Backnanger Etzwiesen. Im Bereich der Parkplätze denkt die Stadt an einen weiteren Kunstrasen, die TSG-Fußballer beschäftigen sich mit einem neuen Vereinsheim. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Könnte sich in einigen Jahren mit einem aufgehübschten Erscheinungsbild präsentieren: Die Sportanlage in den Backnanger Etzwiesen. Im Bereich der Parkplätze denkt die Stadt an einen weiteren Kunstrasen, die TSG-Fußballer beschäftigen sich mit einem neuen Vereinsheim. Foto: A. Becher

Von Steffen Grün

Wenn sich die Emissäre der Backnanger Sportvereine mit dem Oberbürgermeister sowie weiteren Experten der Stadtverwaltung treffen, können sie dies in vielfältiger Weise nutzen. Zum Beispiel, um Kritik zu üben, was sie am Montagabend nur in äußerst dosierter Form taten: Da ärgerte sich einer über einen bestimmten Hausmeister und jemand anderes mahnte an, das Kultur- und Sportamt solle endlich die Praxis stoppen, die Hallenbelegungen im E-Mail- Zeitalter auf dem Postweg zu bestätigen. „Macht das doch ab morgen“, wandte sich Frank Nopper an seine zuständigen Mitarbeiter. Mal schauen, ob dieser Rat des Rathauschefs ruckzuck beherzigt wird. Schon etwas länger dürfte es dauern, eine Anregung von Rolf Hettich vom Triathlonclub Backnang umzusetzen: Ihm schweben einheitliche, von der Stadt montierte Pfosten vor, an denen die Klubs an den Haupteinfallstraßen die Werbeplakate für ihre Veranstaltungen anbringen können. „Damit kein wildes Durcheinander herrscht.“

Neben der Möglichkeit, Kritik oder Lob loszuwerden und Vorschläge einzubringen, bietet der Sportstammtisch den engagierten Funktionären vor allem komprimierte Informationen zum aktuellen Stand in Sachen Sportstätten: Wie geht es mit den bereits angeschobenen Projekten voran, was steckt in der Pipeline? Vorneweg: Ein total neues, noch nie zuvor diskutiertes Vorhaben kam nicht zur Sprache. Auch der dritte Platz und damit der zweite Kunstrasen in den Etzwiesen, bei dem es sich mitsamt der Rasenfläche auf der anderen Murrseite eigentlich um einen vierten Platz handeln würde, steht schon eine Weile im Raum. Es scheint nun aber konkreter zu werden, zumal sich der unter dem Viadukt ansässige, 100 Jahre alte Fußball-Verbandsligist auch mit einem neuen Vereinsheim beschäftigt. Das sei natürlich Vereinssache, betont der OB und sieht „den städtischen Part beim dritten Platz und dem Umkleidetrakt“. Die hierfür geschätzten Kosten beziffert Nopper auf 1,5 bis 2 Millionen Euro, der Gemeinderat werde sich wohl diesen Herbst zum ersten Mal mit dem Fall befassen. Eile herrscht einstweilen noch nicht, denn bevor der aktuell für die Jahre 2020 bis 2022 geplante Neubau eines zweiten Murrtalviadukts nicht vollendet ist, geht nichts.

Die Bagger in den Etzwiesen rollen also vermutlich erst, wenn die neue Karl-Euerle-Halle eingeweiht ist – zumindest dann, wenn diese schon weit über zehn Jahre die Nerven der Sportler strapazierende Story nicht doch noch um ein Kapitel erweitert wird. „Der Zug fährt schon mit hoher Geschwindigkeit“, übt sich Nopper in Zuversicht. „Der Gemeinderat könnte noch eine Notbremsung einleiten, aber das halte ich für eine theoretische Variante.“ Die aktuelle Kostenschätzung für den Abriss der alten und den Bau der neuen Halle beträgt rund 13 Millionen Euro, im Oktober 2022 soll das neue Schmuckkästchen fertig sein – „wenn alles gut läuft“, erläutert der OB.

Die Beauftragung eines Generalunternehmers, bei dem Planen und Bauen in einer Hand liegen, und die Vereinbarung eines Festpreises bei Vertragsabschluss sollen die zeitlichen und finanziellen Risiken für die Stadt minimieren – wie beim Hallenbad mit Erfolg vorexerziert. Für Stefan Setzer kommt aber trotzdem „Qualität vor Geschwindigkeit, das Ding muss ja wieder 50 Jahre halten“, so Backnangs Baudezernent. „Mindestens“, wirft Nopper ein. Details wie der Bodenbelag sind noch zu klären, das mit Schulen und Vereinen besprochene Raumprogramm steht weitgehend.

Den Kunstrasenplatz in der Karl-Euerle-Anlage vor der Fertigstellung der Halle auszutauschen, verbietet sich wegen möglicher Beschädigungen: Es wird also wohl erst 2023 für etwa 500000 Euro der Fall sein. Mit Hochwasserfolgen hat es zu tun, dass selbiges in der Eugen-Adolff-Anlage rund 700000 Euro kostet. „Es wäre mein Anliegen, dort 2021 anzufangen“, sagt der OB, will jedoch nichts versprechen. Schon des Öfteren geflickt und mit dann knapp 20 Jahren auf dem Buckel wäre der Platz „fällig, das räume ich ein“, erklärt Nopper. Weil ein EU-Verbot von Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen droht, „werden wir bei Komplettsanierungen auf andere Baustoffe zurückgreifen“, kündigt Setzer an und denkt als Füllstoff an Rundkornsand, wie er schon in Oppenweiler verwendet wird.

Dem von Klaus Lindner, dem Vorsitzenden der Dachorganisation der TSG Backnang, ins Gespräch gebrachten Sportstättenentwicklungsplan erteilte Nopper eine klare Absage: „Wir stecken in einem Korsett von äußeren Zwängen. Ich halte nichts von wolkigen Zukunftsplänen, die nicht realistisch und finanzierbar sind.“

Info
Sportstammtisch: Termine und Anregungen

Für Frank Nopper ist der Sportstammtisch, zu dem sich Vertreter der Vereine und der Stadt seit 2013 stets kurz vor den Sommerferien in der Gaststätte Stadtblick auf dem Hagenbach treffen, „gute Tradition und guter Brauch“. Beim siebten Mal wurde Backnangs OB unter anderem vom Baudezernenten Stefan Setzer sowie von Kultur- und Sportamtsleiter Martin Schick begleitet, für 2020 wurde bereits der 20. Juli als Termin festgezurrt – wieder montags (19.30 Uhr).

Die für 2020 zunächst nicht geplante, vierte Backnanger Kindersportmesse findet am Sonntag, 10. Mai, nun doch statt, weil die alte Karl-Euerle-Halle noch steht. Bei der Murr-, Bach- und Flurputzete wirbt die Stadt für eine noch stärkere Mitwirkung der Sportvereine, ein dem RSV Waldrems sauer aufgestoßenes Erinnerungsschreiben soll laut Schick „keine Gängelung und keinen erhobenen Zeigefinger bedeuten“.

Die Backnanger Sportparty geht am Freitag, 14. Februar 2020, über die Bühne, für das 50. Straßenfest (26. bis 29. Juni) sollen die sonst nicht beteiligten Vereine auch über einen Stand nachdenken. „Es könnte sein, dass wir die Festfläche zum Jubiläum etwas vergrößern wollen“, erläuterte Schick.

Zum Artikel

Erstellt:
24. Juli 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen